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Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Arzt gehen. Und meistens tut er das dann auch. Ich weiß allerdings nie so recht, ob ich mich darüber freuen oder ärgern soll. Vor allem, wenn wir viel zu tun haben.“
    Reichard unterbrach seine verärgerten Ausführungen und sah sein Gegenüber überrascht an. Gehring zeigte ein feines Lächeln.
    „Der Schönhals also“, sinnierte er und blickte seinen ehemaligen Kollegen mitleidig an.
    Er kannte Schönhals zwar nicht persönlich, hatte aber noch zu seiner aktiven Zeit hinter vorgehaltener Hand von Kollegen über dessen hypochondrische Exzesse gehört.
    Plötzlich veränderte sich der Gesichtsausdruck Harald Reichards. Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Dann sprudelte es aus ihm heraus: „Ach, das hatte ich doch ganz verdrängt! Da war doch dieser Tote im Fechenheimer Wald. Ich hatte es am Telefon schon angedeutet.“
    „Ja, ich erinnere mich. Was war denn da?“
    „Dazu komme ich jetzt. Dieser Mann also war in der Baumertstraße in Fechenheim in einer Art Wohngemeinschaft untergekommen. Er war kein unbeschriebenes Blatt für uns und hatte eine ganze Zeit eingesessen. Als er aus dem Gefängnis entlassen wurde, hat er dort ein Zimmer bezogen. Kurz darauf wurde er umgebracht. Mitten ins Herz geschossen. Wir haben leider noch keine Hinweise, was dahinterstecken könnte.“ Reichard machte eine kurze Pause und musterte Gehring prüfend. Sein Ex-Chef hatte angebissen. Und Georg Gehring fühlte, wie sein Herz anfing, schneller zu schlagen.
    „Das war aber nicht alles, oder?“
    Reichard grinste. „Nein, Chef – ich meine, nein, Herr Gehring. Natürlich nicht. Am Freitag, also gestern, wurde auf den Besitzer des Hauses ein Attentat verübt. Jemand hat zwei Schüsse auf den alten Herrn abgefeuert. Durch das Fenster zur Straße, das zufällig offen stand. Der Mann lebt wahrscheinlich nur deshalb noch, weil er nach dem ersten Schuss in Panik über einen Hocker gestolpert ist und so aus dem Schussfeld geriet. Wir haben jedenfalls zwei Kugeln aus der Wand gepult.“ Wieder hielt der Kommissar inne. Gehring spitzte die Lippen, zupfte sich nervös an der Nase und richtete sich auf.
    „Und die beiden Kugeln stimmen mit der aus der Brust des Joggers überein“, stellte Gehring fest.
    „So weit sind wir bis jetzt noch nicht. War ja erst gestern Abend.“
    „Wird sich aber bestätigen. Glauben Sie mir. Ist zwar nur ein Gefühl, aber es würde doch passen, nicht?“
    „Klar, die Möglichkeit besteht natürlich. Ich hatte auch schon daran gedacht.“
    „Das ist ja eine tolle Geschichte.“ Gehring schien allerdings etwas bedrückt, als er fortfuhr. „Wäre schon gerne dabei. Es juckt mir ganz schön in den Fingern, das kann ich Ihnen sagen. Die Polizeiarbeit fehlt mir schon manchmal. Irgendwie eben.“
    „Ach, Chef“, druckste Reichard gehemmt, „wir könnten doch – also ich meine, was ich sagen will, ist: Wenn Schönhals wieder mal ausfällt, könnte ich Ihnen doch – natürlich ganz unverbindlich – Bericht erstatten. Muss ja niemand mitbekommen. Und Sie könnten sich dann Ihre Gedanken machen und mir vielleicht sagen, was Sie davon halten. Wie wäre das? Allerdings …“
    „Allerdings?“
    „Allerdings dürfen Sie dann nicht böse sein, wenn ich aus Versehen Chef zu Ihnen sage, Chef.“
    Gehring sah den Kommissar mit ausdrucksloser Miene an und knetete ausgiebig seine Hände. Plötzlich konnte er sich nicht mehr beherrschen und fing an, schallend zu lachen. Reichard fiel erleichtert mit ein.
    „Schon gut, Reichard. So können wir es meinetwegen handhaben. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mir jetzt gerne anhören, wie diese Geschichte weitergeht. Aber bitte“, er legte seinen Zeigefinger auf die Lippen, „bitte passen Sie auf, dass meine Frau nichts davon mitbekommt. Ich will ihr eigentlich nichts verschweigen, aber ich glaube, sie ist beunruhigt genug wegen des seltsamen Pakets, das wir bekommen haben.“
    „Ach ja, das Paket“, winkte Reichard unvermittelt ab. „Wenn ich’s mir bei Licht besehe, glaube ich eigentlich doch nicht, dass das etwas zu bedeuten hat. War möglicherweise doch nur ein dummer Scherz. Aus welchem Grund auch immer.“
    „Und wenn nicht? Wie kommen Sie jetzt so plötzlich darauf? Eben meinten Sie noch, dass …“
    „Ach, das ist nur so ein Gefühl“, bemerkte Reichard schnell. Dann versuchte er das Thema zu wechseln. „Die andere Geschichte ist aber noch lange nicht zu Ende. Sie wollen doch sicher die Pointe hören?“
    „Die Pointe?“
    „Ja.

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