Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
schnell“, rief Karlo der Frau hastig zu und setzte die Verfolgung fort. Vor der Straßenbahntrasse bog der Dieb auf den Fahrradweg nach links ab. Am Ende der Straße erkannte Karlo, dass er schon ziemlich aufgeholt hatte. Der Dieb schaute gehetzt über die Schulter und bemerkte mit Schrecken, wie sein Vorsprung schmolz. In Panik versuchte er, über den Bahndamm zu fliehen. Im gleichen Moment hörte man das Schrillen der Warnglocke einer herannahenden Bahn. Mit einem beherzten Sprung rettete der Flüchtige sich vor der drohenden Kollision mit der berühmt-berüchtigten Linie Elf. Dabei entglitt ihm die Tasche, doch er rannte weiter, ohne sich darum zu kümmern. Karlo ließ die Bahn passieren, kletterte auf den Bahndamm, ging in die Knie und griff sich die Tasche. Als er aufblickte, stand die Straßenbahn schon an der Haltestelle
Fechenheim-Post
. Er sah, wie der Dieb hastig einstieg, und richtete sich wieder auf. Wild mit den Armen rudernd stolperte Karlo über die Gleise, die immer noch haltende Bahn im Blick.
Noch zwanzig Meter.
Die Bahn stand, an der hinteren Tür stieg gerade eine Frau zu.
Noch zehn Meter.
Eine weitere Frau benutzte die hintere Tür.
Noch fünf Meter.
Die Tür schloss sich.
Karlo sprang auf den Bahnsteig, sein Zeigefinger zielte auf den immer noch grün leuchtenden Knopf.
Noch dreißig Zentimeter.
Das Licht erlosch.
Atemlos versuchte Karlo, die Tür mit Gewalt aufzudrücken. Zu spät. Die Bahn fuhr an. Mit einem Fluch trat er nach dem Schienenfahrzeug, dann warf er die Handtasche wütend zu Boden. „Verdammter Mist. Ich krieg dich noch, du Scheißkerl“, entfuhr es ihm in ohnmächtigem Zorn.
Er bückte sich, nahm die Tasche wieder auf und trabte zurück. Als er wieder in die Leinwebergasse einbog, sah er an der Einmündung den Polizeiwagen stehen.
„Da! Der Kölner. Halt mal an. Schau mal, was er in der Hand hat. Wenn das kein Zufall ist!“
Manfred Haffmann fiel förmlich aus dem Wagen heraus und stürmte auf Karlo zu. Sein Kollege Dietmar Hund folgte ihm auf dem Fuß. Karlo reagierte völlig irritiert, als die beiden Beamten seine Arme auf den Rücken drehten und ihm Handschellen anlegten. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit dieser Polizeiaktion, und so war er zu keiner nennenswerten Gegenwehr fähig.
„Seid ihr verrückt geworden?“, schrie er die Beamten aufgebracht an. „Ich bringe hier eine geklaute Handtasche zurück und krieg auch noch Handschellen angelegt? Macht mich sofort los, ihr Blödmänner. Fragt doch die Frau, was passiert ist.“
„Welche Frau?“
„Na, die Frau eben, die Frau, die euch gerade angerufen hat. Wegen dem Handtaschenraub.“
Haffmanns Lachen klang hässlich. „Uns hat niemand angerufen. Wir sind zufällig vorbeigekommen. Und haben mal wieder Glück gehabt, was, Dietmar?“ Der kleine Beamte strahlte seinen großgewachsenen Kollegen an.
Karlos Blick jagte gehetzt hin und her. Die Straße war leer. Von der Frau war keine Spur zu sehen. Na toll.
Dietmar Hund kramte inzwischen in Karlos Einkaufstasche. „Äpfel, Tomaten, Zwiebeln, eine Packung Spaghetti, eine Dose Thunfisch – wo hast du dieses Zeug hier her?“, schnauzte er Karlo an.
Karlo war fassungslos. „Das Zeug?“, rief er ungläubig aus, „das Zeug? He, Jungs, kriegt euch mal wieder ein. Das ist weder Rauschgift noch stammt das aus einem Banküberfall, das sind Lebensmittel! Die kann man essen, versteht ihr?
Mangare!
Der Kassenzettel liegt übrigens auch dabei, ihr Meisterdetektive.“
Während Hund weiter eifrig in der Einkaufstasche wühlte, hielt Haffmann die Handtasche hoch. „Und was ist das? Wo ist der Kassenzettel hierfür?“
Bevor Karlo antworten konnte, schrie Dietmar Hund auf. „Hier, Manfred, schau nur, jetzt haben wir ihn! Jetzt ist er dran! Dafür kriegt er bestimmt zwei Jahre artgerechte Haltung!“
Die beiden Polizisten schauten sich mit leuchtenden Augen an. Hund hielt Karlos dunkles Kapuzenshirt, das er gerade aus der Einkaufstasche gezogen hatte, triumphierend in die Höhe. Seine Worte tropften wie zähe, übersüße Erdbeermarmelade aus seinem hämisch grinsenden Mund.
„Willkommen im Polizeigewahrsam,
Phantom!
“
„Dann lass mal hören. Soll niemand behaupten, dass man bei uns keine Chance bekommt.“
Das klang eher spöttisch. Karlo saß im hinteren Raum des Polizeireviers und bewahrte mühsam die Ruhe. Er versuchte in aller Gelassenheit darzulegen, was geschehen war. Er erläuterte, wie die Frau verzweifelt um Hilfe gerufen hatte und
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