Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Tage, daß sie nach der Aussage spanischer Schriftsteller so gewöhnlich waren, daß
sie nur noch von Negersklaven getragen wurden. Man fischte sie an verschiedenen Stellen, hauptsächlich aber an der Landenge
Panama, wo die Perleninseln liegen, und an dem Rio de la Hacha (in Columbia). Hier wurden die Muscheln von geschickten Tauchern,
die oft eine halbe Viertelstunde unter Wasser geblieben seyn sollen, mit großer Anstrengung von den Felsen abgelöst. Im Jahre
1564 brachte man eine solche Menge Perlen nach Spanien, daß sie zu Sevilla haufenweise verkauft wurden. Eine der merkwürdigsten
Perlen war die, welche Don Diego de Temes aus Panama brachte und dem König Philipp II von Spanien anbot. Sie hatte eine birnenförmige
Gestalt mit langem Stiele und war so groß wie das dickste Taubenei. Sie wurde auf 14.400 Ducaten geschätzt, doch der Juwelier
des Königs behauptete sie sey 14.000, 30.000, 50.000 und 100.000 Ducaten werth, um anzuzeigen daß man ihren Werth nicht bestimmen
könne, weil sie ihres gleichen in der Welt nicht habe. Sie wurdedeßhalb auch Peregrina (die Fremde) genannt. Auch reiste man nach Sevilla, um diese Merkwürdigkeit zu betrachten. Ein Negerknabe
hatte sie gefischt, und die Muschel, in der sie sich befand, war so klein, daß man kaum eine Perle von 100 Realen Werth darin
zu finden hoffte und im Begriff war sie wieder ins Meer zu werfen. Der Neger erhielt für diesen glücklichen Fang seine Freiheit
und sein Herr wurde zu einer Beamtenstelle befördert. – Man bearbeitete die Perlen nicht weiter, als daß man sie durchlöcherte,
und ließ sie gewöhnlich so wie man sie aus den Muscheln zog. Man konnte sie deßhalb nicht gut bearbeiten, weil sie von Natur
aus mit dünnen Schuppen oder Blättchen, wie die Zwiebeln mit Häutchen, überdeckt sind. Man fand runde, weniger runde, längliche
und platte Perlen, die birnenförmigen wurden am höchsten geschätzt. Eine so geformte Perle oder auch eine runde hatte den
doppelten Werth, wenn man eine gleiche auffand, weil man sie dann zu Ohrgehängen verwenden konnte. Es verdient hier noch bemerkt
zu werden, daß die Perlen mit der Zeit ihren Glanz verlieren und trüb werden; man hebt dann die erste Hülse ab, unter der
man ihren ursprünglichen Glanz wieder findet. Doch verliert die Perle hierdurch an Größe und mithin bedeutend an Werth. Davon
ist jedoch die beste Sorte ausgenommen, indem sich diese nicht trübt.
Außer den Perlen brachte man eine ungeheure Menge Gold und Silber aus dem Reiche der Incas nach Spanien, und zwar zog man
jährlich zwölf bis dreizehn Millionen Ducaten Gold aus den peruanischen Minen. Man traf es in ganz Peru an, jedoch in der
einen Provinz mehr als in der andern. Selbst auf der Erdoberfläche lag es zu Tag, man fand es in Flüssen, in Bächen, in Spalten,
die von Regenströmen in den Boden gerissen waren. Man wusch es aus dem Sande, der wegen seines reichen Inhalts den Namen Goldstaub
erhielt. Auch fand man es gediegen in Stücken von zwei bis drei, ja einige behaupten bis zu zwanzig Pfunden. Diese Stücke
waren theils rund, theils platt, theils länglich. Sein Gehalt wechselte zwischen achtzehn und zwanzig Karat; das aus den Minen
von Callawaya hatte sogar vierundzwanzig Karat. – Das Gold wurde mit geringern Kosten als das Silber gewonnen; die Reinigung
des letztern war schwieriger. In den verschiedenen Provinzen Peru's fand sich eine große Anzahlvon Silberminen; sie wurden jedoch bei weitem von denen über troffen, die man 1546 zu Potosi entdeckte. Der Berg, in welchem
sie liegen, hat die Gestalt eines Kegels oder Zuckerhutes, mißt am Fuße eine Stunde und in der Höhe eine Viertelstunde im
Umfang. Der Gipfel ist rund und bietet eine schöne Aussicht dar. Diese Minen gehörten anfänglich dem Gonzalo Pizarro. Die
Masse Silber, das aus ihnen gewonnen wurde, ist zu bekannt als daß wir weiter etwas darüber anzuführen für nöthig halten,
und bemerken nur daß der Silberwerth in Peru in kurzer Zeit auf das Drittel und Viertel heruntersank. – Auch das Quecksilber
war den Indianern nicht unbekannt, es wurde jedoch dessen Ausbeutung von den Incas ganz und gar verboten, weil man bemerkte
daß es die Gesundheit derer, welche mit ihm umgingen, gefährdete. Die Indianer hatten deßhalb auch einen solchen Abscheu vor
demselben, daß sie selbst dessen Namen aus ihrer Sprache verbannten. Dagegen gestatteten die Incas das Graben des in den Quecksilberminen
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