Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
Vom Netzwerk:
für die Kosten des Krieges mit Österreich aufzukommen. Während Piemont aufrüstete, die Società Nazionale für die Einigung Italiens agitierte und Cavour sich der Unterstützung Garibaldis versicherte, verhielt sich Napoleon III. eher zögerlich. Als im März 1859 Großbritannien vorschlug, die italienische Frage zum Gegenstand einer europäischen Konferenz zu machen, ging der Kaiser zur Empörung Cavours darauf ein. Daß es doch noch zum Krieg kam, lag an einem Ultimatum, in dem Österreich am 23. April das Königreich Sardinien-Piemont aufforderte, binnen drei Tagen mit der Verringerung seines Heeres und der Entlassung der Freiwilligen zu beginnen. Damit lieferte das Habsburgerreich Turin und Paris endlich den sehnlichst erhofften Anlaß für eine gemeinsame Kriegserklärung. Sie erfolgte am 3. Mai 1859, nachdem österreichische Truppen bereits in Piemont eingedrungen waren, und benannte auch das Kriegsziel der Alliierten: Italien sollte «bis zur Adria» befreit werden.
    Die entscheidenden Schlachten endeten mit Siegen der Verbündeten: am 4. Juni bei Magenta in der Provinz Novara und am 24. Juni bei Solferino und San Martino in der Provinz Mantua. Die zweite der beiden Schlachten war die blutigste in der langen Geschichte der Kämpfe um die Unabhängigkeit Italiens. Man zählte 5000 Tote und 25.000 Verwundete, von denen viele nur deshalb starben, weil die Versorgung durch Sanitäter und ärzte völlig unzureichend war. Es war das Erlebnis des Blutbads von Solferino, das den jungen Genfer Kaufmann Henri Dunant veranlaßte, jene berühmte Initiative zu ergreifen, die 1864 zur Gründung des Internationalen Roten Kreuzes und der ersten Genfer Konvention zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte im Felde führte.
    Während in der Lombardei die Heere der kriegführenden Staaten aufeinanderstießen, kämpften in Mittelitalien Aufständische gegen die mehr und minder reaktionären Regime, die sie im Juni auf breiter Front zu Fall brachten. An ihre Stelle traten provisorische, von Anhängern Cavours gebildete Regierungen wie die von Bettino Barone di Ricasoli in Florenz und Luigi Carlo Farini in Bologna. Zu ihren ersten Amtshandlungen gehörte die Proklamation des Anschlusses an das Königreich Sardinien-Piemont. Die starken österreichischen Festungen im Viereck von Mantua, Peschiera, Verona und Legnano aber waren zum Zeitpunkt der Doppelschlacht von Solferino und San Martino noch nicht eingenommen, und gleichzeitig drängten Großbritannien und Rußland Napoleon III. zu einem Verständigungsfrieden mit Österreich. Preußen, das sich bisher bewußt zurückgehalten hatte, bereitete im Juli sogar im Einvernehmen mit dem Zarenreich und England eine bewaffnete Intervention vor, wobei es sich von seiner späten Unterstützung des geschwächten Österreich eine Stärkung seiner eigenen Position im Deutschen Bund versprach.
    Dazu kam es jedoch nicht mehr. Napoleon III. war über die revolutionäre Bewegung in Mittelitalien zutiefst beunruhigt, weil sie seinem Plan einer lockeren italienischen Konföderation den Boden zu entziehen drohte. Vor allem deshalb bot er, ohne jede Absprache mit seinem piemontesischen Verbündeten, Kaiser Franz Joseph von Österreich einen Verständigungsfrieden an. Dieser unerwartete Schritt führte am 8. Juli zum Waffenstillstand und am 11. Juli zum Vorfrieden von Villafranca. Österreich trat darin die Lombardei an Frankreich ab, das sie seinerseits an Piemont weitergeben sollte. Venetien mitsamt dem oberitalienischen Festungsgürtel blieb österreichisch. In der Toskana und in Modena sollten die habsburgischen Herrscher wiedereingesetzt und der Kirchenstaat in vollem Umfang wiederhergestellt werden. Weiter sprachen sich die beiden Kaiser für einen italienischen Staatenbund mit dem Papst als Ehrenpräsidenten sowie für zeitgemäße Reformen im Kirchenstaat aus. König Viktor Emanuel sah sich gezwungen, dem Kompromiß zuzustimmen. Cavour jedoch trat aus Protest gegen den Bruch der Vereinbarungen von Plombières von seinem Amt als Ministerpräsident zurück. Der definitive Friedensvertrag zwischen Frankreich und Österreich wurde am 10. November 1859 in Zürich unterzeichnet und durch zwei Verträge mit Piemont ergänzt.
    Von dem, was in Villafranca vereinbart und in Zürich bestätigt wurde, blieb vieles ein Stück Papier. Die Lombardei ging in den Besitz Piemonts über, aber in Mittelitalien ließ sich die Revolution nicht rückgängig machen. Das lag zum einen

Weitere Kostenlose Bücher