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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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    Also vielen Dank, daß Sie mich mitgenommen haben, Chester. War echt nett, mit Ihnen zu plaudern. Ich hoffe, alles läuft prima. Sie sollten sich wirklich mal ein Ballspiel ansehen.
    MICHAEL steigt aus, hebt sein Fahrrad vom Rücksitz und wendet sich zum CYCLORAMA.
    LEO sitzt reglos da und starrt ins Leere.
     
    MICHAEL (ruft zu ihm zurück)
    Bis die Tage, Chester. Ich glaube, Sie müssen dann auch weiter, was?
     
    LEO wirft MICHAEL einen letzten Blick voller Zweifel und Angst zu.
    MICHAEL formt die Lippen zu einem »GLAUBEN SIE MIR«, winkt ihm zum Abschied zu und betritt den Fahrradladen.
    Im Hintergrund sieht man die Kühlerhaube des ROTBRAUNEN SEDAN, der um die Ecke geparkt steht. Er folgt nicht LEOs Kabrio, sondern bleibt stehen, als MICHAEL im Laden verschwindet.
     
    AUSBLENDE

Geschichte machen
    Ratten
     
    Wenn doch bloß Winter wäre. Im Winter wurde es in Princeton bitter kalt, hatte Steve gesagt. Bis zu zwanzig Grad unter Null. Die Landschaft läge im Tiefschnee, die Straßen wären vereist, und die Fahrt nach Windsor hinaus wäre schwierig, unangenehm und gefährlich. Aber dafür wäre es dunkel. Genau die hilfreiche Dunkelheit, die mir so fehlte. Beim Radfahren hätte ich hinter mir die Scheinwerfer gesehen, und dieser Luxus hätte alles körperliche Unbehagen wettgemacht.
    Andererseits, dachte ich, als ich zum viertenmal die Straße verließ und mich mit dem Fahrrad hinter einem Baum versteckte, andererseits hatten Hubbard und Brown vielleicht ein ganzes Arsenal von Nachtsichtgeräten, dann war es gleichgültig, ob es hell oder dunkel war.
    Ich wartete eine Viertelstunde hinter dem Baum, bevor ich das Fahrrad auf die Landstraße zurückschob und meine Fahrt nach Süden fortsetzte.
    West Windsor lag nicht einmal zwei Kilometer von Princeton entfernt, aber Steve und ich hatten vereinbart, daß ich mir für die Fahrt vier Stunden Zeit lassen sollte. Um auf Nummer Sicher zu gehen.
    Als ich eine unübersichtliche Kurve genommen hatte, sah ich endlich, worauf ich gewartet hatte, eine Abzweigung, die links zum See hinabführte.
    Ich hoffte inständig, daß Leo dieselbe umsichtige Fahrt auf irgendeiner anderen Straße unternahm, mit Steve im Sicherheitsabstand hinter ihm.
    Vielleicht saß Leo aber auch an dem polierten Tisch aus Ahornholz unter der gerahmten Ansprache von Gettysburg und unterhielt sich mit Hubbard und Brown über seine merkwürdige Begegnung mit dem geheimnisvollen Engländer,der die Fingerabdrücke von Michael D. Young hatte, aber Dinge wußte, die ein Michael D. Young nicht zu wissen hatte.
    Wenn dem so war, dann mußten sie auch Steve erwischt haben, denn seit drei Stunden hatte mein Compad keinen Laut mehr von sich gegeben. Keine Alarmsignale, keine Planänderungen.
    Viel zu spät wurde mir klar, daß wir einen Fehler gemacht hatten. Wir hätten lieber vereinbaren sollen, daß er mich zu jeder vollen Stunde anpiepte, einfach damit ich wußte, daß alles in Butter war. Ich machte mir Vorwürfe, daß ich nicht früher darauf gekommen war. Das Schweigen des Compads half mir keinen Deut weiter. Ich überlegte kurz, ob ich Steve anrufen sollte, einfach um Gewißheit zu bekommen, hielt es aber nicht für ratsam. Wenn man einen Plan ausarbeitet, sollte man sich daran halten. Vielleicht steckte er mitten in einer Situation, wo ein plötzliches Piepen ein Fiasko hervorrufen konnte. Ich verstand zuwenig von der Technologie dieser Compads, um zu wissen, ob man das Piepen abschalten oder die Anrufe zurückverfolgen konnte. Dann dämmerte mir, daß Steve vielleicht genau deswegen keinen regelmäßigen Kontakt vorgeschlagen hatte, weil etwaige Mithörer uns sonst auf die Schliche gekommen wären. Womöglich konnten Hubbard und Brown uns mit Richtantennen aufspüren, sobald wir die Compads einschalteten.
    Ich fragte mich, ob Leo sich wohl auf solche Taktiken verstand. Immerhin hatte er sich in Venedig von der Konferenz in die amerikanische Vertretung abgesetzt. Das sprach für gesunden Menschenverstand.
    Ich hatte daran gedacht, ihn auf Steve vorzubereiten. »Ein Freund von mir wird Ihnen den Rücken decken. Er wird Rot tragen.« Sobald Leo den See erreichte, würde Steve sich zeigen und ihn zu mir bringen. Wenn alles nach Plan lief.
    Aber angenommen, Hubbard oder einer seiner Leute trug durch einen dummen Zufall ebenfalls Rot?
    Angenommen, angenommen, angenommen. Grundsätzlich konnte alles mögliche schiefgehen. Es war idiotisch, mir deswegen Sorgen zu machen. Letztlich konnte ich nur meine

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