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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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bezogen zu haben, denn er entdeckte Leitern und Schlingen.
    »Ein Nachtschatten!«, rief eine helle Stimme.
    »Vertreibt ihn!«
    »Er hat hier nichts zu suchen!«
    »Fort mit ihm!«
    Glänzende Gesichter zeigten sich zwischen dem Laub, grinsten, feixten, verschwanden wieder. Pfeile trafen seinen Kettenpanzer, waren jedoch zu schwach, um einzudringen. Lästiger waren die Kieselsteine, die nun auf ihn herunterprasselten. Er musste den Kopf mit seinen Händen schützen, dann aber stieg er blitzschnell eine Strickleiter hinauf und griff sich eines der kleinen Bürschlein.
    »Hört auf mit dem Quatsch – ich komme als Unterhändler!«, brummte er und schüttelte den Knaben gelinde. »Wo finde ich die Königin?«
    »Als Unterhändler?«
    »Weißt du nicht, was das ist?«
    »Doch … schon … aber du bist doch ein Nachtschatten.«
    »Kluger Kerl!«
    Der Elbenknabe drehte mühsam den Kopf und betrachtete seinen Bezwinger mit eng zusammengekniffenen Augen.
    »Bist du vielleicht Darion?«
    »Allerdings«, gab dieser verwundert zurück. Wie es schien, stellte er eine Art Berühmtheit im Reich der Lichtelben dar. Sogar die Kinder kannten seinen Namen.
    Der Kleine grinste begeistert und deutete mit dem Finger in die grüne Dämmerung des Waldes hinein.
    »Ihr Palast ist dort. In der großen Eiche, die bis an den Himmel wächst.«
    »Aha …«
    Der Kleine schüttelte sich wie ein junger Hund, als Darion ihn aus seinem Griff entließ. Er brachte sich mit einigen Sprüngen in Sicherheit, dann konnte er es nicht lassen.
    »He, Darion?«
    »Was gibt’s, Grünling?«
    »Sei vorsichtig, wenn du dorthin gehst!«
    »Warum?«
    »Unsere Königin ist wunderschön!«
    Damit war er zwischen dem dichten Eichenlaub verschwunden. Darion lächelte – er wusste nur zu gut, wie recht der Kleine hatte. Ja, er musste vorsichtig sein. Sein Herz in beide Hände nehmen. Er würde stark sein und ihr den Abschied leicht machen. Auch das war ein Gebot der Liebe.
    Die Dämmerung erleichterte ihm die Sicht, bald erblickte er mehrere junge Elbenkrieger, die als Wächter auf den unteren Zweigen einer mächtigen Eiche hockten.
    »Ich komme als Unterhändler von Aladion, dem Herrn der Nachtschatten.«
    »Das ist Darion!«
    »Na endlich! Wir warten schon eine ganze Weile auf dich.«
    »Leg dein Schwert ab, bevor du hinaufsteigst!«
    Der Nachrichtendienst der Lichtelben musste großartig arbeiten, wenn man sogar schon auf ihn wartete. Er ärgerte sich ein wenig über das schwere Kettenhemd, das ihn beim Klettern störte, denn er bemühte sich, es den leichtfüßigen Elbenkriegern gleichzutun. Oben in den Wipfeln blitzte das Morgenlicht durch das Laub, und er musste ein paarmal die Augen schließen. Dann erblickte er dicht vor sich den Eingang zum Thronsaal der Elbenkönigin.
    Er schien in den schrundigen Stamm der Eiche hineinzuführen, doch als er eintrat, öffnete sich vor ihm ein ausgedehnter runder Raum, der unmöglich im Eichenstamm Platz haben konnte. Und doch bestand der Fußboden aus poliertem glänzendem Eichenholz, und auch die Wände, die von grünenden Ästen überwuchert wurden, schienen das Innere einer Baumhöhle zu bilden. Fensteröffnungen reihten sich aneinander, von Blattwerk umrankt, in denen das Licht spielte. Von hier aus blickte die Königin weit über die Landschaft bis an die Grenzen ihres Reiches. Auf der östlichen Seite, wo sich jetzt die Sonne erhob, blitzten in der Ferne die Wellen des Meeres. Darion war so versunken in den Anblick dieses verzauberten, fremdartigen Ortes, dass er beim Klang ihrer Stimme erschrocken zusammenfuhr.
    »Darion! Wie lange hast du mich warten lassen!«
    Er verharrte einen Augenblick mit dem Rücken zu ihr, denn er musste sich wappnen, um ihren Anblick ertragen zu können. Wie froh ihre Stimme klang! Das Unvermeidliche schien ihr leichtzufallen – da wollte auch er nicht nachstehen.
    »Herrin«, begann er, sich zu ihr umwendend, und musste sich gleich darauf räuspern. »Ich komme zu Euch im Auftrag von Aladion, dem Herrscher der Nachtschatten.«
    Man hatte ihm die Wahrheit berichtet. Die Königin trug das schimmernde hellgrüne Kleid der Elben, das sich eng an ihren Körper schmiegte und ihre bloßen Füße unbedeckt ließ. Ihr offenes Haar glänzte wie ein Geflecht aus feinen Silberfäden, ihr Lächeln war hoheitsvoll, wie es einer Königin anstand, wenn auch etwas verschmitzt.
    »Seid mir willkommen, Unterhändler!«, grüßte Marian mit nunmehr ernster Miene. »Aladion ist ein kluger Herrscher, der

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