Geschichte des Westens
Juntas de Ofensiva Nacional-Sindicalista. Äußeres Erkennungszeichen waren die blauen Hemden, die ihre Mitglieder trugen. Außerdem gab es noch eine rechte Fronde, innerhalb des Militärs: die Unión Militar Española (UME), die vorrangig die von Azaña durchgesetzte Militärreform und besonders deren Kern, die Verkleinerung des Offizierskorps und die Unterstellung des Militärs unter die Kontrolle der (ihrerseits parlamentarisch kontrollierten) Regierung, bekämpfte.
Im September 1933 zerbrach die Koalition der Sozialisten und Republikaner. Aus den Neuwahlen gingen die Rechten als Sieger hervor. Sie kamen auf 217 Sitze; auf die Mitte entfielen 163, auf die Linke lediglich 93 Abgeordnete. Über eine tragfähige Mehrheit aber verfügte die Rechte nicht. Das Ergebnis schwieriger Verhandlungen war eine Minderheitsregierung aus Radikalen und Unabhängigen unter dem bürgerlichen Radikalen Alejandro Lerroux, die auf die parlamentarische Unterstützung der CEDA angewiesen war. Mit der ersten Regierung Lerroux endete die zweijährige Reformphase der spanischen Republik, das «bienio de reformas». Es begann das schwarze Doppeljahr, das «bienio negro», in dem viele Reformen der ersten Phase außer Kraft gesetzt wurden. Die Nutznießer der Revision waren die Kirche und die Großgrundbesitzer: Antiklerikale Gesetze wurden aufgehoben, frühere Eigentümer erhielten beschlagnahmtes Land zurück.
Das Erstarken der Rechten war auch eine Reaktion auf die zunehmende Militanz der Anarchosyndikalisten der CNT, die im Laufe des Jahres 1933 immer mehr Zulauf hatte und im Dezember einen regelrechten Aufstand gegen die Regierung zu entfesseln versuchte. Die Rücknahme der Agrarreform steigerte den Radikalismus auf Seiten der Linken. Im Mai 1934 riefen die Gewerkschaften zu einem Landarbeiterstreik auf. Daran beteiligten sich auch die UGT Largo Caballeros und die bislang gemäßigte sozialistische Landarbeitergewerkschaft, die nunmehr die soziale Revolution propagierte. Die Regierung erklärte den Ausstand für illegal und organisierte Notmaßnahmen zur Einbringung der Ernte. Die Streikbewegung, die zeitweise auch auf Madrid und andere Städte übergriff, erreichte keines ihrer Ziele. Sie trug aber erheblich zur weiteren gesellschaftlichen und politischen Polarisierung Spaniens bei.
Anfang Oktober gingen die Radikalen eine reguläre Koalition mit der CEDA ein, wobei Lerroux erneut das Amt des Ministerpräsidentenübernahm. Da Gil Robles sich in den Monaten zuvor immer mehr nach rechts bewegt hatte, erklärte Largo Caballero den Regierungseintritt der CEDA zur Machtergreifung des Faschismus nach italienischem und deutschem Vorbild und rief die Arbeitermassen zum Generalstreik auf. In den meisten Städten brachen die proletarischen Aktionen, an denen die Anarchisten sich nicht beteiligten, nach wenigen Tagen zusammen. Nicht so in Katalonien und Asturien: In Barcelona proklamierte die Generalitat unter Lluis Companys, dem Führer der Esquierra Republicana de Catulunya (Republikanische Linke Kataloniens), am 6. Oktober die Unabhängigkeit Kataloniens innerhalb einer spanischen Bundesrepublik. Die Regierung ließ die Erhebung mit Hilfe des Militärs niederschlagen; die Autonomie Kataloniens wurde suspendiert.
In Asturien weitete sich der Generalstreik zum Bergarbeiteraufstand, ja zum regionalen Bürgerkrieg aus, in dessen Verlauf die Städte Oviedo und Gigon in die Hände der proletarischen Revolutionäre fielen und die Räterepublik proklamiert wurde. Die Regierung setzte auch hier Militär ein, darunter auf Anraten der kommandierenden Generäle Manuel Goded Llopis und Francisco Franco die Fremdenlegion, die entscheidenden Anteil am Sieg über die Rifkabylen in Spanisch-Marokko gehabt hatte. Nach zwei Wochen war der Aufstand, an dem sich bis zu 30.000 Bergarbeiter beteiligt hatten, niedergeworfen. Den zahllosen «roten» Greueltaten folgten womöglich noch schrecklichere der «Weißen». Die Zahl der Toten lag bei 1300, die der Verwundeten bei 3000. Im Anschluß an die fehlgeschlagene «Oktoberrevolution» kam es zu Zehntausenden von Verhaftungen. Zwanzig Führer der Aufstände wurden zum Tode verurteilt, zwei von ihnen exekutiert. Gegen die Begnadigung der übrigen, darunter Companys, durch Präsident Alcalá Zamora protestierte die CEDA, die deswegen zeitweilig sogar vorübergehend die Regierung verließ. Caballero und mehrere seiner Kampfgefährten wurden zu dreißig Jahren Gefängnis verurteilt. Daß sie diese Strafe voll würden
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