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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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verbüßen müssen, glaubte kaum jemand.
    Es folgten erbitterte parlamentarische Kämpfe zwischen der Linken und der Rechten über die Niederschlagung der Oktoberaufstände, weitere Rücknahmen von Reformen, im Mai 1935 die Ernennung von Gil Robles zum Kriegsminister sowie die von diesem verfügte Ernennung von General Franco zum Generalstabschef und schließlich Ende1935 die Aufdeckung von Korruptionsskandalen, in die führende Politiker der Radikalen verwickelt waren. Präsident Zamora sah angesichts der zunehmenden Instabilität schließlich keine Alternative mehr zur Auflösung der Cortes. Sie erfolgte am 7. Januar 1936. Rund eine Woche später, am 15. Januar, schlossen sich Linksrepublikaner, Sozialisten und Kommunisten zur «Volksfront» (Frente Popular) zusammen und stellten eine gemeinsame Kandidatenliste auf. Auf Drängen Caballeros faßten die Sozialisten den verhängnisvollen Beschluß, im Fall eines Wahlsieges der Linken keine Ministerämter zu übernehmen. Die Anarchisten, die die Wahlen bisher boykottiert hatten, beteiligten sich am 16. Februar 1936 erstmals an einem Urnengang.
    Die Volksfront war die Gewinnerin der Wahl. Auf sie entfielen 4,2 Millionen Stimmen, auf die Rechte, die als «Nationale Front» angetreten war, knapp 3,8 Millionen, auf die Mitte etwa 680.000. Das Wahlgesetz prämierte die stärkste Liste und verhalf der Linken zu 278 Abgeordneten und damit zur absoluten Mehrheit. Davon entfielen 100 Sitze auf die Sozialisten, 87 auf die Izquierda Republicana, 36 auf die katalanische Linke und 17 auf die Kommunisten. Die Opposition kam auf 134, die Mitte einschließlich der 10 Basken auf 55 Mandate. Da der PSOE, die größte Fraktion, auf seiner Wahlaussage beharrte und keine Minister stellte, verständigten sich die Parteien der Volksfront darauf, den Regierungschef der Jahre 1931 bis 1933, Manuel Azaña y Diaz, einen bürgerlichen Republikaner, erneut zum Ministerpräsidenten zu machen. Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Regierung bestand darin, die Generäle Franco und Goded auf Kommandostellen fern des Machtzentrums abzuschieben: Franco auf die Kanarischen Inseln, Goded auf die Balearen.
    Auf eine Stabilisierung der inneren Lage deutete im Frühjahr 1936 nichts hin. Viele Siegesparaden der Linken schlugen in Krawalle, Angriffe auf Kirchen und Zeitungsredaktionen sowie die Stürmung von Gefängnissen um. Zu den Befreiten gehörten auch Companys und Caballero. Auf dem Land prallten plündernde Landarbeiter und Guardia Civil aufeinander; Pistoleros der Falange und der Federación Anarquista Iberica verübten Attentate auf politische Gegner; große Teile der CEDA-Jugend liefen, angeführt von Francos Schwager Serrano Suñer, zur Falange über; Largo Caballero, seit 1932 Vorsitzender des PSOE, kündigte in vielen Reden im ganzen Land unter dem Beifall von Sozialisten und Kommunisten die nahende proletarische Revolutionan. Um dieselbe Zeit bereiteten militärische Verschwörer unter der Ägide von General Emilio Mola Vidal den Sturz der Volksfrontregierung vor; zu den Beteiligten gehörte neben Franco und Goded auch General José Sanjurjo, der bereits im August 1932 einen ersten, rasch niedergeschlagenen, Putschversuch gegen die Republik unternommen hatte. Die Falange des inzwischen inhaftierten José Antonio Primo de Rivera und die Monarchisten, sowohl die Karlisten wie die Anhänger Alfons’ XIII., waren in die Planungen einbezogen. Gil Robles wußte vom Vorhaben Molas, spielte aber bei der Vorbereitung des Unternehmens keine aktive Rolle.
    Im Mai 1936 wechselte Azaña ins Amt des Staatspräsidenten. Neuer Ministerpräsident wurde der Linksrepublikaner Santiago Casares Quiroga, der deutlich links von seinem Vorgänger stand. Die neue Regierung forcierte die steckengebliebene und teilweise rückgängig gemachte Agrarreform, konnte damit aber nicht verhindern, daß es weiterhin zu Landarbeiterstreiks und illegalen Landbesetzungen kam. In der ersten Julihälfte verging kaum ein Tag ohne politische Morde. Am 12. Juli wurde ein Leutnant der republikanischen Guardia de Asalto (Sturmgarde), José Castillo, von Falangisten ermordet. Es war ein Racheakt: Castillo hatte im April bei einem Feuergefecht einen prominenten Falangisten erschossen. Die Reaktion der Sturmgardisten war die Ermordung eines der bekanntesten Politiker der Rechten, des monarchistischen Abgeordneten und ehemaligen Finanzministers Calvo Sotelo. Er wurde in der Nacht vom 12. zum 13. Juli 1936 von uniformierten

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