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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Küchentisch. MICHAEL kehrt LEO den Rücken zu, zieht seinen Compad heraus und liest die Anzeige. Er schließt kurz die Augen und sucht krampfhaft nach einem Ausweg.
    Er wendet sich zu LEO.
     
    MICHAEL (laut)
    Mensch, das find ich aber echt riesig von Ihnen, mich so zu versorgen, Chester.
    Beim Sprechen geht er zu einem gelben Notizblock, greift nach dem Stift daneben und fängt in fliegender Hast an zu schreiben.
     
    MICHAEL (fortgesetzt)
    (laut; beim Schreiben)
    Ich bin echt ein Tolpatsch, wissen Sie? Das ist schon das dritte Mal, daß ich diese Woche vom Rad fall.
     
    LEO
    Es war bestimmt nicht Ihre Schuld …
     
    MICHAEL
    (redet einfach weiter)
    Von meinen Freunden muß ich mir schon anhören, ich sollte mir ein Dreirad besorgen. Wissen Sie? So eins mit Stützrädern. Vielleicht wäre das wirklich besser. Eine hübsche Wohnung haben Sie, Chester. Und die Straße ist so schön ruhig. Ich habe ein Zimmer in einem Wohnheim. Mögen Sie Baseball, Chester?
     
    LEO (von all dem ziemlich verwirrt)
    Also, ich …
     
    MICHAEL
    Baseball ist mein Leben. Beim Essen denk ich an Baseball, in der Kneipe red ich von Baseball, und nachts träum ich von Baseball. Sie sollten sich mal ein Spiel anschauen. Das müssen die Engel im Himmel spielen. Sie bevorzugen wahrscheinlich Fußball, was? Wir spielen hier ja nicht viel Fußball. Eher schon American Football. Haben Sie sich das mal angesehen? Oder Basketball. Für Basketball bin ich leider zu klein. Nur ein langer Lulatsch kommt ja an den Korb ran, nicht wahr? Ich bin bloß normal groß, wollte schon immer größer sein. Aber man kann eben nicht alles haben, stimmt’s?
     
    Gegen Ende dieses Geblubbers hat MICHAEL den obersten Zettel vom Block gerissen und LEO hingehalten. Er hält ihn ihm mit flehendem Gesichtsausdruck vors Gesicht. LEO sucht verdattert nach seiner Lesebrille, setzt sie auf und liest.
    Man liest die Notiz in großen Blockbuchstaben aus LEOs SUBJEKTIVE.
     
    NOTIZ
    Vertrauen Sie mir. Wir werden beobachtet. Ich weiß, daß Sie Axel Bauer sind. Ich bin ein Freund. Ich kann Ihnen helfen. Ich weiß von Ihrem Vater und von Kremer, Braunau und Auschwitz. Sie müssen mir vertrauen. Ich kann Ihnen helfen.
     
    LEO reißt entsetzt die Augen auf. Er starrt MICHAEL sprachlos an. MICHAEL hält einen Finger an die Lippen.
     
    MICHAEL (laut)
    Hey, ist es schon so spät? Puh, jetzt muß ich mich aber echt ranhalten. Hatten Sie vorhin gesagt, Sie könnten mich in der Stadt absetzen?
    LEO steht einfach nur da und zittert leicht.
    MICHAEL nickt kräftig mit dem Kopf. LEO reißt sich aus seiner Trance.
     
    LEO
    Bitte? Absetzen? Klar. Natürlich.
     
    MICHAEL (mit beiläufiger, lauter Stimme)
    Wir müßten meine Klapperscheese hinten reinkriegen, wenn Ihnen das bißchen Dreck auf den Polstern nichts ausmacht.
    LEO schüttelt den Kopf, aber dann wird ihm klar, daß er wegen der vermuteten Wanzen antworten muß.
     
    LEO (noch lauter)
    NEIN! KEIN PROBLEM! DAS BISSCHEN DRECK MACHT NICHTS!
    MICHAEL zuckt zusammen und schüttelt grinsend den Kopf. Er schiebt den völlig verwirrten und fahrigen LEO an der Schulter in den Flur hinaus. Plötzlich kommt ihm ein Gedanke.
    Er läuft zum gelben Notizblock in der Küche zurück und reißt einen Zettel ab, dann noch einen. Was soll der Geiz, denkt er sich, reißt dreißig auf einmal ab und steckt alle ein.
     
    MICHAEL (gesellt sich wieder zu LEO im Flur)
    Dann wollen wir mal hinaus ins feindliche Straßenleben, wenn Sie verstehen, was ich meine.
     
    LEO (immer noch zu laut)
    JA. ICH WEISS, WAS SIE MEINEN. DAS FEINDLICHE STRASSENLEBEN. HA-HA! KÖSTLICH.
    Sie gehen zur Haustür.
     
    SCHNITT AUF:
    Außen Mercer Street – gleichzeitig
    WEITWINKELAUFNAHME von LEO und MICHAEL, die das Fahrrad auf den Rücksitz des Kabrios verstauen und dann vorne einsteigen. EINSTELLUNGSWECHSEL: STEVE beobachtet sie aus seinem Baum. Das Auto setzt aus der Einfahrt zurück. LEO muß erneut scharf bremsen, weil schon wieder ein Fahrradfahrer vorbeischießt.
     
    SCHNITT AUF:
    Innenraum des Wagens
    LEO
    O mein Gott. Nicht schon wieder.
     
    MICHAEL (sieht sich um)
    Sie können. Jetzt ist alles frei.
     
    SCHNITT AUF:
    SUBJEKTIVE von STEVEs KAMERA: LEOs blaues Kabrio setzt zurück, lenkt ein und fährt davon.
    ZOOM auf den rotbrauen Sedan; ein Zigarettenstummel wird aus dem Fenster geworfen, der Wagen schert aus der Parklücke aus und folgt LEOs Kabrio.
     
    SCHNITT AUF:
    STEVE läßt die Kamera sinken und sieht den beiden Autos besorgt nach.
     
    SCHNITT

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