Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
halbverbrannte Würstchen auf dem Grill.
„He, Leute!“, klang es Karlo ans Ohr. „Schaut doch nur, wer da kommt! Karlo, altes Haus.“ Simon Schweitzer, der Privatdetektiv und Privatier aus Leidenschaft, stolperte Karlo entgegen und drückte ihm eine Flasche Corona in die Hand. Schweitzer selbst hielt sich an einem gewaltigen Joint fest. Seine Augen wirkten leicht gegenläufig, sein aufrechter Gang schien allerdings, an den zu vermutenden Umständen gemessen, noch akzeptabel.
Ein Corona-Bier später hatte sich Schmidt-Schmitt dazugesellt. Der Polizist war schwer angeschlagen. Während des mühsamen Gesprächs schaute Karlo in den benachbarten Garten und sah die völlig niedergebrannte Hütte. Sein Puls erhöhte sich abrupt, als ihm die Geschehnisse wieder in den Sinn kamen. Dann nahm er sich zusammen und schaute den Polizisten ahnungslos an.
„Was ist denn da passiert?“
Ein weiterer Gast, den Karlo nur vom Sehen kannte, näherte sich. „Nach was schieeht esch denn ausch?“
Oha! Das allgemeine Gesprächsniveau schien auf breiter Basis recht konsonantenlastig zu sein. Auch die Musik war mittlerweile verstummt. Karlo schaute auf die Uhr. Viertel vor eins. Schweitzer schien Karlos Gedanken zu erraten. „Wollen wir noch mal ins Dörfchen fahren? Nur noch ein kleiner Schoppen?“
„Meinetwegen. Heut ist mir eh alles Wurscht.“
„Ärger?“
„Ach, Jeannette. Weiber eben.“
„Da hab ich einen guten Rat für dich: Du musst verliebt sein können und den Tag trotzdem genießen. Wenn du das hinkriegst, hast du es geschafft. Ist aber nicht so einfach, wie es sich anhört.“ Mit einem Mal schien Schweitzer an seinen eigenen Worten zu zweifeln. Wen wunderte es? Schnell winkte er ab. „Scheißegal. Ich hol uns noch Proviant.“
Der Privatdetektiv schwankte zur Hütte. Kurz darauf war er wieder zurück. In der Hand hielt er eine Plastiktüte mit einigen Flaschen Corona. Karlo klemmte sich die Tüte mit seinem Wein unter den Arm.
Bestens ausgerüstet machte sich die Extrem-Expedition auf den Weg.
An der Straßenbahnhaltestelle
Mühlberg
angelangt, sanken sie erschöpft auf die Bank des Wartehäuschens.
Simon Schweitzer eröffnete. „Die Bahn müsste eigentlich gleich da sein. Noch ein Bier vorher?“
Karlo war schnell überzeugt. „Logo.“ Dann zog er nach. „Einen Schluck Wein?“
„Gerne.“
Die Straßenbahn ließ auf sich warten.
Karlo machte die Flasche auf und gab sie dem erschöpften Detektiv. Als er sie absetzte, fehlte bereits ein Drittel. Er ließ einen kleinen Rülpser hören. „Guter Stoff.“
„Hab ich aus der Rhön mitgebracht.“
„Die machen Wein in der Rhön?“
Karlo bedachte Simon Schweitzer mit einem vernichtenden Blick.
„War’n Schpaß“, kam es nuschelnd zurück.
Karlo hielt die leere Corona-Flasche hoch. „Haste noch eine, Simon?“
„Klaro!“
„Hihihi. Hört sich an wie Karlo.“
„Was?!“
„Na,
Klaro. Wie Karlo
. Eben nur die Wechstaben verbuchselt.“
„Oh, Mann.“
Die Bahn war immer noch nicht da.
„Und, was macht die Arbeit, Karlo?“
„Nächste Woche hab ich wieder mal ’nen Job. Eigentlich hab ich gar keine Lust drauf. Aber ich brauch die Kohle, weißt du.“
Dann begann er, von den jüngsten Ereignissen zu berichten.
Was immer noch fehlte, war die Bahn.
Als er geendet hatte, war der Rotwein ausgetrunken. Die beiden Extremreisenden köpften die letzten Flaschen Corona.
„War wohl ’ne spannende Sache“, nuschelte Schweitzer. „Und jetzt wieder normale Arbeit – ist doch Mist, oder? Leute wie wir sollten einfach Geld haben. Viel Geld.“
„Die Arbeit ist eben der Fluch der trinkenden Klasse.“
„Hahaha. Das ist gut. Wo hast du das her?
„Ist angeblich von Oscar Wilde.“
„Oscar? Ich kenne nur Kim Wilde.“
„Oder Gina.“ Karlo lachte dreckig.
Aus der Ferne nahte die Straßenbahn.
„Weißt du“, erinnerte sich Schweitzer mit geschlossenen Augen und zurückgelegtem Kopf, „ich hab mal eine Postkarte gekriegt. Von einem Kumpel aus dem Urlaub. Costa Rica oder so. Da steht drauf:
Faulenzen ist die Kunst sich auszuruhen, bevor man müde wird
. Ich sag dir eins, Karlo:
Das
kann ich hundertprozentig unterschreiben.“
„Nicht schlecht, Simon, nicht schlecht“, lallte Karlo. „Hört sich gut an. Aber weißt du, das Problem beim Nichtstun ist, dass man nie ganz sicher weiß, wann man damit fertig ist.
Meine
Faulheit ist eher der Antrieb, nach einem bequemeren Weg zu suchen.“
Der Privatdetektiv winkte ab. „Das
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