Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
treffen wir uns diese Woche noch auf ein Gläschen? Dann erzähle ich Ihnen alles.“
„Das ist gut. Das können wir gerne machen“, willigte Gehring ein. Als er fortfuhr, grinste er schräg und auch ein wenig gemein. Dabei schaute er seine Frau vielsagend an. „Da können Sie mir auch meine blaue Plastikwanne wieder mitbringen. Martina hat mich schon danach gefragt.“
Reichard schoss das Blut in den Kopf.
Die Plastikwanne!
Irgendwie hatte er das verdrängt. Trotz der Debatte mit seiner Frau über die Schuhe. Er spürte, wie die aufkommende Peinlichkeit seinen Gedankenfluss hemmte. Die Antwort geriet dementsprechend stockend.
„Ja, die Wanne, selbstverständlich. Ich, äh, ich bin noch gar nicht richtig dazu gekommen, mir die Sachen anzusehen. Glauben Sie, das ist jetzt noch von Belang? Ich meine, dass wir die Sachen noch kriminaltechnisch untersuchen lassen?“
Gehring ließ ihn einen Moment zappeln. „Nun immerhin weist alles darauf hin, dass die Pakete etwas mit dem Mord und dem Attentat zu tun haben. Ich weiß ja noch nicht, was Ihre Ermittlungen ergeben haben, aber könnte es nicht sein, dass es da noch einen Unbekannten gibt, der mit in der Sache drinhängt? Vielleicht wirft das noch einmal ein ganz anderes Licht auf den Fall, was meinen Sie?“
Einige Sekunden war es still in der Leitung. Gehring glaubte schon fast, Reichard habe aufgelegt. Dann kam die zögerliche Antwort.
„Tja, wahrscheinlich stimmt das. Vielleicht haben Sie recht. Ich bringe die Sachen morgen ins Labor. Dann sehen wir weiter.“
Gehring konnte sich das Lachen kaum verkneifen. „Wann kommt denn bei Ihnen die Müllabfuhr, Reichard?“, tastete er sich heran.
„Warum wollen Sie das denn wissen?“ Der Kommissar schien jetzt völlig durcheinander zu sein.
„Nun sagen Sie schon, wann?“
Gehring hörte, wie Reichard leise mit seiner Frau sprach und wartete ab.
„Hausmüll, Papier oder Plastik?“, kam die Frage zurück.
„Hausmüll.“
„Meine Frau sagt, morgen früh.“
„Gut. Wissen Sie was?“
„Was denn?“
„Tun Sie Ihrer Frau einen Gefallen, und bringen Sie heute Abend noch den Müll runter“, schlug Gehring vor. Reichard schien immer noch nicht zu kapieren.
„Bitte, was?“
„Ja, tun Sie es einfach. Und bei der Gelegenheit kippen Sie den Inhalt der blauen Wanne einfach dazu. Wir wollen die Sache doch nicht unnötig verkomplizieren. Außerdem – die Schuhe lagen doch schon einmal in Ihrer Tonne, oder?“
Reichard schnappte nach Luft. „Woher wissen Sie?“
„Reichard! Ich bin, ach Quatsch, ich
war
einmal Polizist! Haben Sie das vergessen?“
„Nein, Chef. Es ist nur, ich meine, es tut mir leid.“
„Hören Sie schon auf. Wir vergessen das einfach. Und trinken drauf. Wie wär’s am Freitagabend? Wieder in der
Kastanie
? Und Sie zahlen.“
„Gerne, Chef. Sehr gerne. So um halb acht?“
„Halb acht. Und hören Sie endlich auf mit dem dauernden
Chef
. Wollen wir uns nicht endlich duzen? Ich heiße Georg. Dann hört das vielleicht endlich mal auf.“
Reichard war zuerst unsicher, was er sagen sollte. Dann fasste er sich ein Herz: „Gut. Soll mir recht sein“, entfuhr es ihm. „Darin krieg ich jetzt langsam Routine. Sie sind, äh, du bist heute schon der zweite. Ich heiße übrigens Harald.“
„Wer hätte das gedacht?“, lachte Gehring.
„Wer, wenn nicht du?“, vermutete der Kommissar und schob hinterher: „Dann also bis Freitag – Georg.“
Ein Tag später
Fechenheim
Schluss
Karlo betrachtete die Mohnblüte auf dem Etikett der Rotweinflasche. Wie aus heiterem Himmel war ihm die Kiste Wein in den Sinn gekommen, die im Getränkekeller des Clubs völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten war.
Die Lieblingsweinhandlung seines Rhöner Freundes Paul Perlig in der Fuldaer Königstraße hatte letzten Oktober zur Hausmesse geladen. So war Karlo mit Jeannette, Paul und dessen Nachbarin Sina in der Königstraße in Fulda gelandet und hatte sich im Laufe der Veranstaltung leicht schwindelig probiert. Erfreulicherweise hatte sich Sina Mehler bereiterklärt, nur wenig zu trinken und Chauffeur zu spielen.
Der Wein mit der Mohnblume auf dem Etikett hatte Jeannette damals besonders gut geschmeckt und Karlo hatte sich eine Kiste davon gesichert.
Ein kleiner Wein mit großem Geschmack
, so hatte sich der Weinhändler ausgedrückt. Die süffige portugiesische Cuvée versprach einen unkomplizierten Genuss.
Jetzt könnte der perfekte Zeitpunkt dafür sein. Karlo hoffte, den Wein als eine Art
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