Geschichte des Westens
Kollaborateure, gegen die großserbischen Tschetniks unter Draza Mihajlovic und die faschistischen Ustaschi in Kroatien unter Ante Pavelić.
Am 9. Mai 1945 rückte Titos Partisanenarmee in Zagreb ein. Die Abrechnung mit den Ustaschi und den slowenischen Antikommunisten in den vom Deutschen Reich annektierten Landesteilen wurde dadurch erleichtert, daß die britischen Truppen, die inzwischen in Kärnten und der Steiermark standen, über 100.000 kroatische Soldaten und Angehörige der Ustascha-Milizen sowie etwa 20.000 Slowenen an die Einheiten Titos auslieferten. Es folgten Massenexekutionen, beginnend mit der von Maribor (Marburg) an der Drau im Mai 1945, denen Tausende von politischen Gegnern zum Opfer fielen. In Slowenien wurden Zehntausende Menschen erschossen oder erschlagen und in Gräben, Bergwerkstollen und in Karsthöhlen verscharrt. Unter den Toten, die über ein halbes Jahrhundert später, nach der Auflösung Jugoslawiens, von der nachkommunistischen Regierung Sloweniens in rund 600 Massengräbern registriert wurden, fand man Zehntausende von Kroaten, Slowenen, deutschen Soldaten und Angehörigen der deutschen Minderheit, sowie zahlreiche Serben, Montenegriner, Italiener und Ungarn.
Von den politischen Führern der Antikommunisten konnte sich Nedic, der in Österreich verhaftet worden war, im Februar 1946 einem Prozeß durch Selbstmord entziehen. Mihajlovic gelang es, sich ein Jahr lang in Bosnien zu verbergen; er wurde im März 1946 in einem Schauprozeß zusammen mit anderen Führern der Tschetniks zum Tode verurteilt und hingerichtet. Dasselbe Schicksal erlitt im Juni 1947 der kroatische Marschall Slavko Kvaternik, der 1941/42 als Staatsoberhaupt an der Spitze Kroatiens gestanden hatte, im Oktober 1942 aber von Pavelić aller Ämter enthoben worden war. Der «Poglavnik» Pavelić entkam 1945 mit kirchlicher Hilfe über Österreich nach Italien und gelangte Ende 1948 als Gast des argentinischen Diktators Juan Peron nach Buenos Aires. Nach dessen Sturz floh Pavelić nach Spanien, wo er im Dezember 1959 im Deutschen Krankenhaus in Madrid starb.
Die Ermordung von Angehörigen der deutschen Minderheit war Teil des Vorhabens, das Zusammenleben mit den vor Jahrhunderten eingewanderten Donauschwaben für immer zu beenden. Das Gros der ethnischen Deutschen wurde in Lagern untergebracht, in denen auf Grund von Mißhandlungen, Krankheiten und mangelhafter medizinischer Versorgung Zehntausende umkamen. Die Ausreise der Überlebenden kam erst allmählich, nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949, in Gang. Der Staat Titos wollte aber nichtnur die in Jugoslawien lebenden Deutschen loswerden, sondern sich auch überwiegend deutschsprachige Gebiete Österreichs aneignen und an der Besetzung Österreichs beteiligt werden – eine Forderung, die die Alliierten zurückwiesen. In Südkärnten eingedrungene Partisanen besetzten Mitte Mai 1945 Klagenfurt, mußten aber die okkupierten Gebiete Ende Mai wieder räumen. Was vorerst blieb, war der jugoslawische Anspruch auf Gebiete in Kärnten und der Steiermark, in denen es eine starke slowenische Minderheit gab.
Ein sehr viel ernsteres internationales Problem erwuchs aus dem jugoslawischen Versuch, die Grenzregelungen der Verträge von St. Germain und Rapallo aus den Jahren 1920/21 zu Lasten Italiens zu revidieren. Schon vor dem Eintreffen der Westalliierten hatten jugoslawische Verbände Ende April ganz Istrien, Anfang Mai auch Triest, Fiume (Rijeka) und Gorizia (Görz) besetzt, «Nationale Befreiungsausschüsse» gebildet und eine Volksbewegung für den Anschluß an Jugoslawien organisiert. Als britische und amerikanische Einheiten im Mai in Triest und Gorizia einrückten, begann ein Konflikt, in dessen Mittelpunkt rasch der Streit um die Zukunft Triests rückte. Am 9. Juni wurde Jugoslawien durch ein Dreimächteabkommen die Militärverwaltung über Istrien übertragen. Triest, Pola (Pula) und das Isonzotal aber mußten Titos Truppen wieder räumen. Elf Tage später wurde in Duino eine Demarkationslinie festgelegt: Pola, Triest und das Isonzotal blieben unter vorläufiger alliierter Militärverwaltung, Jugoslawien wurde der Besitz von Fiume, Zara (Zadar), dem größten Teil von Istrien und den bisher italienischen Inseln vor der dalmatinischen Küste, also Gebieten mit ganz überwiegend slowenischer oder kroatischer Bevölkerung, in Aussicht gestellt.
Die innenpolitische Machtfrage wurde in Jugoslawien 1945 sehr rasch geklärt. Bereits im
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