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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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rauchen?«
fragte sie.
    »Nein.«
    »Auch keinen Sniff? «
    »Nein!«
    »Ich kann dich einfach nicht
verstehen, Sophie«, sagte sie betrübt. »Da versucht man, nett zu dir zu sein,
und dann mußt du hergehen und alles verderben!«
    Sie drehte mir den Rücken zu
und entschwebte, ließ mich mit offenem Mund mitten in der Halle stehen. Dann
jagte mich eine Stimme von hinten fast mit einem Satz durch die Decke.
    »Meine unsterbliche Geliebte!«
dröhnte jemand.
    Als ich mich umdrehte, starrte
Harry mich an. Er hatte einen goldenen Ring im Ohr und sah aus wie ein
abgesägter Pirat.
    »Hören Sie bloß damit auf!«
    »Ich habe mich leidenschaftlich
in Sie verliebt«, sagte er, »und in alle anderen schönen Mädchen der Welt.
Leider ist meine Welt diese stinkige Hotelhalle, deshalb müssen Sie die
Erwählte sein. Bezaubert Sie die Vorstellung?«
    »Wie wär’s mit Dumbo?« fragte
ich.
    »Sie funktioniert nicht lange
genug, um sich erregen zu lassen. Schade um das schöne Mädchen«, fügte er
traurig hinzu.
    »Wo kommt sie eigentlich her?«
    »Das weiß kein Mensch. Wer weiß
schon, wo die Leute in einem solchen Hotel herkommen? Oder wo sie hingehen?«
    »Vielleicht ist sie über Nacht
aufgetaucht, wie eine Warze oder so«, schlug ich vor.
    »Eines Tages war sie einfach
da. Und seitdem wohnt sie hier. Sie sorgt dafür, daß der Cola-Automat in
Betrieb bleibt, selbst wenn ich das Kleingeld dazu liefern muß.« Plötzlich
lächelte er. »Wollen Sie für mich singen, Mavis Ventura?«
    »Ich werde Ihnen eins aufs Auge
setzen!« fauchte ich. »Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie angerichtet haben?
Jedem Idioten haben Sie erzählt, daß Sophie Ventura in Ihrem lausigen Hotel
wohnt. Man hat mich entführt, mit einem Messer bedroht und — «
    »Aber Delaware hat es mir
befohlen.« Er verbeugte sich tief und verschwand dadurch einen Moment hinter
seiner Theke. »Millionenfach Verzeihung, werte Dame! Ich habe das Datum
verwechselt.«
    »Wie kommt es eigentlich, daß
Leute einfach in Ihr Hotel kommen, wann sie wollen, um Mädchen zu entführen
oder sie mit Messern zu bedrohen, und keiner tut etwas dagegen?«
    »Das ist einer der Vorzüge des
Hauses«, erklärte er. »Meine Gäste können tun und lassen, was sie wollen,
solange sie ihre Rechnungen bezahlen und für eventuelle Schäden aufkommen. Ich
versuche, das Privatleben meiner Gäste zu respektieren, aber für Prominente ist
es manchmal schwer, sich — «, plötzlich quollen seine Augen vor, »habe ich’s
doch gewußt! «
    »Was?« fragte ich.
    »Liebste Sophie Seidlitz«,
sagte er mit bebender Stimme, »flüchten Sie in die Berge!«
    »Was?«
    »Zu spät!« Es klang wie die
tragische Heldenrolle einer Laienaufführung. »Die Bastille ist erstürmt!«
    »Was, zum Teufel — «, weiter
kam ich nicht.
    Der plötzliche Lärm traf mich
wie ein elektrischer Schlag. Ich schlug die Hände auf die Ohren und drehte mich
um, fühlte mich sofort wie Daniela in der Löwengrube. Fünfzig Teenager stürmten
auf den Empfang zu, kreischten aus vollen Lungen. Der feige Harry war von der
Bildfläche verschwunden und hatte mich mit der anstürmenden Herde allein
gelassen. Einen Augenblick lang wußte ich, wie General Custer sich gefühlt
hatte, als die Indianer zum letzten Angriff übergingen, dann fegte der
unmenschliche Mob über mich hinweg. Die Theke konnte sie keinen Augenblick
aufhalten. Sechs oder sieben sprangen darüber, entdeckten Harry in seinem
Versteck hinter dem Sessel und zerrten ihn an den Haaren heraus.
    »Mango Pickle!« riefen sie. » Mango Pickle and the Undead! «
    »Nicht da!« rief Harry und
stieß dann einen dünnen Schrei aus, als eine ihm den Daumen ins Auge stieß.
    »Wir wollen Mango!« riefen sie
weiter, und das klang ganz eindeutig. »Wo ist er?«
    »Sie sind noch nicht
angekommen«, jammerte Harry, schrie dann wieder, als er einen Daumen ins andere
Auge bekam.
    »Sag uns, wo wir ihn finden!«
befahl ein helläugiger Engel von vierzehn, der aussah, als würde er schon ohne
die abgewetzten Jeans und das lila Hemd fünfundsiebzig Kilo wiegen. »Oder wir
reißen dich in kleine Stücke.«
    »Wir sind Groupies«, lispelte
ein kleines Herzchen, das noch Zahnklammern trug. »Und man weiß ja, was mit
Leuten passiert, die den Groupies nicht helfen.«
    »Jaah!« trompetete der
weibliche Tarzan. »Die werden in Grund und Boden gebumst! «
    »Springt auf ihn!« kreischte es
von hinten. »Trampelt ihn zu Tode, bis er uns sagt, wo sie sind!«
    »Holt mir ein Messer«,

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