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Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition)

Titel: Geschichte der Welt 1870-1945: Weltmärkte und Weltkriege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Osterhammel , Emily S. Rosenberg , Akira Iriye
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durch die Erregung und Angst, Hoffnung und Gewalt, die das komplizierte Gemisch namens Moderne begleiten. Er greift Interpretationen und Ansätze aus den vergangenen Jahrzehnten geschichtswissenschaftlicher Forschung auf und soll sowohl dem allgemein interessierten Leser als auch dem Fachmann einen allgemeinen Überblick verschaffen. Die fünf Kapitel widmen sich jeweils einem spezifischen Thema: der modernen Staatenbildung, den imperialen Begegnungen, den Migrationsströmen, den Warenketten sowie den transnationalen sozialen und kulturellen Netz werken. Gemeinsam erkunden diese Themenfelder das Spannungsverhältnis zwischen der zunehmenden globalen Vernetzung und den Versuchen, die Auswirkungen des rasanten Wandels zu stabilisieren, zu kontrollieren oder zu beeinflussen. Das neue Zeitalter brachte jede Menge Veränderung und jede Menge Versuche, deren Folgen abzuwenden; es brachte die Auflösung alter Ordnungen und zahlreiche Bemühungen, neue Ordnungen zu errichten und diese plausibel zu begründen.
    Der thematische Ansatz dieses Bandes
    Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, übergreifende weltgeschichtliche Muster und Strukturen zu präsentieren. Einige Darstellungen entfalten sich chronologisch um Großereignisse wie globale Kriege und Wirtschaftskrisen herum. Andere unterteilen den Globus in geographische Zonen wie Europa, Afrika, Asien, den Nahen und Mittleren Osten sowie Lateinamerika. Die Kapitel in diesem Band berücksichtigen zwar ebenfalls Chronologie und Geographie, konzentrieren sich jedoch auf raum- und zeitübergreifende Themen, die sich je nach den lokalen historischen Umständen oft unvorhersehbar manifestieren. Wenn man sich vom üblichen zeitlichen Gerüst oder einem Ansatz, der brav eine Region nach der anderen behandelt, verabschiedet, lässt sich damit das gesamte Kräftespiel zwischen Ausgreifen und Eindämmung – zwischen Veränderung und Stabilisierungsversuchen – deutlich machen, das für die Weltgeschichte dieser Epoche charakteristisch war und sie zu einer variablen Angelegenheit machte.
    Insbesondere beleuchten unsere Kapitel die unterschiedlichen, interaktiven regionalen und globalen Netzwerke dieser Zeit sowie die gleichzeitigen Bemühungen, Territorialgrenzen festzulegen. Die ersten beiden Kapitel – über die Entstehung moderner Staatlichkeit und über die Versuche, Imperien aufzubauen und sich ihnen zu widersetzen – befassen sich mit dem Problem, geographische Gebundenheit zu formulieren und zu überwachen. Die drei anderen Kapitel analysieren die transnationalen Ströme von Menschen, Waren, Kapital, Technologien und Verbindungen, die gebundene Räume durchschnitten. In einer Welt, in der diese Ströme immer öfter das Leben der Menschen tangierten und veränderten, zerfielen die Dinge und setzten sich anders wieder zusammen. Die Anordnung der Themen in diesem Band betont somit eine in ständiger Veränderung begriffene Dyade von Einhegung und Durchlässigkeit. Vor allem aber präsentiert dieser Band – und darin liegt sein Hauptbeitrag – die vielfältigen Auflösungs- und Reintegrationsprozesse, die im Mittelpunkt der Geschichten von Nationalstaaten, Imperien, demographischen Strukturen, Wirtschaftsbeziehungen und kulturellen Affinitäten stehen.
    Bei der Analyse der dynamischen Spannungen dieses Zeitraums vermeidet es der Band, von einer wie auch immer gearteten einzigen «Triebkraft» der Geschichte auszugehen. So enthält er sich beispielsweise jeglicher Annahme oder Behauptung, wonach Staaten die strukturierenden Elemente der Weltgeschichte seien, bei der Ordnung der Welt ökonomische Motive im Vordergrund stünden oder der historische Wandel von Europa aus vorangetrieben werde. In allen Kapiteln finden sich natürlich Fragen nach Ursache und Wirkung und Erklärungen für den Wandel im Laufe der Zeit, aber der Band insgesamt liefert keine Metatheorie der Geschichte. Stattdessen orientiert er sich an der aktuellen Forschung und betont das Prozesshafte und Ungleichmäßige des Wandels, der sich im Rahmen von Austausch und Relationalität vollzieht und nicht durch eindimensionale, übergreifende Faktoren vorangetrieben wird. Die Kapitel legen ihr Augenmerk auf den Austausch zwischen unterschiedlich weit gespannten lokalen, regionalen und globalen Netzwerken und auf die Ungleichheiten, die aus unterschiedlichen, durch Rasse, ethnische Zugehörigkeit, Nationalität, Region, Geographie und Umwelt, Klasse, Geschlecht und Religion bedingten Positionalitäten erwachsen

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