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Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Chef des India Office John Morley. Ein prominenter, als «Linksliberaler» geltender Gewerkschaftsführer, John Burns, übernahm das Amt für Lokalverwaltung (Local Government Board). Stellvertretender Kolonialminister wurde der einunddreißigjährige Winston Churchill, der erst 1904 als überzeugter Freihändler von den Tories zu den Liberalen gewechselt war.
    «Home Rule» für Irland war eine , aber keine besonders herausgehobene Wahlparole der Liberalen. Was den Konservativen neben der Uneinigkeit in der Frage Freihandel oder Schutzzoll mit am meisten schadete (und der neuen Regierungspartei entsprechend nützte), war die verbreitete Empörung über das, was die Gewerkschaften «Chinese slavery» nannten: den von Lord Milner als Generalgouverneur von Südafrika angeordneten, von der Regierung Balfour gebilligten Einsatz von «Kulis» aus China in den Goldminen von Transvaal unter Bedingungen, die in der Tat an Sklavenarbeit erinnerten. Vergessen waren unter Liberalen und Linken auch nicht die unter der Tory-Regierung errichteten Konzentrationslager in Südafrika, die dem britischen Ansehen in der Welt schweren Schaden zugefügt hatten. Campbell-Bannermann hatte im Hinblick auf diese Lage bereits im Mai 1901 von «methods of barbarism» gesprochen. Die Gewerkschaften warfen den Konservativen weiter die systematische Aushöhlung des Streikrechts vor: Bei einem von der Taff Vale Railway Company angestrengten Verfahren hatte das Oberhaus in letzter Instanz die Eisenbahnergewerkschaft 1901 zur Erstattung der durch einen Streik entstandenen Kosten und Schäden verurteilt. Ein Gesetz zur Unterstützung der Arbeitslosen (Unemployed Workmen Act) von 1905, das eine vorübergehende Beschäftigung Erwerbsloser mit öffentlichen Arbeiten vorsah, kam zu spät und bewirkte zu wenig, um einen Stimmungsumschwung zugunsten der Konservativen herbeizuführen.
    Bei den Wahlen vom Januar 1906 zogen 53 Arbeiterkandidaten auf Grund einer «Lib-Lab» genannten Absprache zwischen dem neuen Innenminister Herbert Gladstone, dem Sohn William Gladstones, und Ramsay MacDonald vom Labour Representation Committee ins Unterhaus ein – die meisten als erfolgreiche Widersacher von Unionisten, die bisher den Wahlkreis vertreten hatten. Die Liberalen erhielten 377 Sitze, 84 Mandate mehr als alle anderen Parteien zusammen. Auf die vereinten Unionisten, also Tories und Liberal Unionists, entfielen 157 Abgeordnete, auf die irischen Nationalisten 83.
    Als eine ihrer ersten Aufgaben betrachtete die Regierung Campbell-Bannerman die Erhöhung der militärischen Sicherheit des Vereinigten Königreichs, wobei zunächst die Landstreitkräfte im Vordergrund standen. Im Burenkrieg hatte die britische Armee Schwächen gezeigt, die Kriegsminister Haldane zu beseitigen gedachte. Einen Übergang zur allgemeinen Wehrpflicht nach dem Vorbild der kontinentalen Mächte lehnte er ab; er hielt an der langfristig dienenden, jederzeit einsatzbereiten Söldnertruppe fest, organisierte sie aber zu einer «Expeditionary Force» aus sechs Infanteriedivisionen und einer Kavalleriedivision um, gab ihr ein gemeinsames Oberkommando mitsamt einem Generalstab und ergänzte diese kleine hochqualifizierte Truppe durch eine Freiwilligenarmee, die «Territorial Force», aus 14 Divisionen und 14 berittenen Brigaden, die als Reserve diente.
    Weniger vordringlich erschienen der liberalen Regierung Neuerungen im Bereich der Flotte. 1889 hatte Premierminister Salisbury im Naval Defence Act den «Two-power-standard» verankert, wonach die britische Flotte mindestens so stark sein sollte wie die Flotten der beiden nächstgroßen Seemächte zusammen. Unter der Regierung Balfour war als Antwort auf die deutsche Seerüstung zusammen mit einer Umorganisation der Kriegsmarine der Bau eines neuen Typs von Schlachtschiffen, der «Dreadnoughts», beschlossen worden, die den deutschen in ihrer Schlagkraft weit überlegen waren (und im April 1906 ein weiteres deutsches Flottengesetz zur Folge hatten). Die Regierung Campbell-Bannerman hielt den Vorsprung Englands bei den Seestreitkräften für so stark, daß sie sogar kräftige Abstriche am Rüstungsprogramm des Vorgängerkabinetts vornahm.
    Im April und Mai 1907 tagte in London eine Kolonialkonferenz, die fünfte seit 1887. Erstmals nahm auch ein Vertreter von Transvaal, Premierminister Louis Botha, teil. Die Konferenz beschloß, Kolonien, die über das Recht der Selbstverwaltung verfügten, künftig nicht mehr Kolonien, sondern «Dominions» zu nennen.

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