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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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dem Tisch stand, schenkte auch Bon-Bons Humpen voll und forderte ihn auf, ohne Bedenken zu trinken und sich ganz wie zu Hause zu fühlen.
    »Dein Buch hier ist tatsächlich hervorragend, Pierre«, mit diesen Worten nahm Seine Majestät die Unterhaltung wieder auf und klopfte ihrem Freund verständnisvoll auf die Schulter, gerade als Letzterer sein Glas niedersetzte, nachdem er seine unbedingte Zustimmung zur Rede des Gastes zu erkennen gegeben hatte. »Dein Buch ist gut gemacht, auf Ehre, es ist ein Werk nach meinem Sinne. Immerhin könnte, meiner Meinung nach, in der Sache noch manches verbessert werden, und manche Begriffe erinnern an Aristoteles. Dieser war einer meiner allerintimsten Bekannten. Ich hatte eine große Zuneigung zu ihm wegen seines schrecklich schlechten Charakters und wegen seiner herrlichen Fertigkeit, Verwirrung anzurichten. Nur eine wirklich begründete Wahrheit ist in allem zu finden, was er schrieb, und die habe ich ihm eingegeben aus purem Mitleid mit seiner Albernheit. Ich vermute, Pierre Bon-Bon, dass du wohl weißt, von welcher herrlichen Lehre hier die Rede ist?«
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich – – –«
    »Wirklich? Nun, ich war es, der Aristoteles beibrachte, dass die Menschen durch das Niesen überschüssige Gedanken auf dem Weg des Gesichtsvorsprunges entfernen.«
    »Und das ist – hup! – zweifellos auch der Fall«, sagte der Metaphysiker, füllte sich zu gleicher Zeit seinen Humpen aufs Neue mit Champagner und bot dem Gast seine Schnupftabaksdose hin.
    »Auch zu Plato«, fuhr Seine Majestät fort, indem Sie die Schnupftabaksdose und das damit verbundene Kompliment bescheiden ablehnte, »auch zu Plato fühlte ich einst freundschaftliche Zuneigung. Du kennst Plato, Bon-Bon? – Ah, nein, bitte tausendmal um Entschuldigung! Er traf mit mir eines Tages im Parthenon von Athen zusammen und sagte mir, dass er um eine Idee verlegen sei. Ich forderte ihn auf, niederzuschreiben, dass ὁ νους ἐδτιν αὐλος. Er sagte, dies würde er tun und ging nach Hause, während ich mich hinüber zu den Pyramiden begab. Aber mein Gewissen strafte mich, weil ich eine Wahrheit geäußert hatte, wenn auch nur, um einem Freund zu helfen. Ich eilte zurück nach Athen und kam hinter dem Stuhl des Philosophen an, als er gerade das Wort αὐλος niederschrieb.
    Nun gab ich schleunigst dem Lambda einen Nasenstüber mit meinem Finger, so dass es auf dem Kopf stand. Der Satz steht also jetzt folgendermaßen da: ὁ νους ἐδτιν αὐγος, und dieser Satz ist, wie dir bekannt sein wird, die Grunddoktrin seiner metaphysischen Schriften.«
    »Waren Sie jemals in Rom?«, fragte der Restaurateur, als er seine zweite Flasche Champagner austrank und für eine genügende Zufuhr von Chambertin sorgte.
    »Nur einmal, Herr Bon-Bon, nur ein einziges Mal«, sprach der Teufel in einem Ton, als sagte er etwas Auswendiggelerntes her. »In früheren Zeiten herrschte dort fünf Jahre lang Anarchie. Während dieser Zeit war die Republik aller ihrer Beamten beraubt und hatte keine Oberleitung außer der der Volkstribunen, denen aber keinerlei Exekutivmacht zustand; damals, Herr Bon-Bon, damals war ich zum einzigen Mal in Rom, und so kann ich keinerlei irdische Verbindung mit den dortigen Philosophen haben.« *
    »Wie denken Sie über – wie denken Sie über – hup! – Epikur?«
    »Was ich über wen denke?«, rief der Teufel im Ton höchstens Erstaunens. »Es fällt Ihnen doch wohl kaum bei, Epikur irgendwie zu tadeln! Was ich über Epikur denke! Meinen Sie mich damit, Herr? – Ich bin Epikur! Ich bin derselbe Philosoph, der jene hundert Abhandlungen verfasste, die Diogenes Laertes bewahrte.«
    »Das ist eine Lüge!«, schrie der Metaphysiker, denn der Wein war ihm ein wenig zu Kopf gestiegen.
    »Sehr gut! – Sehr gut, mein Herr! – Wirklich sehr gut, mein Herr!«, sagte Seine Majestät offenbar ungeheuer geschmeichelt.
    »Das ist eine Lüge!«, wiederholte der Restaurateur gebieterisch; »das ist eine – hup! – eine Lüge!«
    »Gut, gut, wie du willst!«, sagte der Teufel in beschwichtigendem Ton, und Bon-Bon, der Seine Majestät in der einen Streitfrage geschlagen hatte, hielt es für seine Pflicht, eine zweite Flasche Chambertin zu beendigen.
    »Wie ich schon gesagt habe«, fuhr der Besucher fort, »wie ich schon vorhin bemerkt habe, finden sich einige sehr outrierte Begriffe in Ihrem Buch, Herr Bon-Bon. Was zum Beispiel wollen Sie mit all dem Schwindel betreffs der Seele sagen? Aber,

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