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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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geliehen hatten.»
    Militärisch bildeten die Kämpfe von Guadalajara, die Hemingway, ein Sympathisant der Republik, den Entscheidungsschlachten der Weltgeschichte zuordnete, keine Zäsur des Spanischen Bürgerkrieges. Die Nationalisten, die am 8. Februar Malaga eingenommen hatten, setzten nach dem Rückschlag vom März 1937 an mehr als einer Front ihren Vormarsch fort. Im Norden eroberten die Truppen Francos im Juni 1937 erst Bilbao, in den Monaten darauf dann Santander und schließlich Asturien, womit ganz Nordspanien und mit ihm einige der wichtigsten Industriegebiete des Landes der Kontrolle der Aufständischen unterworfen waren. Im Februar 1938 fiel Teruel, das die Republikaner zwei Monate zuvor zurückerobert hatten, wieder in die Hände der Nationalisten. Im März setzte ihre Offensive in Aragon ein, im August drangen sie bei Vinaroz bis zur Küste des Mittelmeeres vor und trennten damit Katalonien vom übrigen republikanischen Spanien. Im Juli 1938 begann die Schlacht am Ebro, die bis Ende Oktober dauerte und den Republikanern den letzten größeren Geländegewinn brachte. Er war jedoch nur von kurzer Dauer. Bereits im November 1938 mußten sich ihre Verbände vom Ebro zurückziehen. Einen Monat später nahmen die Nationalisten den Kampf um Katalonien auf. Die Republikaner kamen seit dem Herbst 1938 aus der Defensive nicht mehr heraus.
    In politischer Hinsicht zerfiel seit dem Frühjahr 1937 die zeitweilige Einheit der Linken, während die Rechte sich enger zusammenschloß. Im April vereinigte sich die Falange, die seit der Hinrichtung von José Antonio Primo de Rivera im Gefängnis von Alicante am 20. November 1936 ihres einzigen charismatischen Führers beraubt war, mehrgezwungenermaßen als freiwillig mit den Karlisten zu einer Einheitspartei, der Falange Española Tradicionalista y de las JONS, unter der Führung Francos. Eine «faschistische» Partei war die neue Gruppierung nicht. Dazu überwogen die traditionalistischen und klerikalen Züge ihres Programms zu sehr: Es war autoritär, nicht totalitär. Die Falange war nie eine wirkliche Massenbewegung gewesen. Der Mann an der Spitze der neuen Partei, der «Caudillo» und «Generalissimo» Franco, war ein Mann des Militärs und der alten Machteliten und kein faschistischer «Führer». Die umgeformte Falange übernahm im System Francos wichtige soziale und propagandistische Aufgaben, aber die Politik des Landes bestimmte sie weder im Bürgerkrieg noch danach.
    Als der Bürgerkrieg im Sommer 1936 begann, waren nicht Faschisten und Kommunisten die treibenden Kräfte, sondern Militärs und Anarchisten. Auf der Rechten änderte sich an dieser Konstellation in der Folgezeit nichts, auf der Linken durchaus. Seit ihrem Eintritt in die Regierung Largo Caballero im September 1936 wurde das politische Gewicht des Partido Comunista de España immer stärker; in Katalonien galt dasselbe für die neu gebildete, von den Kommunisten dominierte linke Einheitspartei Partit Socialista Unificat de Catalunya (PSUC), die sich kurz darauf am Rat der Generalitat beteiligte. Die mit Moskau abgestimmte legalistische, ganz auf die Verteidigung der Republik abgestellte Linie von PCE und PSUC machte beide Parteien zu Ordnungsfaktoren und als solche attraktiv für das Kleinbürgertum. Innerhalb der Zentralregierung präsentierten sich die Kommunisten als Anwälte völliger Religionsfreiheit und der Wiederherstellung des Rechts der Gläubigen, Gottesdienste in den Kirchen zu besuchen (eines Rechts, das nur faktisch, nicht auf Grund eines Gesetzes, abgeschafft worden war), stießen damit aber auf den energischen und erfolgreichen Widerstand des Ministerpräsidenten und des Justizministers, des Anarchisten García Oliver.
    Für Largo Caballero war der starke Rückhalt der Kommunisten und ihrer sowjetischen Militärberater in der Armee ein Gegenstand ernster Sorge. Am 23. April 1937 löste er die Madrider Junta, eine Machtbastion des PCE, auf. Kurz darauf beschränkte er die Vollmachten der politischen Armeekommissare, die durchweg Kommunisten waren (darunter auch solche, die später zu großer Prominenz gelangen sollten, Josip Broz Tito, Klement Gottwald, Palmiro Togliatti und zeitweilig Walter Ulbricht); einige von ihnen setzte er ab. Die Kommunistensahen darin eine gezielte Provokation und antworteten mit einer heftigen Kampagne gegen den Regierungschef. Was die Lage für den Ministerpräsidenten gefährlich machte, war die Annäherung des rechten, reformistischen

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