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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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sondern Linke im weitesten Sinn, von Sozialdemokraten bis hin zu bürgerlichen Liberalen, die ihren persönlichen Beitrag zum Kampf gegen den internationalen Faschismus leisten wollten. Manche unabhängige Linke wie die Schriftsteller George Orwell und W. H. Auden aus Großbritannien und Simone Weil aus Frankreich zogen es freilich vor, sich außerhalb der Internationalen Brigaden für die spanische Republik zu engagieren: Orwell in einer linkskommunistischen Miliz in Katalonien, Auden als Ambulanzhelfer einer republikanischen Einheit, Weil bei einer anarchistischen Miliz.
    Im Juni 1937 sollen einer antifaschistischen Quelle zufolge 25.000 Franzosen, 5000 Polen, 5000 Briten und Amerikaner, 5000 Deutscheund Italiener, 3000 Belgier, 2000 «Balkanesen» und 1000 Lateinamerikaner, zusammen 46.000 Mann als Mitglieder der Internationalen Brigaden in Spanien eingesetzt gewesen sein. Vorsichtigere Schätzungen sprechen von 25.000 Brigadisten. Die politischen und militärischen Führungsfunktionen in den Internationalen Brigaden hatten fast durchgängig Kommunisten inne, unter ihnen der Franzose André Marty, der dem Exekutivkomitee der Komintern angehörte und die Rolle des obersten politischen Kontrolleurs und Instrukteurs übernahm, der Italiener Luigi Longo, der Ungar László Rajk, die Deutschen Franz Dahlem, Wilhelm Zaisser und Hans Beimler, der im Dezember 1936 bei den Kämpfen um Madrid fiel. Kommunisten waren auch die deutschen Schriftsteller Ludwig Renn, ein ehemaliger Frontoffizier, der eigentlich Arnold Vieth von Golssenau hieß, und Gustav Regler, für den die Erfahrungen des Spanischen Bürgerkrieges der Anlaß zum Bruch mit dem Kommunismus wurden, sowie, wenn auch nur für kurze Zeit, der britische Dichter Stephen Spender. Zu den prominenten Sozialisten in den Internationalen Brigaden gehörten Pietro Nenni aus Italien und der einstige Schutzbundführer Julius Deutsch aus Österreich. Aus Österreich stammte auch der legendenumwobene General Emilio Kléber, der eigentlich Lazarus Stern hieß, im Ersten Weltkrieg als Kriegsgefangener in Rußland zum Bolschewiken bekehrt worden war, in der Folgezeit erst im illegalen Militärapparat der KPD, dann als Militärberater der Komintern in China und als Truppenbefehlshaber im Fernen Osten im Kampf gegen die Japaner gewirkt hatte, bevor er in Spanien militärischen Ruhm als Verteidiger von Madrid erwarb.
    Als die ersten Internationalen Brigaden Anfang November 1936 in Spanien eintrafen, hatte sich die Lage der Republik gegenüber dem Sommer erheblich verschlechtert. Am 7. November wurde die Junta von Burgos durch Deutschland und Italien diplomatisch anerkannt. Auf der nationalspanischen Seite kämpften Ende des Jahres, neben der spanischen Fremdenlegion, dem Tercio, fast 50.000 Marokkaner. Dieselben Offiziere, die durch ihre Erfahrungen im Kolonialkrieg gegen die Rifkabylen geprägt waren und in voller Übereinstimmung mit der Kirche den Bürgerkrieg als einen «Kreuzzug» (cruzada) gegen den Kommunismus und als neue «reconquista» betrachteten, versuchten den nordafrikanischen Söldnern beizubringen, daß es beim Kampf gegen die «Roten» um einen Krieg gegen die Atheisten, die Feinde jederReligion, also auch des Islam, ging. Zu den Marokkanern kamen hinzu die deutschen Piloten der «Legion Condor», Soldaten aus dem autoritär regierten Portugal Antonio Salazars und, verstärkt seit Anfang 1937, aus dem Italien Mussolinis sowie Freiwillige aus den Reihen der irischen Blauhemden des Generals Eoin O’Duffy.
    Dem republikanischen «ejército popular» inzwischen zahlenmäßig und im Hinblick auf Ausrüstung und Disziplin weit überlegen, hatten die nationalspanischen Truppen bis zum November 1936 fast die Hälfte des gesamten Staatsgebiets erobert. Am 27. September war ein Symbol nationalistischen Widerstandswillen, der seit Juli belagerte Alcázar von Toledo, von Truppen Francos befreit worden. Große Teile Zentralspaniens und Andalusiens unterstanden mittlerweile der Herrschaft der Nationalisten. Mitte Oktober war die Front Madrid so nahe gerückt, daß der Fall der Hauptstadt unmittelbar bevorzustehen schien. In Avila, wo er sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, gab General Mola auf die Frage ausländischer Journalisten, welche seiner vier Kolonnen Madrid erobern würde, die sprichwörtlich gewordene Antwort: «Die fünfte Kolonne» – womit die dortigen Sympathisanten der Nationalisten gemeint waren. Am 6. November verlegte die Regierung Largo Caballero in

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