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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Griechenland kam es angesichts des brutalen Vorgehens von Wehrmacht und Waffen-SS zu bewaffneten Konflikten zwischen den Italienern und ihren bisherigen Verbündeten. 25.000 italienische Soldaten fielen entweder im Kampf mit den Deutschen oder starben auf dem Transport in den deutschen Herrschaftsbereich. Eine etwa gleich große Zahl von Militärinternierten kam in deutschen Lagern um. Auf der griechischen Insel Kephallonia wurden 5000 Soldaten der Divisione Acqui nach der Gefangennahme erschossen – ein beispielloses Kriegsverbrechen, begangen an Angehörigen eines Staates, der bis vor kurzem noch der engste Bündnispartner des Reiches gewesen war. In Italien selbst konnten sich nicht wenige Soldaten der Entwaffnung und dem Abtransport nach Deutschland entziehen, indem sie in der Zivilbevölkerung untertauchten.
    Auf der Balkanhalbinsel waren die einheimischen Partisanen die Hauptprofiteure der italienischen Kapitulation. Sie erbeuteten in Griechenland, Albanien und Jugoslawien große Mengen an Waffen und Munition und konnten sich vielfach in den Gegenden festsetzen, die von den Italienern geräumt worden waren. In Kroatien kapitulierte die 2. italienische Armee gegenüber den Kämpfern der Tito-Verbände. Das Kriegsmaterial, das dabei in die Hände der Partisanen fiel, half ihnen beim Kampf gegen die verbliebenen Gegner, die Deutschen, die Tschetniks und die Ustaschi. Die letzteren zogen ebenfalls Nutzen aus dem Ausscheiden Italiens aus dem Achsenbündnis: Der Ustascha-Staat wurde einen lästigen Protektor los und verleibte sich das 1940 von Italien annektierte Küstengebiet an der Adria an.
    Ein einheitlich regiertes Italien gab es seit dem Herbst 1943 nicht mehr. Die königliche Regierung unter Badoglio, die ihren Sitz inSalerno aufschlug, konnte nur in den von den Alliierten besetzten Gebieten des Südens eine gewisse Autorität gewinnen. Nördlich des Golfs von Gaeta, wo die alliierte Offensive über längere Zeit hinweg stecken blieb, hatte theoretisch Mussolinis «Italienische Sozialrepublik» das Sagen, praktisch aber war Mittelitalien, bis auf Rom, als südliche Operationszone zum größten Teil direkt der deutschen Militärverwaltung unter Generalfeldmarschall Kesselring unterstellt. Im Norden wurden die vorsorglich geschaffenen Operationszonen Alpenvorland und Adriatisches Küstenland vom übrigen Italien abgetrennt und fortan von den Gauleitern von Tirol beziehungsweise Kärnten verwaltet. Der Regierung in Salò verblieben damit faktisch als Territorium, wo sie unter der Aufsicht eines Bevollmächtigten des Großdeutschen Reiches, des Diplomaten Rudolf Rahn, tätig werden konnte, die Gebiete nördlich und südlich der Poebene, darunter die Romagna.
    Mussolinis RSI gab sich einerseits sozialistisch und kündigte umfassende Sozialisierungen an, womit der «Duce» zu seinen Ursprüngen zurückzukehren schien. Andererseits bekannte sich der im November 1943 neugegründete Partito Fascista Reppublicano in seinem «Manifest von Verona» zu einem konsequenten Antisemitismus: Die Juden wurden als Feinde aus der italienischen Nation ausgestoßen und der letzten Rechte beraubt, die ihnen nach den Rassegesetzen von 1938 noch verblieben waren. Etwa 7000 Juden wurden vom Regime Mussolinis den Deutschen übergeben und von diesen in die Vernichtungslager, meist nach Auschwitz, deportiert. Von ihnen erlebten nur 830 das Kriegsende. In Rom sorgten die Deutschen Mitte Oktober 1943 selbst dafür, daß die 1030 Juden der Stadt, deren sie bei ihrer Razzia habhaft wurden, nach Auschwitz verbracht wurden; nur 15 von ihnen überlebten den Völkermord. Insgesamt fiel etwa ein Fünftel der rund 43.000 Juden, die 1942 noch in Italien gelebt hatten, dem Holocaust zum Opfer.
    Anfang 1944 führte die Repubblica di Salò in Verona vor einem Sondergerichtshof einen ersten Schauprozeß gegen fünf Angeklagte durch, denen Verrat an der faschistischen Idee vorgeworfen wurde. Der prominenteste «Verräter» war der langjährige Außenminister Graf Ciano, Mussolinis Schwiegersohn. Er wurde wie die übrigen Angeklagten zum Tode verurteilt und am 11. Januar 1944 hingerichtet. Instrumente des Terrors gegen alle Andersdenkenden waren die Republikanische Nationalgarde, die im Sommer 1944 ins Leben gerufenenSchwarzen Brigaden, denen alle Parteimitglieder im Alter von 16 bis 60 Jahren beitreten mußten. Dazu kam noch eine ehemalige Eliteeinheit der Marineinfanterie, der Decima Mas unter dem Fürsten Valerio Borghese, die sich auf die

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