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Geschichte der deutschen Sprache

Geschichte der deutschen Sprache

Titel: Geschichte der deutschen Sprache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Roelcke
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eine verhältnismäßig starke Vereinfachung darstellt, zeigt sich insbesondere im Westen des mitteldeutschen Raums, wo die Zweite Lautverschiebungeine ganz eigene Ausprägung aufweist, die als Rheinischer Fächer bekannt ist. Viele dieser Erscheinungen treten hier verhältnismäßig früh auf und bedingen dabei eine ganz eigene räumliche Staffelung, sodass man hier eher von einer eigenständigen Entwicklung auszugehen hat.

    Im Anschluss an die Zweite Lautverschiebung finden sich im Verlauf der Geschichte weitere Veränderungen im deutschen Lautsystem – allen voran die sog. Auslautverhärtung : Dabei handelt es sich um eine Entwicklung, die seit etwa dem 12. Jahrhundert in schriftlichen Quellen überliefert ist und die Mitlaute am Wortende (dem Auslaut) betrifft: So können hier noch im Althochdeutschen neben stimmlosen (bzw. starken) Mitlauten (wie zum Beispiel bei
n
ō
t
) auch stimmhafte (bzw. schwache) Mitlaute erscheinen (etwa bei
līb
‹Leib›,
smid
‹Schmied› oder
tag
‹Tag›), während in mittelhochdeutscher Zeit stimmhafte Laute (bis auf wenige Ausnahmen im Oberdeutschen) durch stimmlose ersetzt werden: So schreibt man in dieser Zeit am Wortende auch ganz folgerichtig
lîp
,
smit
und
tac
; im Wortinneren hingegen wird an der gewohnten Schreibweise konsequent festgehalten (etwa bei den Genitivformen
lîbes
,
smides
und
tages
). – Betrachtet man diese Beispiele, fällt auf, dass im Wortinneren heute ebenfalls (verkürzt ausgedrückt:) stimmhaft geschriebenwird (also
Leibes
,
Schmiedes
,
Tages
), während sich am Wortende keine stimmlose, sondern auch eine stimmhafte Schreibweise findet (
Leib
,
Schmied
,
Tag
). Dies ist insbesondere dadurch zu erklären, dass die deutsche Orthographie im Verlauf ihrer Geschichte zunehmend von einer an einzelnen Lauten zu einer an Wortstämmen orientierten Schreibweise übergegangen ist.
    Neben der Verhärtung von Mitlauten am Wortende zeigen einige deutsche Mundarten auch eine Aufweichung von Mitlauten im Wortinneren oder am Wortanfang. Diese Erscheinung zeigt sich etwa seit dem späten Mittelalter und ist vor allem auf den westober- und im ostmitteldeutschen Raum beschränkt, so dass sie meist als Binnenhochdeutsche Konsonantenschwächung bezeichnet wird. Sie ist jedoch regional stark begrenzt (vgl. etwa die gegenwärtige Aussprache von
Tier
und
dir
oder von
Garten
und
Karten
im Sächsischen), sodass sie hier nicht weiter gewürdigt werden soll. – Weitere Mitlautentwicklungen wie zum Beispiel die Westgermanische Konsonantengemination oder der Wandel von
þ
zu
d
in althochdeutscher Zeit können hier ebenfalls nicht im Einzelnen behandelt werden.
2.2 Selbstlaute
    Nicht nur die Mitlaute (Konsonanten), sondern auch Selbstlaute (Vokale) des Deutschen sind im frühen Mittelalter von Veränderungen betroffen. Dabei handelt es sich insbesondere um den Wechsel von ein- und zweifachen sowie von langen und kurzen Vokalen sowie um Erscheinungen im Bereich von Umlauten.
    So zeichnet sich das frühmittelalterliche Deutsch gegenüber dem Germanischen erstens durch eine Verschiebung der Doppelvokale (Diphthonge)
ai
und
ou
zu den langen Einzelvokalen (Monophthongen)
ē
und
ō
aus. Diese Monophthongierung im Althochdeutschen ist jedoch davon abhängig, welche Konsonanten auf die entsprechenden Doppelvokale folgen. So ist etwa das althochdeutsche
meist
gegenüber dem Germanischen unverändert geblieben, während das althochdeutsche
mēr
‹mehr› das Ergebnis eines solchen Lautwandels darstellt (vgl. demgegenüberdas gotische
maiza
‹mehr›). In Entsprechung hierzu gehen die althochdeutschen Wörter
ōra
‹Ohr› und
ouga
‹Auge› ebenfalls auf germanische Wörter mit Doppelvokalen zurück (vgl. etwa gotisch
auso
und
ougo
), wobei im ersten Fall eine Monophthongierung stattgefunden hat, im zweiten dagegen nicht. – Die neuen Einzelvokale, die durch diese Entwicklung entstehen, treten neben die bereits bestehenden Langvokale
ē
und
ō
und bedingen daher eine weitere Lautentwicklung, bei der nun wiederum Doppelvokale entstehen: Beispiele für diese Diphthongierung sind etwa die Wörter
hier
‹hier› und
bruoder
‹Bruder›, deren Entsprechungen im Gotischen
hēr
bzw.
brōÞar
lauten.
    Eine weitere wichtige Lautentwicklung der mittelalterlichen Sprachgeschichte stellt der sog.
i-Umlaut
dar, bei dem Vokale, die innerhalb eines Wortes einem langen
ī
, einem kurzen
i
oder einem
j
vorangehen, aufgehellt werden. Diese sog. Hebung oder Palatalisierung zeigt sich etwa bereits

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