Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
Model werden, und sie wollte reisen. Vergiss nicht, dass wir einander mühelos durchschauen können. Ich glaube, wenn sie ihren Job und das Reisen hassen würde, dann wüssten wir das.«
Jonas wirbelte herum und ragte einschüchternd vor ihr auf. Dazu war es, soweit sie sich erinnern konnte, bisher noch nie gekommen – und er wirkte wahrhaft einschüchternd. Er trat aggressiv noch einen Schritt weiter vor, und seine Knöchel wurden weiß, als er die Fäuste ballte. »Ach, wirklich, Sarah? Bist du dir deiner Sache ganz sicher? Hannah besitzt Kräfte, vielleicht sogar noch mehr Kräfte, als euch je klar gewesen ist. Sie würde es nicht wollen, dass eine von euch glaubt, sie sei nicht glücklich. Euch ist doch bestimmt bewusst, dass sie ein gestörtes Verhältnis zum Essen hat. Wie lange wisst ihr das schon? Oder hast du es nicht gewusst? Hat sie auch das erfolgreich vor euch verborgen?«
Sarah machte den Mund auf, um zu protestieren, doch sie schloss ihn ebenso abrupt wieder. Hannah aß tatsächlich äußerst wenig. Libby war erst vor wenigen Wochen dahintergekommen, aber sie hätten es alle längst wissen müssen. Hannah war in der Lage, ihre wahren Gefühle vor ihren Schwestern zu verbergen – zumindest vor allen außer Elle, aber vielleicht gelang es Hannah sogar bei ihr. Sarah sah Jonas stirnrunzelnd an. In Wahrheit sah es so aus, dass sie nicht einmal mit Sicherheit hätte sagen können, ob Elle Hannah immer durchschaute. Bedauerlicherweise
hatte Jonas Recht, was Hannahs Fähigkeiten betraf. Sie besaß enorme Kräfte, und sie liebte ihre Schwestern so sehr, dass sie ihre Gefühle vor ihnen verborgen hätte, wenn sie glaubte, ihnen sei unbehaglich dabei zumute.
»Das kann nicht wahr sein«, murmelte sie vor sich hin und war plötzlich besorgt. Hannahs Panikattacken hatten zu ihren Schulzeiten begonnen und sich im Lauf ihrer Karriere als Model nicht gelegt. Sie gab nur selten Interviews, weil immer eine der anderen Drake-Schwestern ihr helfen musste, mit ihrer Nervosität fertig zu werden. Konnte es tatsächlich sein, dass sie gern zu Hause geblieben wäre, statt um die Welt zu reisen? War es möglich, dass sie ihren tollen Job und all den Glamour hasste, der damit verbunden war?
»Komm schon, Sarah, du willst es einfach nicht wahrhaben. Ihr seid alle so sicher, dass ihr wisst, was das Beste für Hannah ist, und ihr sorgt dafür, dass sie es auch weiß. Hannah ist nur dann wirklich sie selbst, wenn sie mir Ärger macht, weil sie wütend auf mich ist.«
»Du willst sie verletzen«, warf Sarah ihm vor. Sie geriet in Wut, aber sie war in erster Linie wütend auf sich selbst, weil sich in ihr der Verdacht regte, er könnte Recht haben – und das würde bedeuten, dass sie alle Hannah zu etwas getrieben hatten, was sie eigentlich gar nicht tun wollte. Es hätte Hannah ähnlich gesehen, den Mund zu halten, wenn sie sich elend fühlte.
Jonas fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Er war sichtlich aufgewühlt. »Ich will sie nicht verletzen. Ich will, dass sie sich durchsetzt und die Person ist, die sie in Wirklichkeit ist, und nicht die, von der sie meint, wir alle wollten sie so haben. Glaube mir, wenn es mir gelingt, sie wütend zu machen, kommt die echte Hannah zum Vorschein.«
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Die Originalausgabe TURBULENT SEA
erschien bei Jove Books, The Berkley Publishing Group,
a division of Penguin Group, New York
Vollständige deutsche Erstausgabe 07/2009
Copyright © 2008 by Christine Feehan
Copyright © 2009 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
eISBN 978-3-641-07159-2
www.heyne.de
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