Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
Thomas Veh: „Ich bin gleich so weit. Geben Sie mir bitte drei Minuten.“ Leicht irritiert drehte der Wirt ab.
„Ich bin gleich wieder bei Ihnen.“
Red Snapper Filet zu Sepia-Tagliatelle in Limonen-Kokos-Sahne mit Baby-Mangold, Zitronengras und Safran-Creme
. Gehring hatte seinen Appetit notgedrungen komplett umkonfiguriert. Als allerdings der Teller vor ihn auf den Tisch gestellt wurde, war er beinahe froh, dass die Paprika schon ausverkauft war. Was da angerichtet war, sah bemerkenswert gut aus.
Einen Moment hörte man nur das Klappern der Bestecke. Gehring durchbrach das genießerische Schweigen zuerst.
„Und, wie ist denn der Neue so? Kommen Sie einigermaßen klar zusammen?“
Reichard blickte mürrisch vom Teller auf. „Lassen Sie uns erst einmal in Ruhe essen, Chef – äh, ich meine, Herr Hauptkommissar – ach nein, Entschuldigung, Herr Gehring.“
„Hört sich nicht begeistert an, Reichard, aber Sie haben vielleicht recht. Lassen Sie uns erst mal in Ruhe essen. Wir haben alle Zeit der Welt. Oder haben Sie heute noch etwas anderes vor?“
„Nein, Scheff, hab’ isch nischt“, brachte Reichard, auf beiden Backen kauend, hervor, „vielleischt beschtell isch mir danach ’och ein ’Achtisch“, nuschelte er mit einem großen Happen Paprikaschote im Mund weiter. Es schien ihm zu schmecken.
Zwei Himbeer-Tiramisu später, einen Kaffee vor sich, lehnten die beiden ehemaligen Kollegen entspannt in ihren Sitzgelegenheiten. Gehring strich sich über den Bauch und musterte Harald Reichard erwartungsvoll.
„Also, Reichard, was gibt’s Neues?“
„Sie zuerst.“
„Wieso ich?“
„Sie hatten doch etwas auf dem Herzen, oder?“
„Wie meinen Sie?“
„Sie haben doch neulich am Telefon gesagt, Sie müssten mir unbedingt etwas erzählen. Und Sie klangen beunruhigt“, beharrte Reichard und musterte den Ex-Hauptkommissar aufmerksam.
„Ja, natürlich, stimmt. Sie haben recht. Es ist aber auch eine komische Sache. Vielleicht wollte sich auch jemand bloß einen Spaß erlauben.“
„Jetzt reden Sie endlich, Chef! Was war denn los?“
„Also gut, es ist Folgendes passiert: Als wir am Dienstag aus dem Urlaub kamen …“
„Das ist ja wirklich seltsam“, sinnierte Reichard, nachdem Gehring seinen Bericht über das merkwürdige Paket beendet hatte. „Wenn Sie mich fragen, das klingt nicht nach einem Scherz. Da will jemand auf sich, oder das, was er getan hat, aufmerksam machen. Ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Haben Sie das Paket dabei?“
„Nein. Das liegt zu Hause.“
„Ich werde mir das ansehen, versprochen.“ Reichard wirkte allerdings auf Gehring, als hätte sich sein Interesse plötzlich erheblich reduziert. Vielleicht hielt sein Ex-Kollege die Sache ja doch nur für einen dummen Scherz und wollte nicht unhöflich sein, vermutete Gehring. Möglicherweise fürchtete Reichard aber auch, nichts dazu herausfinden zu können und wollte eine Blamage vermeiden.
Gehring war dadurch etwas verwirrt und wechselte das Thema, was Reichard sichtlich aufatmen ließ. Komisch, dachte der ehemalige Polizist noch, dann lenkte er die Aufmerksamkeit auf den Kommissar.
„So, Reichard, jetzt sind Sie aber dran. Erzählen Sie endlich, wer macht denn jetzt meine Arbeit? Oder sind vielleicht sogar Sie befördert worden?“
„Ach was“, kam es enttäuscht, „nicht dran zu denken, Chef. Insgeheim habe ich mir ja schon Hoffnungen gemacht. Aber dann kommt man eines Morgens ins Büro und hat dieses Weichei vor der Nase sitzen.“
„Weichei?“
„Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Herr Gehring. Ich möchte ja nicht behaupten, dass Herr Schönhals sein Handwerk nicht versteht. Wenn er gerade mal da ist. Aber meistens laboriert er ja an einer ganz bösen Krankheit herum. Immer, wenn ihn auch nur – entschuldigen Sie bitte die Ausdrucksweise – ein kleiner Furz drückt, wälzt er den Pschyrembel oder irgendeinen anderen medizinischen Wälzer und sucht sich todverheißende Diagnosen heraus, die in etwa auf seine Wehwehchen passen könnten. Und wenn wir Glück haben, ist er danach wieder mal ein paar Tage krankgeschrieben, hängt bei den entsprechenden Fachärzten rum und belastet unser Gesundheitssystem. Tja, und wir anderen, wir haben die ganze Arbeit am Hals.“
„Und wenn Sie Pech haben?“
„Dann sitzt er im Büro und versichert uns mit ersterbender Stimme, dass seine Lebenserwartung nur noch ein paar Monate beträgt, wenn überhaupt. Wir raten ihm einfach, er solle zum
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