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Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy

Titel: Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Réage
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kleinen, von Kerzen erleuchteten Tischen, der Plattenspieler stand unter der Galerie zur Linken, ein Buffett auf der rechten Seite. Aber der Mond gab genauso viel Licht, wie die Kerzen und als er direkt auf O fiel, die von einem kleinen schwarzen Schatten Natalies vorwärtsgezogen wurde, hörten die Paare zu tanzen auf und die Männer, die an den Tischen saßen, erhoben sich. Der Kellner am Plattenspieler, der spürte, daß etwas im Gange war, drehte sich um und stellte vor Überraschung den Plattenspieler ab. O ging nicht mehr weiter, Sir Stephen, der unbeweglich zwei Schritte hinter ihr stand, wartete ebenfalls. Der Kommandeur schob die Leute beiseite, die sich um O geschart hatten und von denen einige bereits Fackeln herbeibrachten, um sie genauer zu sehen. "Wer ist sie", fragten alle, "wem gehört sie?" - "Ihnen, Sie wünschen", sagte er und zog Natalie und O zu einer Ecke der Terrasse, wo eine Steinbank, mit einer Faltmatratze bedeckt, an einem Mäuerchen stand. Als O sich gesetzt hatte, den Rücken an der Mauer, die Hände auf den Knien ruhend, Natalie, die noch immer die Kette hielt, zur Linken auf dem Boden ihr zu Füßen, drehte er sich von ihr weg. O suchte mit den Augen Sir Stephen und sah ihn nicht sofort. Dann erspähte sie ihn in einem Liegesessel in der anderen Ecke der Terrasse. Er konnte sie sehen, sie war beruhigt. Die Musik hatte wieder eingesetzt, die Tänzer tanzten wieder. Einige Paare näherten sich ihr zuerst wie zufällig im Vorübertanzen, dann eines von ihnen ganz unverhohlen, die Frau zog den Mann mit sich. O starrte sie mit ihren schwarzumrandeten Augen an, die unter dem Gefieder weit aufgerissen waren wie die Augen des Nachtvogels, den sie darstellte, und die Illusion war so vollständig, daß niemand auch nur auf den Gedanken kam, eine Frage zu stellen, ganz als wäre sie wirklich ein Käuzchen, taub gegen die menschliche Sprache und stumm. Von Mitternacht bis zum ersten Morgenlicht, das gegen fünf Uhr den Himmel im Osten bleichte, während das Licht des im Westen untergehenden Mondes schwächer wurde, umkreiste man sie immer wieder, immer wieder öffnete man ihre Knie, hob die Kette hoch, brachte einen dieser zweiarmigen provenzialischen Leuchter herbei - und sie spürte, wie die Kerzenflamme ihr die Innenseite der Schenkel wärmte - um zu sehen, wie die Kette an ihr befestigt war; ein betrunkener Amerikaner faßte sogar lachend an das Ende, doch als ihm klar wurde, daß seine Hand das Fleisch gepackt hielt und das Eisen, das dieses Fleisch durchdrang, wurde er plötzlich nüchtern und O sah in seinem Gesicht den gleichen Abscheu und die gleiche Verachtung, die sie bereits im Gesicht des jungen Mädchens im Kosmetiksalon gesehen hatte; er verschwand; ein sehr junges Mädchen mit nackten Schultern und einem winzigen Perlenhalsband, in einem weißen Debütantinnenkleid mit zwei Teerosen an der Taille, kleinen Goldsandalen an den Füßen, wurde von einem jungen Mann aufgefordert, sich dicht neben O an ihre rechte Seite zu setzen, dann nahm er ihre Hand, zwang sie, Os Brüste zu streicheln, die unter der leichten kühlen Hand erbebten, Os Schoß zu berühren und den Ring und das Loch, durch das der Ring geschoben war; die Kleine gehorchte schweigend und als der junge Mann ihr sagte, er werde mit ihr das gleiche machen, schreckte sie nicht zurück. Doch selbst diejenigen, die so über O verfügten, die sie wie ein Vorführmodell behandelten oder wie ein Demonstrationsobjekt, richteten nicht ein einziges Mal das Wort an sie. War sie denn eine Steinfigur, eine Wachspuppe, ein Geschöpf aus einer anderen Welt und glaubte man, daß es keinen Sinn hätte, sie anzureden oder wagten sie es einfach nicht? Erst als der helle Tag gekommen war und alle Tänzer weg waren, weckten Sir Stephen und der Kommandeur die kleine Natalie, die zu Os Füßen schlief, ließen O aufstehen, führten sie in die Mitte des Hofes, nahmen ihr Kette und Maske ab, legten sie auf einen Tisch und nahmen sie.
    In einem letzten Kapitel das gestrichen wurde, kehrte O nach Roissy zurück, wo Sir Stephen sie verließ.
Die Geschichte der O hat einen zweiten Schluß. Er lautet: Als O sah, daß Sir Stephen sie verlassen würde, wünschte sie sich den Tod. Sir Stephen erteilte seine Zustimmung.
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Rückkehr nach Roissy
Vorwort: Ein verliebtes Mädchen
    Eines Tages sagte ein verliebtes Mädchen zu dem Mann, den es liebte: »Ich könnte auch Geschichten schreiben, die Ihnen gefallen...« - »Glauben Sie?« antwortete er. Sie trafen

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