Geschichte des Westens
Flügels der eigenen Partei, des PSOE, um Marine- und Luftfahrtminister Indalecio Prieto und Finanzminister Juan Negrín, an den PCE. Beide teilten die Auffassung der Kommunisten, daß ernsthafte Schritte in Richtung einer sozialistischen Gesellschaft warten mußten, bis die Faschisten geschlagen waren. Largo Caballero und die Anarchisten hingegen wollten beiden Zielen möglichst gleichzeitig näherkommen.
Zum großen Zusammenstoß zwischen den Kommunisten und den Kräften der sozialen Revolution kam es im Mai 1937 – aber nicht in Madrid, sondern in Barcelona. Im September 1936 war neben dem PSUC und der CNT auch der Partido Obrero de Unificación Marxista (POUM) in den Rat der Generalitat eingetreten; sein Generalsekretär Andrés Nin wurde Justizminister. Der POUM war eine kleine linkskommunistische Partei, hervorgegangen aus der Izquierda Comunista, die sich in ihrer scharfen Kritik am Stalinismus zunächst an Trotzki orientierte, 1934 aber mit diesem brach, als er sie aufforderte, in die Sozialistische Partei einzutreten und deren linken Flügel zu bilden. Stattdessen vereinigte sich die Izquierda Comunista 1935 mit dem marxistischen Arbeiter- und Bauernblock Kataloniens zum POUM. Für Stalin war der POUM nichtsdestoweniger eine trotzkistische Partei und damit, entsprechend der neueren sowjetischen Sprachregelung, ein Sammelbecken von Agenten des Faschismus. Am 16. Dezember 1936 trat Nin unter dem massiven Druck der Kommunisten aus der katalonischen Regionalregierung aus. Die «Prawda» kommentierte diesen Schritt tags darauf als Beginn einer «Säuberung von Trotzkisten und Anarchisten», die in Spanien ebenso energisch durchgeführt werde wie in der Sowjetunion.
Am 3. Mai 1937 drangen auf Anordnung des Ordnungsbeauftragten der Generalitat, eines Politikers des PSUC, Zivilgardisten in das seit Juli 1936 von der CNT besetzte Telegrafenamt von Barcelona, die Telefónica, ein, woraufhin die Besatzer ihnen den Zugang zu den oberen Stockwerken mit Maschinengewehrfeuer verwehrten. Unmittelbar darauf traten die Arbeiter der katalonischen Hauptstadt, ohne von der CNT dazu aufgerufen worden sein, in den Generalstreik, umzingelten die strategisch wichtigsten Punkte, bauten Barrikaden und brachtenauf diese Weise binnen kurzem große Teile der Stadt unter ihre Kontrolle. Während die CNT sich um eine Verständigung mit der Generalitat bemühte, riefen die Mitglieder einer neuen Organisation extremer Anarchisten, die sich «Freunde Durrutis» (Amigos de Durruti) nannte, die anarchistische Jugendorganisation Juventud Libertaria und der POUM zum aktiven Kampf gegen den inneren Feind auf. Ob dabei «agents provocateurs» des Franco-Regimes die Hand im Spiel hatten, ist ungewiß. Entsprechende Vermutungen wurden schon damals laut.
Fünf Tage lang wurde in Barcelona gekämpft; Zivilgardisten und Kommunisten schossen auf Anarchisten, und diese schossen zurück. Zeitgenössische Schätzungen sprechen von 400 bis 500 Toten und 1000 Verwundeten. Die Zentralregierung in Valencia entsandte am 6. Mai eine Polizeitruppe und drei Kriegsschiffe nach Barcelona. Ihre Präsenz trug mit dazu bei, daß die dringenden Appelle der CNT, die Kämpfe einzustellen, schließlich Gehör fanden. Am 8. Mai zog in Barcelona wieder so etwas wie Ordnung ein.
Der regionale Bürgerkrieg im Bürgerkrieg war, was die bewaffneten Arbeiter betraf, der Ausdruck eines spontanen Protests anarchistischer Massen gegen die staatstragende Politik der Arbeiterorganisationen, bis zu einem gewissen Grad einschließlich der CNT. Der POUM versuchte, den völligen Bruch mit der CNT zu vermeiden, und verhielt sich seit dem 6. Mai eher abwiegelnd; er beschränkte sich auf den Aufruf an die Arbeiter, die Barrikaden nicht zu verlassen. Der PSUC, der in der umgebildeten Generalitat nicht mehr vertreten war, und der PCE sahen aber endlich die Gelegenheit gekommen, um mit den «Trotzkisten» systematisch abzurechnen. Die kommunistische Presse sprach von den Mitgliedern des POUM als «verkappten Faschisten» und der «fünften Kolonne Francos».
In der Zentralregierung verlangten zwei kommunistische Kabinettsmitglieder, Erziehungsminister Jesús Hernández und Landwirtschaftsminister Uribe Galdeano, am 15. Mai ein Verbot des POUM. Ministerpräsident Largo Caballero weigerte sich zwar, dieser Forderung nachzukommen, wurde darin aber nur von den Anarchisten unterstützt. Die meisten Sozialisten, darunter Prieto und Negrín, und die bürgerlichen Republikaner stellten
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