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Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Katalysator zur Beseitigung seiner Beziehungsprobleme einsetzen zu können.
    Er ging unter die Dusche, rasierte sich besonders gründlich und zog sich manierliche Klamotten an. Dann packte er den Wein in eine Tüte, legte Jeannettes wiedergefundene Jacke über den Arm und lief zur Mittelseestraße. Kurz darauf stand er, aufgeregt wie ein kleiner Junge am Weihnachtsabend, vor Jeannettes Wohnungstür.
    „Karlo!“ Sie schaute abweisend. „Was willst du?“
    Das klang nicht gut.
    „Darf ich reinkommen?“
    „Sag mir erst, was du willst.“
    Das klang nicht besser.
    Karlos Aufregung legte sich und machte einer tiefen Enttäuschung Platz. Was hatte er auch erwartet? Er redete einfach drauflos.
    „Hier. Ich habe deine Jacke wiedergefunden. Deine anderen Sachen wirst du vielleicht auch zurückkriegen. Die Polizei wird sich bestimmt bei dir melden.“
    Karlos Selbstbewusstsein wuchs wieder, als er weitersprach. Schließlich hatte er einiges zur Aufklärung beigetragen. „Deine Jacke hat mich auf die Spur gebracht. Ich habe entdeckt, wer das Phantom ist und, ach, Jeannette, lass mich doch bitte rein. Ich kann dir so viel erzählen. Und schau mal, was ich mitgebracht habe.“ Er griff in die Tüte und hielt eine der drei Rotweinflaschen in die Luft. „Den hast du doch so gemocht. Willst du denn alles ...“ Karlo unterbrach sich, als er Jeannettes eisiges Gesicht sah. Unwillkürlich hielt er ihr die Jacke hin. Jeannette nahm sie ihm aus der Hand und legte sie über den Arm.
    „Danke. Und was erwartest du jetzt von mir?“
    Karlo rutschte das Herz in die Hose. Er wirkte wie ein Häufchen Elend. „Ich hatte gedacht, wir könnten noch einmal über alles reden“, erwiderte er zaghaft. „Ich meine, was ist denn schon gewesen? Es tut mir wirklich leid, und ...“ Wieder geriet er ins Stocken. Er schaute sie bittend an. War da nicht ein weicher Zug um die Augen? Ließ die Kälte in ihren Augen nicht allmählich nach?
    „So leicht geht das nicht, Karlo. Du kannst nicht einfach hier unangemeldet auftauchen, mir ein paar Sachen vor die Füße legen und mich damit zurückkaufen. Meinetwegen können wir reden. Aber nicht heute. Ich ruf dich an. Den Wein kannst du ja aufheben. Mach’s gut. Und danke für die Jacke.“
    Dann schloss sie die Tür.
    Karlo stand noch einige Minuten reglos im Treppenhaus und starrte die geschlossene Wohnungstür an. Er fühlte sich innerlich leer. Eine zentnerschwere Leere. Wie in Trance drehte er sich um, stieg die Treppe hinab und verließ das Haus. In der Baumertstraße stopfte er den Wein in den Seitenwagen, setzte sich auf die MZ und fuhr nach Oberrad ins Clubheim. Heute würde er sich betrinken. Was sprach dagegen?
    Richtig: nichts.
    Karlos Frust war riesengroß, als er ins Getränkelager schaute. Leere Kisten allüberall. Wütend schaute er sich um. Doch da – in der hintersten Ecke lagerte noch ein Kasten, in dem einige Flaschen ungeöffnet waren.
Carolus der Starke. Ach du Scheiße. Weihnachtsbock
, dachte Karlo.
    Egal.
    Er schnappte sich den Kasten, trug ihn nach oben und setzte sich an die Theke. Die Tüte mit dem Wein stand auf der Theke neben ihm. Er beschloss, den guten Tropfen aufzuheben. Vielleicht rief Jeannette ihn ja wirklich an.
    Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm, als er die erste Flasche öffnete.
    Sieben Flaschen Weihnachtsbock später hörte er plötzlich laute Musik. Neugierig raffte er sich auf, stolperte vor die Tür und lauschte in die Nacht. Entferntes Stimmengewirr mischte sich unter die Musik, die hier im Freien etwas klarer klang. Karlo horchte auf. War das nicht Doctor Hook and the Medicine Show?
    „... wanna see my picture on the cover
,
    wanna buy five copies for my mother
,
    wanna see my smilin' face
    on the cover of the Rolling Stone ...“
    Und alle: „Rolling Stooooone, Rolling stooooone ...“
    Mein lieber Herr Gesangverein – da schien es ja richtig abzugehen. In Sekundenschnelle entschied er sich, griff die Tüte mit dem Wein und stiefelte los.
    Treffer. Er hatte richtig gehört. Oberkommissar Mischa Schmidt-Schmitt schien eine seiner legendären Gartenpartys zu geben. Karlo war nicht das erste Mal zu solch einer Festivität hinzugestolpert. Die Feste des Polizisten waren immer eine Offenbarung. Zumindest für den Getränkehändler. Vielleicht war sogar sein Freund Simon da? Dann würde es doppelt lustig werden. Als er den Garten von Schmidt-Schmitt betrat, war Dr. Hook bei einem
Glass of Champagne
angelangt. In der Nähe der Hütte kokelten noch ein paar

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