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Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Mailand folgten im Frühjahr 1805). Nicht minder provozierend wirkten die koloniale Expedition in das 1795 an Frankreich gefallene, von heftigen Unruhen erschütterte Santo Domingo, die Oktroyierung einer neuen Verfassung für die Batavische Republik und die Verwandlung der Schweiz in einen französischen Satellitenstaat. Am meisten aber verstieß Napoleon durch seine protektionistische Handelspolitik gegen Englands Interessen: Er führte hohe Zölle ein, um die französische Industrie vor der britischen Konkurrenz zu schützen.
    Die britische Antwort war die Entscheidung, Malta vorerst nicht an den Johanniterorden zurückzugeben: eine Verletzung des Vertrages von Amiens, die London damit begründete, daß die Friedensbedingungen an die Aufrechterhaltung des Status quo gebunden seien. Am 13. März 1803 prangerte Napoleon den Vertragsbruch gegenüber dem britischen Botschafter vor dem gesamten diplomatischen Corps an; zwei Monate später berief London seinen diplomatischen Vertreter ab; am 23. Mai 1803 erklärte Großbritannien Frankreich den Krieg. Von Anfang an hatte wenig dafür gesprochen, daß England sich mit der französischen Hegemonie auf dem Kontinent dauerhaft abfinden würde; ebensowenig aber konnte davon ausgegangen werden, daß Napoleon sich mit dem, was er in Amiens erreicht hatte, zufrieden geben und die englische Überlegenheit zur See anerkennen würde. Großbritannien beendete im Frühjahr 1803 einen Waffenstillstand, dem Napoleon die Grundlagen entzogen hatte.
    Der Krieg begann auf französischer Seite im Juni 1803 mit der Besetzung Hannovers, das seit 1714 mit England durch eine Personalunion verbunden war, auf britischer Seite mit der Eroberung eines großen Teils der französischen Kolonien. Im Westteil Haitis, das durch den Krieg von Zufuhren aus dem Mutterland abgeschnitten war, setzte sich Ende 1803 die schwarze Unabhängigkeitsbewegung durch; ein später Triumph der ersten großen, vom Beispiel von 1789 angeregten Sklavenrevolution, die im Jahre 1791 begonnen hatte. Am Debakel der französischen Expeditionstruppen hatte es freilich schon Anfang 1803 keine Zweifel mehr gegeben. Der Verlust des größten Teiles von Haiti, seiner reichsten Kolonie, bedeutete für Frankreich das Ende des Traumes von einem transatlantischen Kolonialreich. Napoleon reagierte panikartig: mit dem Verkauf von Louisiana an die Vereinigten Staaten. Die junge amerikanische Demokratie gewann durch den «Louisiana Purchase» ein riesiges Territorium rechts des Mississippi, das ihr die Fortsetzung des langen Weges nach Westen, bis zu den Ufern des Pazifiks, erlaubte.
    Pläne, in England zu landen, gab Napoleon fürs erste wieder auf, nachdem ihm klargeworden war, daß die französischen Seestreitkräfte für ein solches Unternehmen bei weitem nicht ausreichten. Die Chancen einer Invasion schienen sich zu bessern, als es Napoleon gelang, Spanien unter massivem Druck zum Kriegseintritt zu bewegen. Unter der Regierung von Manuel de Godoy, dem Favoriten der Königin Maria Louisa, hatte Spanien sich 1796 im Frieden von San Ildefonso zu einem solchen Schritt verpflichtet und 1801 das mit Großbritannien verbündete Portugal niedergeworfen. Die Kriegsbeteiligung im Jahre 1803 lag auf der Linie, auf die Godoy das Land sieben Jahre zuvor festgelegt hatte.
    Großbritannien konnte ebenfalls Verbündete um sich scharen: Im April 1805 verständigte es sich mit Rußland auf ein Bündnis, dessen erklärtes Ziel es war, Frankreich auf ein Gebiet in den Grenzen von 1792, also vor den Eroberungen im Ersten Koalitionskrieg, zu beschränken. Kurz darauf schlossen sich Österreich, Schweden und Neapel der Allianz an. Napoleons Antwort war ein geheimes Bündnis mit Bayern; Württemberg und Baden sahen sich aus Gründen der Selbsterhaltung genötigt, dem Pakt beizutreten; das von Frankreich stark umworbene Preußen beharrte hingegen auf seiner Neutralität. Aus dem englischfranzösischen Krieg war nach zwei Jahren der Dritte Koalitionskrieg geworden.
    Die einzige Seeschlacht dieses Krieges war die von Trafalgar: Bei diesem Kap an der spanischen Atlantikküste errang Admiral Nelson, der selber an diesem Tag fiel, den entscheidenden Sieg über die französischspanische Flotte. Den wichtigsten Sieg zu Lande erfocht Napoleon am 2. Dezember 1805, dem ersten Jahrestag seiner Kaiserkrönung, in der Dreikaiserschlacht in der Nähe von Austerlitz in Mähren über die vereinigten russischen und österreichischen Truppen unter Zar Alexander I. und Kaiser

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