Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)
gleichen Verbindung souveräner Fürsten: Darum ging es Wilhelm von Humboldt in seiner «Denkschrift zur deutschen Verfassung» von 1813. Hardenberg hielt 1806 eine deutsche Föderation mit Österreich, Preußen und Bayern als Führungsmächten für erstrebenswert. Ein deutscher Nationalstaat gehörte nicht zu den Zielen der preußischen Reformer.
Die ersten Schlachten der Befreiungskriege fanden im April und Mai 1813 statt. Napoleon hatte inzwischen eine neue Grande Armée aufgestellt, mit der er einige Siege, unter anderen bei Großgörschen und Bautzen, errang. Österreich hielt sich im Frühjahr 1813 noch aus dem Krieg heraus. Klemens Wenzel Fürst Metternich, der seit 1809 Außenminister war, versuchte so lange wie möglich, die Rolle des ehrlichen Maklers zu spielen. Aus seiner Sicht waren Österreich und Europa seit 1812 eher durch eine russische als durch eine französische Hegemonie bedroht. Aber gerade deswegen durfte es Österreich sich mit dem Zarenreich nicht verderben.
Am 24. Juni 1813 gewann Metternich Preußen und Rußland für die Konvention von Reichenbach, in der Napoleon ultimativ aufgefordert wurde, das Herzogtum Warschau an Rußland abzutreten, Preußen wiederherzustellen, Illyrien, also die dalmatinischen Gebiete, an Österreich zurückzugeben und die Unabhängigkeit der Hansestädte und von Teilen von Norddeutschland anzuerkennen. Für den Fall der Ablehnung durch Napoleon wollte sich Österreich mit 150.000 Mann den Verbündeten anschließen. Da der Kaiser der Franzosen, wie zu erwarten, die Forderungen zurückwies, trat die Habsburgermonarchie am 12. August in den Krieg ein. Drei Wochen zuvor, am 22. Juli, hatte Schweden ein Militärbündnis mit Preußen geschlossen und zugesagt, sich mit 30.000 Mann am Kampf gegen Napoleon zu beteiligen.
Der Erweiterung der Allianz folgten Ende August die Siege des preußischen Feldmarschalls Blücher bei Großgörschen und an der Katzbach. Die Österreicher waren weniger erfolgreich: Am 26. und 27. August wurde die böhmische Armee unter Schwarzenberg bei Dresden von Napoleon geschlagen. Danach aber gewannen die Alliierten endgültig die Oberhand. Am 8. Oktober erlitt Napoleon eine schwere politische Niederlage: Im Vertrag von Ried, der ganz die Handschrift Metternichs trug, erklärte Bayern seinen Austritt aus dem Rheinbund und sagte zu, mit 56.000 Mann auf der Seite der Alliierten in den Krieg einzutreten. Für den Verzicht auf Tirol stellte der Vertrag eine anderweitige Entschädigung in Aussicht. Rund eine Woche später begann die viertägige Völkerschlacht bei Leipzig, die am 19. Oktober mit einem Sieg der Verbündeten über Napoleon zu Ende ging. Daß einige sächsische und württembergische Verbände während der Schlacht auf die andere Seite überwechselten, warf ein Schlaglicht auf den inneren Zustand des Rheinbunds. Am 30. und 31. Oktober 1813 löste er sich auf.
Erst nach der Niederlage von Leipzig zog Napoleon den überfälligen Schlußstrich unter das spanische Abenteuer, mit dem mehr als fünf Jahre zuvor sein Niedergang begonnen hatte. Nach den Siegen der Briten bei Vitoria, San Sebastian und Pamplona blieb dem Kaiser der Franzosen nur noch die Anerkennung der Tatsachen übrig. Im Dezember 1813 bestimmte er in einem Geheimvertrag den in Frankreich internierten Ferdinand VII., den vormaligen Prinzen von Asturien, zum König von Spanien. Der bisherige König, Joseph Bonaparte, brauchte noch einige Wochen, bis er sich schließlich im Januar 1814 mit dem Verlust seines Thrones abfand. Mit der Rückkehr Ferdinands begann im März 1814 die Zeit der bourbonischen Restauration in Spanien.
Während im Südwesten Europas alte Machtverhältnisse wiederhergestellt wurden, entstanden im Norden neue. Im Januar 1814 mußte das Königreich Dänemark, ein bisheriger Alliierter Napoleons, im Frieden von Kiel Norwegen, mit dem es seit über vier Jahrzehnten durch eine Personalunion verbunden war, an Schweden abtreten, das auf diese Weise für den Verlust Finnlands entschädigt werden sollte. Die ehemaligen norwegischen Besitzungen Färöer, Island und Grönland blieben bei Dänemark.
Die neue schwedisch-norwegische Personalunion kam jedoch erst mit einer zehnmonatigen Verzögerung zustande. Im Februar 1814 ließ sich der bisherige dänische Statthalter, Prinz Christian Friedrich, zum König von Norwegen ausrufen und Wahlen zu einer verfassunggebenden Versammlung ausschreiben. Am 19. Mai 1814 leistete er den Eid auf die zwei Tage zuvor verabschiedete
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