Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
befindlichen Zinobers, weil man sehr leidenschaftlich an der rothen Farbe hing. Der Gebrauch dieses Zinobers war jedoch den
gemeinen Leuten verboten, weil die Incas fürchteten ihre Unterthanen möchten durch das zu häufige Verweilen in den feuchten
Quecksilberhöhlen ihrer Gesundheit schaden; nur Frauen von königlichem Geblüte durften sich damit schmücken; jedoch huldigten
nur junge und schöne Frauen dieser Mode, bei ältern hielt man es für unschicklich und lächerlich. – Sie legten dieses Roth
nicht wie unsere Damen auf die Wangen, sondern zogen damit von den Augenwinkeln bis zu ben Schläfen mit einem Pinsel einen
Streifen von der Breite eines Strohhalms.
Die Indianer verstanden anfangs nicht das Silber zu reinigen und zu schmelzen, denn es verflüchtigte sich über der Flamme
statt in Fluß zu gerathen, ohne daß sie sich den Grund davon zu erklären vermochten. Nach mehreren Versuchen kamen sie endlich
auf den Gedanken das Silber mit Blei zu mischen, und erreichten so ihren Zweck. Die Mischung fand in gewissem Verhältniß statt,
und das Silber wurde dann in tragbaren Oefen geschmolzen. – Zu welchen Zwecken die Indianer das Gold und Silber verwendeten,
haben wir bereits bemerkt; es diente nur zur Verzierung oder zur Fertigung von Gegenständen, welche das Ansehen und die Pracht
der Inca zu erhöhen bestimmt waren. Wir haben früher erwähnt,wie mehrere spanische Kaufleute einen See abgraben wollten, um die in ihn versenkten Schätze, unter andern die große goldene
Kette welche der Inca Huayna Capac hatte fertigen lassen, zu gewinnen. Die Geschichte der Entstehung dieser berühmten Kette
ist zu eigen und merkwürdig, als daß wir sie unfern Lesern vorenthalten sollten. – Jede Provinz des indianischen Reichs hatte
ihre eigenthümlichen Tänze, die stets von ihnen beibehalten winden. Wenn die Incas tanzten, machten sie keine Sprünge wie
die übrigen Tänzer, sondern ihr Tanz war ernst und anständig. Es wurden nur Männer zu den Tänzen zugelassen, und einer derselben
bestand hauptsächlich darin, daß sie sich einander die Hände gaben und so eine Kette bildeten. Es nahmen, je nach dem geringern
oder höhern Grade des Festes bisweilen dreihundert Personen an diesem Tanze Theil, doch mußten sich die tanzenden Personen
aus Ehrerbietung stets in einer gewissen Entfernung vom König halten. Der erste der den Tanz anführte, schritt voran, und
die andern folgten ihm, so daß sie immer weiter vorwärts tanzten, bis sie zu der Stelle, an welcher sich der Inca befand,
gelangt waren. Einer nach dem andern stimmte nun einen Gesang an, der mit dem Tanze gleiche Cadenz hatte und ein Lob auf den
Inca, dessen Vorgänger und ähnliches enthielt. – Diese Art des Tanzes brachte den Inca Huayna Capac auf den Gedanken, es müsse
hehrer und ernster aussehen, wenn man beim Tanze eine Kette in der Hand hielte, und er befahl deßhalb die so berühmte Kette,
von der wir reden, zu fertigen. Sie reichte von dem einen Ende des großen Platzes zu Cuzco, wo bekanntlich die Hauptfeste
der Indianer gefeiert wurden, bis zum andern. – Obgleich die Kette für den Tanz nicht so groß hätte seyn dürfen, so bestellte
sie der Inca doch so, um seine reiche Pracht desto anschaulicher zu machen. Der Platz, Haucaypata genannt, war von Norden
nach Süden ungefähr zweihundert Schritte lang und von Osten nach Westen hundertfünfzig Schritte breit. Die ganze Kette maß
mithin dreihundertfünfzig Schritte oder siebenhundert Fuß, und war so dick wie eine Faust!
Informationen zum Autor
Francisco de Xerez
Francisco Xerez wurde 1495 in Sevilla geboren; er starb vermutlich 1565 in Peru.
Xerez war der persönliche Sekretär von Francisco Pizarro und begleitete diesen
bei der Eroberung von Peru im Jahre 1524.
Von 1528 bis 1530 arbeitete er als Schreiber des Gouverneurs der Provinz Coclé.
Danach begleitete er Pizarro bei der Eroberung des Inkareiches und
beschrieb in seinen Tagebüchern ausführlich den Fall der Stadt Caxamalca im Jahr 1532.
Aufgrund eines gebrochenen Beines kehrte er nach Sevilla zurück und veröffentlichte 1534
seine Reisebeschreibungen. Er kam dann in finanzielle Schwierigkeiten. Sein weiterer
Lebensweg ist unklar, vermutlich ist er mit seiner Familie erneut nach Peru gefahren
und dort gestorben.
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Werke u.a.
1534 "Verdadera Relación de la conquista del Perú"
Impressum
Verlag: ekz.bibliotheksservice GmbH, Reutlingen
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