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Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Titel: Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Osterhammel , Emily S. Rosenberg , Akira Iriye
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förderlich waren. Am Beispiel dreier sehr verschiedener Imperien – des britischen, des japanischen und des osmanischen – analysiert es die Verbindungsmuster in den Bereichen Technologie, Industrie und imperiale Organisationsstruktur. Wie die Autoren zeigen, trugen verschiedene imperiale Verbindungen dazu bei, dass Zeit und Raum schrumpften, wenn auch ungleichmäßig. Die zunehmende Vernetzung hatte oft auch unerwartete Folgen für andere Bereiche: von den Lebens- und Arbeitsmustern in Hafenstädten über den Einfluss religiöser Praktiken und die Ausbreitung von Krankheiten bis zu den Auswirkungen des Druckwesens.
    Abschließend machen Ballantyne und Burton anhand zahlreicher Beispiele deutlich, dass und in welchen Formen die Ausbreitung von Imperien häufig auf Widerstand stieß. Für derartige imperiale/antiimperiale Konflikte, die sich meistens auf den Feldern, in den Fabriken, Schulen und Gefängnissen – also den Orten des Alltagslebens – abspielten, gibt es kein festes Muster. Mitunter wandten sich die «Untertanenvölker» direkt gegen die Imperialmacht, doch oft gingen sie vorsichtig und zurückhaltend vor. Nach und nach jedoch entstanden transnationale Netzwerke von Antiimperialisten. «Dabei waren diese globalen Räume Ende des 19. Jahrhunderts Brutstätten für organisierte Formen antikolonialer Stimmung, auch wenn die Mehrzahl der wirklich nationalistischen Bewegungen bis zur Zwischenkriegszeit [oder auch danach] ihre Ziele nicht erreichte.» Damit zeigt dieses Kapitel (das auch im Falle der imperialen/antiimperialen Impulse darauf beharrt, das Ganze immer wieder unter rassen- und geschlechtsspezifischen Aspekten zu betrachten), wie die imperiale Weltordnung in dieser Epoche entstand und wie sie beseitigt wurde. «Antikoloniale Nationalisten der damaligen Zeit haben sicherlich nicht alle miteinander kommuniziert oder einander gekannt, aber die Parallelen zwischen den Bewegungen sind ebenso frappierend wie die Ähnlichkeiten zwischen den und innerhalb der Imperialordnungen.» Das Kapitel lenkt die Aufmerksamkeit somit auf die formalen Mechanismen des Imperiums, ohne deren Reichweite und Macht zu überschätzen. Wichtige antiimperialistische Bewegungen entstanden im Allgemeinen in den 1890er Jahren, fanden während des Ersten Weltkriegs und danach ein fruchtbares Milieu vor und gewannen in der Zwischenkriegszeit immer mehr an Einfluss.
    Die nächsten drei Kapitel befassen sich mit Strömungen und Netzwerken, die oftmals die Grenzen durchschnitten, welche Staaten und Imperien zu zementieren versuchten. Ob es um die Wanderungsbewegungen von Menschen, um sich verschiebende Warenketten oder um die Zirkulation verschiedener Ideen und Zugehörigkeiten geht – stets zeigen diese Kapitel eine Welt in Bewegung.
    Dirk Hoerder beschäftigt sich mit den Menschenströmen, welche die Massenmigrationen dieser Zeit bestimmten. Am Anfang gibt er einen globalen Überblick über afrikanische, südasiatische, europäische und russische Migrationsbewegungen, der den Kontext der dahinterstehenden Mobilitäten (und Immobilitäten) erläutert. Mit dieser Perspektive rückt Hoerder Europa aus dem Zentrum der Migrationsgeschichte dieser Zeit und untersucht stattdessen all die Makroregionen, in denen es zwischen den 1870er und den 1910er bzw. mancherorts den 1930er Jahren zu massenhaften Bevölkerungstransfers kam. Hoerder zeigt, wie die neuen Eisenbahnlinien, Hafenstädte und Dampfschiffe sowie das enorme Bevölkerungswachstum seit den 1870er Jahren Tempo und Ausmaß des Reisens ganz allgemein erhöhten. Aus Europa gab es eine «proletarische Massenmigration», die sich beschleunigte, während Regime temporärer Schuldknechtschaft riesige Wanderungsbewegungen von Männern und Frauen aus den Regionen am Indischen Ozean und später aus Ostasien in Gang setzten, die sich in die verschiedenen Plantagengürtel und Bergbaugebiete der Welt ergossen. Nachdem der Sklavenhandel aus Afrika auf dem amerikanischen Kontinent in den 1880er Jahren weitgehend beendet war, kontrollierten im Allgemeinen kolonialisierende Staaten und Investoren aus Europa die Mobilität afrikanischer Völker. Zu massenhafter Binnenmigration kam es in China, Indien, Europa, Nordamerika, im europäischen Teil Russlands sowie in einigen Teilen Lateinamerikas und des kolonisierten Afrika, als Männer und Frauen Gegenden mit einem Überschuss an Arbeitskräften verließen und in Regionen strömten, in denen Städte, Bergwerke und Industrie wuchsen.
    Dirk Hoerder

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