Geschichte des Westens
Activities unter Vorsitz des demokratischen Abgeordneten Martin Dies aus Texas widmete sich nahezu ausschließlich kommunistischen Umtrieben und kaum solchen von amerikanischen Anhängern des Faschismus und des Nationalsozialismus oder des Ku-Klux-Clan. Es stellte eine kommunistische Unterwanderung der Public Works Administration, vor allem des Federal Theatre Project und des Federal Writers’ Project, fest und identifizierte 640 Organisationen,483 Zeitungen und 280 Gewerkschaftsgliederungen als kommunistisch infiltriert oder gesteuert. Während des Wahlkampfes vom Herbst 1938 wurden liberale Kandidaten, darunter, wegen seiner guten Beziehungen zu kommunistischen Funktionären im CIO, der Gouverneur von Michigan, Frank Murphy, als Schachfiguren der Kommunisten diffamiert. Murphy erhielt daraufhin die demonstrative Unterstützung des Präsidenten, der dem Dies-Committee vorwarf, es lasse sich für den unamerikanischen Zweck einer Wahlbeeinflussung benutzen. Nachdem Murphy die Wahl verloren hatte, ernannte ihn Roosevelt im Februar 1939 zum Justizminister.
Die Rückschläge, die Roosevelt seit 1937 erlitt, weckten weltweit Zweifel, ob die westlichen Demokratien sich gegenüber den Diktaturen von rechts und links würden behaupten können. Die hämischen Hinweise aus dem nationalsozialistischen Deutschland auf den Kontrast zwischen eigenen Erfolgen im Kampf gegen die Wirtschaftskrise und den Mißerfolgen der Roosevelt-Adminstration wurden auch auf der anderen Seite des Nordatlantiks zur Kenntnis genommen. Roosevelt ließ sich aber weder von seinen ausländischen noch von seinen amerikanischen Gegnern beeindrucken. Im Januar 1938 schlug der Präsident, wie schon erwähnt, dem britischen Premierminister Neville Chamberlain vor, gemeinsam die Einberufung einer internationalen Konferenz über fundamentale Normen in den zwischenstaatlichen Beziehungen anzuregen, fand damit jedoch in London keine Zustimmung. Im September 1938 appellierte er angesichts der Sudetenkrise zweimal an Hitler, Chamberlain, Daladier und Beneš, alles für die Aufrechterhaltung des Friedens zu tun; in seiner zweiten Botschaft vom 28. September schlug er eine internationale Konferenz auf neutralem Boden vor und bat Mussolini, in diesem Sinn tätig zu werden.
Das Münchner Abkommen vom 30. September bewertete er zunächst sogar als Beitrag zur internationalen Entspannung, ja als Erfolg seiner Bemühungen, korrigierte sich aber kurz danach. Am 11. Oktober kündigte er als Antwort auf ein neues Rüstungsprogramm Hitlers amerikanische Rüstungsausgaben in Höhe von 300 Millionen Dollar an. Am 2. November 1938 unterzeichnete der Präsident ein amerikanisch-britisches Handelsabkommen, dessen antideutsche Spitze unübersehbar war. Die Judenpogrome vom 9. und 10. November wurden für Roosevelts Verhältnis zu Deutschland zum «point of no return». Ende des Jahres setzte er sich dafür ein, daß Frankreich in den USA biszu 1000 Kampfflugzeuge einkaufen konnte. Um die Jahreswende 1938/39 gab es nichts mehr daran zu deuteln, daß die Abkehr vom bisherigen Kurs strikter Neutralität begonnen hatte.
Die amerikanische Öffentlichkeit war um diese Zeit noch keineswegs darauf vorbereitet, einer nationalsozialistischen Aggression in Europa mit militärischen Mitteln entgegenzutreten. Die Frage des führenden Meinungsforschungsinstituts, des Gallup Poll, ob die USA, wenn Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg erklärten, sich aus dem Konflikt heraushalten könnten, wurde Mitte September 1938 von 57 Prozent der Befragten bejaht. 68 Prozent sprachen sich dafür aus, eine amerikanische Kriegserklärung, abgesehen vom Fall einer direkten Invasion des eigenen Landes, an den Ausgang eines nationalen Referendums zu binden. Falls Roosevelt eines Tages zu dem Schluß gelangen sollte, daß die Vereinigten Staaten sich einer militärischen Unterstützung der westeuropäischen Demokratien nicht entziehen könnten, hatte er noch viel zu tun, um die Amerikaner von dieser Notwendigkeit zu überzeugen.[ 14 ]
Griff über die Grenzen:
Vom Anschluß Österreichs zum Münchner Abkommen
Am 9. März 1938, drei Wochen nachdem er unter ultimativem Druck demütigende Forderungen Hitlers erfüllt hatte, ordnete der österreichische Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg eine Volksbefragung an, mit der er das, was von der Unabhängigkeit Österreichs noch übrig war, sichern wollte: Er forderte die Österreicher über den Rundfunk auf, sich am 13. März für «ein
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