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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meinen Kaffee übergegossen,
aber die Tasse war leer. Dann klingelte das Telefon. Johnny ging dran. Burt
nutzte die Gelegenheit, mir einen freundlichen Klaps auf den nächstgelegenen
Schenkel zu geben.
    »Tut mir wirklich leid, Mavis«,
meinte er, »aber jetzt brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen. Niemand
wird mehr Gelegenheit haben, an Sie ranzukommen, dafür sorgen wir schon.«
    Am liebsten hätte ich ihm
gesagt, daß das zu spät sei, sie wären schon an mir gewesen, und ich säße auf
dem grauenhaften Beweisstück.
    »Sie sind da«, sagte Johnny und
legte den Hörer auf.
    »Die Entführer?« japste ich.
»Lou Rogers und der Grindel?«
    »Mango Pickle and the Undead«, brummte er. »Gehen wir runter
und begrüßen sie.«
    Unten in der Halle standen sie.
Mango Pickle war ein großer kräftiger Junge mit langem blondem Haar und sehr
hübschen blauen Augen. Die Untoten waren ganz anders. Drei an der Zahl, sahen
sie aus, als hätten sie seit drei Wochen nichts mehr gegessen und wollten
gleich an Unterernährung eingehen. Außerdem hatten sie lila Augenlider und
Flitterzeug im Gesicht. Als Burt allen die Hand gegeben hatte, stellte er uns
vor.
    »Hier ist Sophie Ventura«,
verkündete er großartig. »Sophie, das ist Mango Pickle. «
    »Hallo«, sagte ich schwach.
    »Ist mir eine Ehre«, erwiderte
Mango mit einem sehr männlichen Bariton. »Du bist wirklich die Größte, Sophie.«
    »Danke«, meinte ich und hatte,
als ich seinen Blicken folgte, die mich von oben bis unten musterten, das
Gefühl, als meinte er nicht nur meinen Gesang.
    »Und das sind die Untoten.«
    Die drei stierten mich nur an.
Einer von ihnen strengte sich an und wackelte leicht mit dem kleinen Finger
seiner rechten Hand.
    »Sind Sie ganz sicher?« fragte
ich Burt.
    »Wieso?«
    »Daß sie untot sind?« sagte
ich. »Mir kommen sie vor, als wären sie bestattungsreif.«
    »Ihr Humor ist umwerfend,
Sophie«, sagte er und gab sich Mühe, freundlich zu klingen. »So, ich bringe die
Jungs in ihre Zimmer. Wir sehen uns dann später.«
    So trotteten sie hinter Burt
her und ließen mich mit Johnny in der Halle stehen.
    »Viel können wir jetzt nicht
anfangen, Mavis. Höchstens die Zeit totschlagen, bis Burt sie versorgt hat.
Willst du dich ein bißchen hinlegen?«
    »Ich weiß, die Ereignisse der
letzten vierundzwanzig Stunden haben mich mitgenommen«, fauchte ich, »deshalb
bin ich aber noch lange keine alte Frau!«
    »Entschuldigung. Gehen wir
schwimmen?«
    »Wie wäre es mit einem
Spaziergang?«
    »Dann lieber eine
Spazierfahrt.«
    »Meinetwegen«, sagte ich. Wenn
ich nur aus diesem schäbigen Hotel herauskam.
    Dumbo trat in die Halle, immer
noch in dem durchsichtigen Nachthemd. Ihr schwarzes Haar hing in zotteligen
Strähnen herunter, und sie hatte wieder den leeren Blick in den Augen.
    »Rio?« sagte sie.
    »Ich bin Johnny Rio«, sagte er.
    »Da ist einer, der mit Ihnen
reden will, heißt Delaware.« Sie gähnte vernehmlich. »Oben im fünften Stock.«
    »Danke«, sagte Johnny, schaute
dann zu mir. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Das glaube ich erst, wenn ich
dich sehe.«
    Er verschwand in Richtung
Treppe. Dumbo sah mich von oben bis unten an, als wollte sie Inventur machen.
    »Was ich gestern gesagt habe,
meine ich nicht ernst.« Sie lächelte zögernd. »Tut mir leid.«
    »Das mit Carl?« fragte ich
hoffnungsvoll.
    »Nein.« Sie schüttelte
vorsichtig den Kopf. »Das über dich. Oben hast du nicht zuviel, deine Hüften
sind nicht zu breit, und deine Beine sind toll.«
    »Danke. Aber wie kommt’s?«
    »Der Grindel...«
    »Der Grindel?« Meine Stimme
brach. »Wer ist der Grindel?«
    »Den wirst du bald
kennenlernen«, meinte sie beiläufig. »Er glaubt, daß Sophie Ventura die Größte
ist, daß eigentlich ihr Mann an allem Schuld hat, weil er ein ekliger,
nachtragender Mensch ist, und daß du recht hast, wenn du ihm weggelaufen bist.«
    »Und wo ist er jetzt?« Ich sah
mich verzweifelt um.
    »Hier nicht. Er kommt und geht.
Aber ich glaube, du wirst ihn bald sehen, weil er dich exklusiv haben will.«
    »Exklusiv?«
    »Wenn er erst Lou Rogers
ausgeschaltet hat, sagt er.«
    »Wie heißt er eigentlich?«
murmelte ich. »Er muß doch einen Namen haben?«
    »Er ist einfach der Grindel«,
sagte sie. »Er findet, daß du hübsch aussiehst und großartig singst.« Dumbo
lächelte mich wieder an. »Du hast wirklich Glück, Sophie! Ich wollte, die
Männer wären so hinter mir her.«
    »Du kannst sie alle haben«,
sagte ich bitter.
    »Hast du was zu

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