Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
war, wenn Leibach nichts damit zu tun hatte? Leibach hatte bestimmt auch keine lupenreine Vergangenheit. Und deshalb wäre er auch sofort verdächtig. Karlo kannte diesen Reflex der Ermittler nur zu gut. Er entschloss sich deshalb, seine Beobachtung erst einmal für sich zu behalten und selbst zu versuchen, etwas herauszubekommen. Nicht dass ihm dieser Leibach besonders sympathisch gewesen wäre, ganz und gar nicht, aber er wollte ihm auch keinen unnötigen Ärger machen.
Und so blieb Karlo stumm.
Schönhals war derweil dabei, mit einer langen, dünnen Pinzette in den Schusslöchern herumzustochern. Er erwischte die Projektile und steckte sie in ein Plastikbeutelchen.
Die beiden Streifenbeamten bewegten sich indessen verstohlen auf die Ausgangstür zu. „So, wir sind dann mal weg, wenn das alles war. Ihr braucht uns hier sicher nicht mehr. Ist auch gleich Schichtwechsel.“ Hund schob seinen Kollegen nachdrücklich zur Tür und griff zur Klinke.
Karlo war plötzlich hellwach. „Halt!“, befahl er. „Einen Moment. Da ist noch eine Kleinigkeit, oder?“
Touché!
Zwei schuldbewusste Blicke trafen ihn.
Karlo schaute zu Reichard. „Brauchen Sie mich im Moment noch? Wir haben dringend etwas zu regeln. Dazu müssen wir raus auf die Straße gehen.“
Reichard blickte fragend zu seinem neuen Chef. Der massierte sich gerade wieder mit schmerzerfülltem Gesichtsausdruck den Nacken. Als er die stumme Nachfrage registrierte, schüttelte er unkonzentriert den Kopf. Karlo bedankte sich artig.
„Danke, Herr Schönhals. Wenn noch etwas sein sollte, ich bin ja nur vor der Tür.“ Karlo packte Haffmann bei der Schulter. „Was ist? Gehen wir kurz raus? Ich muss ja wenigstens mal sehen, was kaputt ist.“
Die betretenen Mienen der beiden Streifenbeamten sprachen Bände. Als die drei zusammen auf die Straße traten, fügte Karlo hinzu: „Wisst ihr, das Ganze ist etwas komplizierter, als ihr denkt. Wenn das Motorrad mir wäre, hätten wir kein großes Problem. Aber die MZ gehört nicht mir.“
„Wie, nicht dir? Was soll das heißen?“
„Das soll heißen, dass die Maschine eine Leihgabe eines Freundes ist.“
„Aha. Eines Freundes. Und wer ist dieser Freund? Oder hast du das Ding geklaut?“ Manfred Haffmann wurde schon wieder forscher. Das allerdings verging ihm sofort, als Karlo weitersprach.
„Das Gespann gehört meinem lieben Freund Wolfhard Kuhl.“
„Wolfhard Kuhl?“ Haffmanns Augen weiteten sich. Er kannte Kuhl nur zu gut. Mit ihm war er vor ein paar Jahren aufs Unangenehmste zusammengestoßen.
Und hatte den Kürzeren gezogen.
„Genau.“
„Das hat gerade noch gefehlt.“ Haffmann senkte niedergeschlagen den Kopf. „Was sollen wir jetzt machen?“
Karlo kniete inzwischen vor dem Motorrad und begutachtete den Schaden. Der Kofferraum des Seitenwagens wies eine große Delle auf. Er glaubte nicht, dass am Rahmen etwas passiert war. Aber ein bisschen schlechtes Gewissen bei den beiden Uniformierten konnte nicht von Nachteil sein.
„Nun, fahren kann ich so erst einmal nicht“, ließ er deswegen seinen fachmännischen Kommentar los. „Wenn was passiert, ist das Geschrei groß. Kuhl soll mit dem Anhänger kommen und das Ding in seine Werkstatt bringen. Dort gucken wir uns den Schaden genauer an.“ Er warf den Polizisten einen lauernden Blick zu. „Wollt ihr das ganz offiziell machen? Oder wollen wir uns lieber privat einigen? Mir ist das egal, ich muss mich nur drauf verlassen können, dass ihr den Schaden auch bezahlt.“
„Privat geht nicht“, versetzte Dietmar Hund mürrisch. „Der Funkwagen hat ja auch was abgekriegt. Müssen wir schon offiziell machen.“
„Aber wir sind ja versichert“, warf Haffmann schnell ein. Er bedachte seinen Kollegen mit einem unsicheren Blick. „Oder?“, setzte er verlegen hinzu.
Karlo zuckte mit den Schultern, zog sein Mobiltelefon aus der Tasche und wählte Wolfhard Kuhls Nummer.
„Ach“, ergänzte er noch, während er dem Freizeichen lauschte, „vergesst nicht, wenn ihr euren Bericht schreibt: Ich habe einen Zeugen für euer kleines Missgeschick.“
Dietmar Hund schaute unglücklich ins Leere. „Leider können wir den Bericht nicht selbst schreiben. Das müssen Kollegen von einem anderen Revier machen.“
Haffmann bestätigte das mit einem verhaltenen Nicken. Er befühlte seine ramponierte Nase, ließ sich auf den Fahrersitz fallen und machte sich am Funk zu schaffen.
Im gleichen Augenblick hob Kuhl ab. Als Karlo mit seinem telefonischen Bericht
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