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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sein. Ich ließ ein Bad einlaufen, stieg in
die Wanne und beschloß, mich zu ersäufen, änderte aber meine Pläne, als ich
bedachte, wie unhygienisch Badewasser ist. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte,
fuhr ich mit der Bürste über die Reste dessen, was einmal eine Frisur gewesen
war. Das machte es noch schlimmer. Wenn Harry nicht schon tot war, würde ich
ihn umbringen, außerdem Johnny Rio und Burt Delaware — in dieser Reihenfolge.
    Lange Zeit darauf klopfte es
schüchtern. Ich ließ es eine Weile klopfen, bis Johnnys Stimme verkündete, daß
er jetzt die Tür aufbrechen würde. Dann nahm ich den Stuhl weg, und Johnny kam
bäuchlings ins Zimmer gesegelt. Hinter ihm stand Burt Delaware und lächelte
nervös; als er mein Gesicht sah, zog er eine schmerzliche Miene.
    »Mavis, Liebling!« Johnny kam
stolpernd auf die Füße. »Wir haben dir etwas mitgebracht.«
    »Eine Kanone? Damit ich mich
umbringen kann?«
    »Entsetzlich, was in der Halle
passiert ist«, sagte Burt. »Ich habe zwei Wächter besorgt, die das Hotel rund
um die Uhr bewachen.« Er hielt mir eine Schachtel hin. »Das ist für Sie.«
    »Eine schicke schwarze Haube?«
sagte ich. »Die brauche ich wohl nur acht Monate lang zu tragen, bis meine
Haare nachgewachsen sind?«
    »Sieh doch mal nach, Mavis«,
meinte Johnny. »Ich muß ja zugeben, es war Burts Idee, aber ich glaube, es wird
dir gefallen.«
    So machte ich die Schachtel
auf, und drinnen war ein kleiner schwarzer Panther. Zumindest sah es so aus.
    »Was ist das, ein Pelzkragen,
damit ich nicht am Hals friere?«
    »Nimm sie mit ins Bad und
probiere sie auf«, drängte Johnny. »Du wirst einfach umwerfend aussehen.«
    »Weißt du was? Du solltest im
Fernsehen Waschmittel verkaufen. Deine Sprüche sind zum Kotzen.«
    Ich nahm die Schachtel und ging
ins Badezimmer, weil ich ihre dummen Gesichter einfach nicht mehr sehen konnte.
Natürlich war es eine Perücke. Eine schwarze Langhaarperücke, die wollte ich
ihnen zurückbringen und ins Gesicht werfen, beschloß dann aber, sie erst einmal
aufzuprobieren. Ich spielte ein bißchen herum und entschied mich dann für einen
Mittelscheitel. War das verrückt! Im Spiegel sah ich eine exotische Brünette,
der herrlich glänzendes Haar um die Schultern floß, und sie sah ganz fremd aus.
Ich nehme an, die meisten Blondinen fragen sich manchmal, wie sie wohl mit
dunklem Haar aussähen. Ohne falsche Bescheidenheit: Ich fand mich gut. So legte
ich denn dunklen Lidschatten auf, und dann sah mein Spiegelbild noch besser
aus.
    Als ich zurück ins Zimmer kam,
gaben ihre Gesichter mir das Gefühl, die Haare vielleicht doch nicht ganz
umsonst verloren zu haben.
    »Wow!« sagte Johnny. »Burt,
stellen Sie mich dieser schwarzhaarigen Schönheit vor!«
    »Das ist mehr als gigantisch«,
seufzte Burt. »Wenn ich nicht wüßte, daß Sie es sind, Mavis, würde ich es nicht
glauben. Sind Sie es, Mavis?«
    »Ich glaube, es geht
einigermaßen«, gab ich widerwillig zu. »Ich meine, wenn ich mich erst richtig
frisiere, anstatt mir das Ding nur so auf den Kopf zu klatschen.«
    »Das war ein Zeitlupenklatsch«,
meinte Johnny verwundert. »Sie hat fünfzehn Minuten gebraucht.«
    Burt versuchte mit
verzweifelten Grimassen, ihn zum Schweigen zu bringen, und schenkte mir ein
strahlendes Lächeln. »Mavis, könnten Sie mir einen Riesengefallen tun?«
    »Soll ich Johnny umbringen?
Wäre mir ein Vergnügen.«
    »Mango Pickle ist ganz verrückt
nach Ihnen. Er lädt Sie heute abend zum Essen ein.«
    »Wo?«
    »In seinem Zimmer.« Burt hob
abwehrend die Hand. »Wenn sich einer von euch vor dem Hotel sehen läßt, reißen
euch die Groupies in Stücke. Also muß es im Hotel stattfinden.«
    »Ich will in meinem ganzen
Leben keine Groupies mehr sehen. Okay, esse ich halt mit ihm.«
    »Fein!« sagte Burt. »Ich bin
Ihnen sehr dankbar. Ich möchte nicht, daß einer von der Band denkt, Sophie
Ventura sei abweisend, das würde das ganze Konzert verderben. Wenn zwischen den
Köpfen böse vibes laufen, ist die ganze Tournee im Kamin!«
    »Wann wird gegessen?« fragte
ich.
    »Um acht«, sagte Burt. »In
seiner Suite im fünften Stock, und vielen Dank, Mavis!«
    »Ein kleines Problem gäbe es da
noch. Er meint doch, daß er mit Sophie Ventura ißt?«
    »Stimmt.« Burt nickte
aufmunternd.
    »Was, zum Kuckuck, soll ich
dann mit ihm reden?«
    »Du brauchst doch gar nicht zu
reden, Mavis«, unterbrach Johnny. »Einfach nur — «, er sah, was in meinem
Gesicht vorging, »- ich meine... Äh... Na ja, du weißt

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