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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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immer die Gefahr der Verwesung, wenn die Seelen uns auf dem gewöhnlichen Weg zugesandt werden.«
    »Hup! – Hup! – Heiliger Gott! Wie richten Sie es denn ein?«
    In diesem Moment hob die eiserne Lampe mit verdoppelter Gewalt hin- und herzuschwingen an, und der Teufel fuhr halb von seinem Sitz auf. Bald jedoch fasste er sich wieder, stieß einen leisen Seufzer aus und sprach mit leiser Stimme: »Ich will dir etwas sagen, Pierre Bon-Bon, wir dürfen keine Verwünschungen mehr laut werden lassen.«
    Der Wirt stürzte wieder einen Humpen voll hinab, um dadurch seine Einwilligung und sein volles Verständnis auszudrücken, und der Besucher fuhr fort:
    »Nun also, man kann sich auf verschiedene Weise einrichten. Die meisten von den Unsrigen verschmachten, einige begnügen sich mit Eingepökeltem; ich meinerseits ziehe es vor, die Geister vivente corpore zu kaufen; ich finde, auf diese Art halten sie sich sehr gut.«
    »Aber der Körper! – hup! – der Körper!«
    »Der Körper, der Körper – nun was soll die Frage? – Ach! ja! ich verstehe. Nun, der Körper wird durch den Handel gar nicht in Mitleidenschaft gezogen. Ich habe in meinem Leben zahllose Geschäfte dieser Art abgeschlossen, und die andere Partei hat sich nie irgendwie dadurch belästigt gefühlt. Kain, Nimrod, Nero, Caligula, Dionys, Pisistratus und – und tausend andere wussten im späteren Lebensalter nichts davon, was es heißt, eine Seele zu haben; trotzdem waren diese Männer eine Zierde der Gesellschaft. Und dann A…, den Sie so gut kennen wie ich? Ist er nicht im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten? Wer schreibt ein scharfsinnigeres Epigramm? Wer urteilt geistreicher? Wer – aber halt! Sein Pakt steht ja in meinem Taschenbuch.«
    Mit diesen Worten zog er eine flache Brieftasche aus rotem Leder aus seiner Tasche und entnahm ihr eine Anzahl Papiere. Bon-Bon gelang es, auf dem einen oder anderen einige unzusammenhängende Silben zu erspähen: »Machi…, Maza…, Robesp…« – dann auch ganze Worte: »Caligula, George, Elisabeth.« Seine Majestät suchte einen schmalen Pergamentstreifen heraus und las laut die folgenden Worte vor:
    »In Anerkennung gewisser geistiger Gaben, auf deren Aufzählung hier einzugehen nicht nötig ist, außerdem in Anerkennung von eintausend Louis d’or trete ich hiermit dem Inhaber dieses Paktes alle meine Rechte, Titel, und Pertinenzien an dem Schatten ab, der sich meine Seele nennt, (gezeichnet) A…« * (Nun nannte Seine Majestät einen Namen. Ich fühle mich nicht berechtigt, ihn in klarerer Weise anzudeuten.)
    »Ein gewandter Bursche«, fuhr jener fort; »aber, wie du, lieber Bon-Bon, war er gründlich über die Seele im Irrtum. Du lieber Gott, die Seele ein Schatten! Die Seele ein Schatten! Ha! Ha! Ha! – He! He! He! – Hu! Hu! Hu! Stell dir nur einmal einen frikassierten Schatten vor!«
    »Man stelle sich – hup! – einen frikassierten Schatten vor!«, rief unser Held, dessen Geisteskräfte durch die tiefsinnigen Reden Seiner Majestät aufs Äußerste angefeuert wurden. »Man stelle – hup! – sich einen frikassierten Schatten vor! Nun, hol mich der Teufel! – hup! – hm! Als ob ich solch ein – hup! – Einfaltspinsel wäre! Meine Seele, Herr – hm!«
    »Ihre Seele, Herr Bon-Bon?«
    »Ja, mein Herr – hup! – meine Seele ist – –«
    »Was, mein Herr?«
    »Kein Schatten, zum Teufel noch mal!«
    »Wollten Sie vielleicht behaupten – – –«
    »Ja, mein Herr, meine Seele ist – hup! – hm! – ja, mein Herr.«
    »Hatten Sie nicht die Absicht, zu erklären – – –«
    »Meine Seele ist – hup! – besonders geeignet für – hup! – ein – – –«
    »Was, mein Herr?«
    »Stew.«
    »Ha!«
    »Soufflee.«
    »Oh!«
    »Frikassee.«
    »In der Tat!«
    »Ragout und Frikandeau – und nun pass auf, mein guter Bursch! Ich werde es dir zukommen lassen – hup! – ein Handel.« Er klopfte Seine Majestät auf den Rücken.
    »Ausgeschlossen«, sagte Letztere ruhig, und damit erhob sie sich. Der Metaphysiker starrte sie an.
    »Für den Augenblick bin ich genügend versehen«, sagte Seine Majestät.
    »Hu–up! – Wa–as?«, sprach der Philosoph.
    »Momentan ohne Pekunia.«
    »Was?«
    »Außerdem wäre es meinerseits sehr schofel – – –«
    »Mein Herr!«
    »Vorteil ziehen zu wollen – von – – –«
    »Hup!«
    »Ihrer gegenwärtigen widerlichen und unschicklichen Verfassung.«
    Der Besucher verbeugte sich und zog sich zurück – wie er dies bewerkstelligte, konnte

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