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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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sich zu einer engen Zusammenarbeit beim Aufbau einer gemeinsamen ostasiatischen Wohlstandssphäre und zur wechselseitigen Achtung ihrer Souveränität. Mit der neuen Verbindlichkeit im Umgang mit verbündeten undabhängigen Staaten reagierte Japan sowohl auf das Ausscheiden Italiens aus dem Lager der Achse wie auf eigene Rückschläge im Krieg mit den Westmächten: Ende Juni waren amerikanische Streitkräfte auf Neuguinea und den Salomon-Inseln gelandet, womit eine alliierte Großoffensive im Südpazifik begann. Am 30. September verlegte Japan daraufhin seine Hauptverteidigungslinie auf die Marianen und die westlichen Karolinen zurück.
    Die Hoffnung Tokios, mit den neuen, werbenden Parolen massenhafte Unterstützung für die Großmacht Japan in den okkupierten Ländern zu gewinnen, erfüllte sich jedoch schon deshalb nicht, weil die Besatzungspolitik im wesentlichen dieselbe blieb wie zuvor. Aus China, Taiwan, Korea und den meisten später eroberten Gebieten wurden nach wie vor Zwangsarbeiter nach Japan deportiert und Frauen und Mädchen, die sogenannten «Trostfrauen», als Zwangsprostituierte für die Streitkräfte rekrutiert. Nach fundierten Schätzungen fiel 1 Million Menschen aus den besetzten Gebieten der Vernichtung durch Arbeit zum Opfer. 540.000 Kriegsgefangene kamen auf Grund von Hunger, fehlender Hygiene oder mangelnder medizinischer Versorgung ums Leben. 3,6 Millionen Chinesen und 1 Million Filipinos wurden von japanischen Soldaten massakriert. 550.000 Menschen kamen durch Flächenbombardements sowie durch chemische und biologische Waffen, 250.000 durch künstlich erzeugte Hungersnot zu Tode. Die Gesamtzahl der Zivilisten, die von Japanern im Zusammenhang mit ihrer kriegerischen «Lebensraum»-Politik getötet wurden, wird auf knapp 6 Millionen geschätzt.
    Die Härte der japanischen Besatzungspolitik führte in fast allen der seit Ende 1941 okkupierten Gebiete zur Herausbildung von Widerstandsbewegungen. Auf den Philippinen formierte sich 1943 eine Volksarmee (Hukbalahap), die mehrheitlich aus armen Bauern bestand und ihre Aktivitäten sowohl gegen die Besatzer wie gegen die mit ihnen kollaborierende Oberschicht richtete. Auf der malaiischen Halbinsel schlossen sich vor allem ethnische Chinesen der antijapanischen Volksarmee an. In Französisch-Indochina kämpfte die Liga für die Unabhängigkeit Vietnams, die Vietminh, eine Gründung der Kommunistischen Partei unter Ho Chi Minh, gegen beide Fremdherrschaften: die japanische und die französische, die in der Vichy-Ära auf der Verwaltungsebene mit der Billigung Tokios bis März 1945 fortbestand. In Birma nahm die Burma National Army unter General Aung San, diezunächst auf der Seite der Japaner gegen die Briten gekämpft hatte, im März 1945 den bewaffneten Kampf gegen die Besatzer auf. An der Antifaschistischen Freiheitsliga, einer im August 1944 gebildeten Sammlungsbewegung, beteiligten sich auch die Kommunisten. In Niederländisch-Indien hingegen kollaborierte die Unabhängigkeitsbewegung unter Sukarno bis zuletzt mit den Japanern, wobei sie davon ausging, daß ihr Ziel, ein unabhängiges Indonesien, erst nach dem Sieg des Kaiserreichs über die europäischen Kolonialmächte zu erreichen sein würde.
    Wenige Wochen nach der Tokioter Ostasien-Konferenz, vom 22. bis 26. November 1943, trafen sich Roosevelt und Churchill mit Tschiang Kai-schek in Kairo. Sie vereinbarten einen gemeinsamen Feldzug zur Rückeroberung von Birma, die Wiederherstellung der Unabhängigkeit von Korea und die Rückgabe Taiwans, der Pescadores-Inseln und der Mandschurei an China. Japan sollte die von ihm nach 1914 eroberten deutschen Pazifikinseln verlieren, der Krieg mit dem fernöstlichen Kaiserreich ebenso wie der mit dem nationalsozialistischen Deutschland mit der bedingungslosen Kapitulation enden. Tschiang Kai-schek konnte zufrieden sein: Faktisch hatten die angelsächsischen Demokratien ihn in Kairo nicht nur als
den
Repräsentanten Chinas, sondern auch als Führer einer Großmacht anerkannt.
    Um dieselbe Zeit landeten amerikanische Truppen unter Admiral Chester Nimitz auf den Gilbert-Inseln, was zum Auftakt des legendären «Inselspringens» werden sollte. Im Dezember begannen britisch-indische und bald auch amerikanische und chinesische Truppen mit dem Kampf um Birma. Es folgten im Januar 1944 die amerikanische Invasion auf den Marschall-, im Sommer dann die auf den Marianen-Inseln, beginnend mit der Eroberung von Guam. Der Fall der Marianen-Insel Saipan, wo

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