Gesammelte Werke
haben.
Nun wurde meine Aufmerksamkeit durch folgende Stelle in der »Kröte« angezogen. Die »Kröte« zeichnet sich vor allem durch ihre Geradheit und Unabhängigkeit, durch ihren völligen Verzicht auf Schmeichelei und Kriecherei Essenspendern gegenüber aus:
»Die Oktobernummer des ›Honigsüßen‹ ist allen konkurrierenden Blättern weit voraus und übertrifft sie, wie nicht anders zu erwarten ist, sowohl durch die Pracht ihrer Ausstattung wie durch den Inhalt. Die ›Brummtrommel‹, der ›Radau‹ und die ›Blechschmiede‹ ragen, wie wir zugeben müssen, durch Prahlerei hervor, aber in jeder anderen Hinsicht ist ihnen der ›Honigsüße‹ überlegen! Wie die berühmte Zeitschrift ihre offensichtlich horrenden Spesen zu decken vermag, geht über unsere Begriffe. Allerdings erscheint sie in einer Auflage von 200 000 Exemplaren, und ihre Abonnentenzahl ist in den letzten 14 Tagen noch um ein Drittel gestiegen, aber andererseits ist die Summe, die sie monatlich für Beiträge aufzubringen hat, erschreckend hoch. Wir hören, dass Herr Saugfinger nicht weniger als 50 Pfennige für sein ›Trauerlied im Lehmpfuhl‹ erhielt.
Unter den Mitarbeitern mit Originalbeiträgen wollen wir (neben dem hervorragenden Redakteur, Herrn Sauertopf) nur Namen erwähnen wie Snob, Schlauesel, Saugfinger. Abgesehen vom Leitartikel, scheint uns der wertvollste Beitrag ein poetisches Juwel aus der Feder von Snob über das Bobsche Öl zu sein. Unsere Leser müssen aber nicht aus dem Titel dieses unvergleichlichen Kleinodes schließen, dass es die geringste Ähnlichkeit mit dem über denselben Gegenstand verfassten Schwulst habe, den ein gewisses verachtenswertes Individuum verfasst hat, dessen Namen man vor zarten Ohren überhaupt nicht erwähnen kann. Das hier erwähnte Gedicht über das ›Bobsche Öl‹ hat allgemein Neugierde und das Verlangen erweckt, den Träger des offenbaren Pseudonyms ›Snob‹ kennen zu lernen, eine Neugierde, die zu befriedigen wir in der glücklichen Lage sind. ›Snob‹ ist der ›nom de plume‹ des Herrn Thingum Bob, Bürgers der Stadt, Verwandten des großen Herrn Thingum (dessen Namen er trägt) und auch sonst mit den besten Familien des Staates verwandt und verschwägert. Sein Vater, der sehr ehrenwerte Thomas Bob, ist ein reicher Kaufmann in Smug. Sept. 15–1 t.«
Diese edelmütige Anerkennung rührte mich tief, umso mehr, als sie aus einer so unzweifelhaft, so sprichwörtlich lauteren Quelle (der »Kröte«) floss. Der Ausdruck »Schwulst« als Bezeichnung des von der »Klapper« verfassten »Bobschen Öles« erschien mir außerordentlich treffend und angemessen. Etwas zu lau jedoch fand ich die auf mein Werk bezüglichen Worte »Juwel« und »Kleinod«. Es mangelte ihnen die innere Kraft, le prononcé (wie man in Frankreich sagt).
Kaum hatte ich die »Kröte« verdaut, als ein Freund mir ein Exemplar des »Maulwurf« in die Hand drückte. Der »Maulwurf« ist eine Tageszeitung und genießt einen großen Ruf wegen der durchdringenden Schärfe seiner Auffassungen im Allgemeinen und des offenen, ehrlichen, lichtvollen Stils seiner Leitartikel im Besonderen. Der »Maulwurf« äußerte sich über den »Honigsüßen«, wie folgt:
»Eben ist der Redaktion die Oktobernummer des ›Honigsüßen‹ zugegangen. Wir müssen gestehen, dass uns noch nie eine Nummer irgendeines Journals vor Augen gekommen ist, deren Lektüre uns so viel innere Befriedigung gewährt hat. Wir sagen dies mit gutem Bedacht. Die ›Brummtrommel‹, der ›Radau‹ und die ›Blechschmiede‹ werden einen harten Stand haben. Diese übertreffen zweifellos alle anderen Blätter, was geräuschvolle Sensationsmacherei anbelangt, in jeder anderen Hinsicht aber ist ihnen der ›Honigsüße‹ überlegen! Wie die berühmte Zeitschrift ihre offensichtlich horrenden Spesen zu decken vermag, geht über unsere Begriffe. Allerdings erscheint sie in einer Auflage von 300 000 Exemplaren und ihre Abonnentenzahl ist in der letzten Woche um die Hälfte gestiegen, aber andererseits ist die Summe, die sie monatlich für Beiträge aufzubringen hat, erschreckend hoch. Uns ist von zuverlässiger Seite berichtet worden, dass Herr Fettquaker nicht weniger als zweiundsechzigeinhalb Pfennig für seine häusliche Novelette ›Der Scheuerlappen‹ erhalten hat.
Die Mitarbeiter der Nummer, die vor uns liegt, sind: Herr Sauertopf (der hervorragende Redakteur), Snob, Saugfinger, Fettquaker und andere; aber nächst den unnachahmbaren Beiträgen des
Weitere Kostenlose Bücher