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Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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demokratische Synthese über beide Demonstrationen. Diese Menschen waren verurteilt, den Kelch der Illusionen und Erniedrigungen bis zur Neige zu leeren.
    Im April waren zwei Demonstrationen, die revolutionäre und die patriotische, einander entgegengegangen, und ihr Zusammenstoß hatte an Ort und Stelle zu Opfern geführt. Die feindlichen Demonstrationen vom 18. und 19. Juni lösten einander ab. Zum unmittelbaren Zusammenstoß kam es diesmal nicht. Doch war es bereits nicht mehr möglich, ihn zu vermeiden. Er wurde um zwei Wochen verschoben.
    Die Anarchisten, die nicht wußten, wie sie ihre Selbständigkeit beweisen sollten, benutzten die Demonstration vom 18. Juni zu einem Überfall auf das Wyborger Gefängnis. Die Sträflinge, in der Mehrzahl Kriminelle, wurden ohne Kampf und Opfer, und zwar gleichzeitig aus mehreren Gefängnissen, befreit. Offenbar hatte der Überfall die Administration nicht überrascht, denn sie zeigte sich den wirklichen und angeblichen Anarchisten gleich willig. Diese ganze rätselhafte Episode hatte zur Demonstration nicht die geringste Beziehung. Die patriotische Presse jedoch verband beides miteinander. Die Bolschewiki beantragten auf dem Sowjetkongreß strenge Untersuchung, auf welche Weise die 460 Kriminellen aus den verschiedenen Gefängnissen entlassen worden waren. Doch die Versöhnler konnten sich einen solchen Luxus nicht leisten, denn sie mußten befürchten, auf Vertreter der höheren Administration oder ihrer Blockverbündeten zu stoßen. Überdies verspürten sie nicht den geringsten Wunsch, die von ihnen veranstaltete Demonstration gegen böswillige Verleumdungen zu schützen.
    Justizminister Perewersew, der sich einige Tage zuvor die Blamage mit der Villa Durnowos zugezogen hatte, beschloß, Rache zu nehmen und machte unter dem Vorwand, nach flüchtigen Sträflingen zu fahnden, einen neuen Überfall auf die Villa. Die Anarchisten leisteten Widerstand; im Feuergeplänkel wurde einer von ihnen getötet, die Villa demoliert.
    Die Arbeiter des Wyborger Bezirkes, die die Villa als ihr Eigentum betrachteten, wurden unruhig. Einige Betriebe stellten die Arbeit ein. Die Unruhe übertrug sich auf andere Bezirke und auch auf die Kasernen.
    Die letzten Junitage verlaufen in ununterbrochener Siedestimmung. Das Maschinengewehrregiment steht zum sofortigen Angriff auf die Provisorische Regierung bereit. Die Arbeiter der streikenden Betriebe besuchen die Regimenter mit der Forderung, auf die Straße zu gehen. Bärtige, darunter viele schon ergraute Bauern in Soldatenuniformen durchziehen in protestierenden Prozessionen die Straßen: die 4ojährigen fordern ihre Entlassung zur Feldarbeit. Die Bolschewi-ki agitieren gegen das Hervortreten: die Demonstration vom 18. Juni hat alles gesagt, was zu sagen möglich war, um Änderungen zu erreichen, genügt eine Demonstration nicht mehr, und die Stunde des Umsturzes hat noch nicht geschlagen. Am 22. Juni wenden sich die Bolschewiki schriftlich an die Garnison: "Folgt keinen Aufforderungen, die euch im Namen der militärischen Organisation auf die Straße rufen." Von der Front treffen Delegierte mit Beschwerden über Gewaltakte und Strafen ein. Die Drohungen, ungehorsame Truppenteile aufzulösen, gießen Öl ins Feuer. "In vielen Regimentern schlafen die Soldaten mit der Waffe in der Hand", lautet die Erklärung der Bolschewiki an das Exekutivkomitee. Patriotische Kundgebungen, häufig bewaffnete, führen zu Straßenzusammenstößen. Das sind kleine Entladungen der angehäuften Elektrizität. Keine der Parteien plant offen anzugreifen: die Reaktion ist zu schwach; die Revolution ihrer Kräfte noch nicht ganz sicher Doch die Straßen der Stadt scheinen mit Sprengstoff gepflastert zu sein. Der Zusammenstoß hängt in der Luft. Die bolschewistische Presse klärt auf und bremst. Die patriotische Presse verrät ihre Unruhe in ungezähmter Bolschewikenhetze. Am 25. Juni schreibt Lenin: "Das allgemeine wilde Geheul der Wut und Raserei gegen die Bolschewiki ist die gemeinsame Klage der Kadetten, Sozialrevolutionäre und Menschewiki über die eigene Zerfahrenheit. Sie sind die Mehrheit. Sie sind an der Macht. Sie bilden alle miteinander einen Block. Und sie sehen, daß nichts dabei herauskommt!! Wie soll man da nicht gegen die Bolschewiki wüten?"
    Fußnote von Trotzki
    1.    Siehe Fußnote 1 zu Anhang 3.
    2.    Ausführlicher über diese Frage in Anhang 3.

Kapitel 23: Schlußbetrachtung
    Auf den ersten Seiten dieser Arbeit haben wir uns bemüht zu

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