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Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Titel: Geschichten aus dem Ringwelt-Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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ihre Bestellung. Regungslos, sämtliche Arme eingefahren, war er zu einer Pop-art-Skulptur geworden.
    »Nun red schon, Luke. Warum hast du den Kellner so seltsam angestarrt?«
    »Ich mag keine Robotkellner.«
    »Hhmmm? Warum nicht?«
    »Du bist mit ihnen aufgewachsen. Ich nicht. Ich hab’ mich nie an sie gewöhnen können.«
    »An was muß sich bei denen denn gewöhnen? Es sind Kellner. Sie servieren die Speisen.«
    »Vergiß es«, sagte Luke und beschäftigte sich mit der Speisekarte.
    Er war alt. Es war keine Rückgratverletzung, die ihn während der letzten zehn Jahre den Gebrauch seiner Beine gekostet hatte. Zu viele Rückenmarksnerven hatten sich im Laufe der Jahre abgenutzt. Ein Spitzbart hatte früher einmal sein Kinn geziert, doch nun war sein Kinn so kahl wie seine Augenbrauen und sein Schädel. Sein Gesicht, dank der Altersrunzeln von satanischer Qualität, erweckte augenblicklich Aufmerksamkeit, so daß jeder noch so vage Gedanken sich deutlich in seinem Ausdruck widerspiegelte. Die lappige Haut seiner Arme und Schultern verbarg zum Teil die Muskeln eines Ringers: die einzigen Partien an ihm, die noch jung erschienen.
    »Jedesmal, wenn ich glaube, dich endlich durchschaut zu haben«, sagte Masney, »verblüffst du mich. Du bist doch jetzt hundertvierundsiebzig, nicht wahr?«
    »Du hat mir immerhin eine Geburtstagkarte geschickt.«
    »Oh, ich kann zählen. Aber richtig begreifen kann ich es nicht. Du bist fast doppelt so alt wie ich. Wie lange ist es her, seit sie den Robotkellner erfanden?«
    »Kellner wurden nicht erfunden. Sie entwickelten sich – wie Computer.«
    »Wann?«
    »Du lerntest gerade zu buchstabieren, als das erste vollautomatische Restaurant in New York seine Pforten öffnete.«
    Masney lächelte und schüttelte leicht den Kopf. »So lange Zeit schon, und du kannst dich nicht an sie gewöhnen. Konservativ, das bist du.«
    Luke legte die Speisekarte auf den Tisch. »Du solltest wissen, daß ich im Zusammenhang mit Robotkellnern früher meine ganz speziellen Erfahrungen machen durfte. Damals hatte ich deinen Job inne.«
    »Ach.« Lloyd Masney war Superintendent bei der Polizei für Groß-Los Angeles. Er hatte seinen Schreibtisch von Luke übernommen, als dieser vor vierzig Jahren zur UN gegangen war.
    »Ich war gerade dabei, mich richtig schön an den Job zu gewöhnen; ich hatte ihn nur zwei Jahre inne. Wann war das noch? Ich kann mich nicht mehr erinnern, so um 2025 glaube ich. Es wurden gerade die ersten Automatic-Restaurants eröffnet. Sie traten mit einer ganzen Reihe von Dingen an die Öffentlichkeit.«
    »Taten sie das nicht immer?«
    »Natürlich, natürlich. Unterbrich mich nicht dauernd. Gegen zehn Uhr an jenem Morgen legte ich eine Zigarettenpause ein. Ich hatte diese Angewohnheit alle zehn Minuten. Ich dachte gerade daran, mich wieder meiner Arbeit zu widmen, als Dreamer Glass hereinkam. Dreamer, mein alter Freund. Ich hatte ihn wegen unlauteren Wettbewerbs für zehn Jahre hinter Gitter gesteckt. Er war gerade erst herausgekommen und besuchte ein paar Freunde.«
    »Mit einer Kanone in der Faust?«
    Lukes Lächeln war ein grelles Blitzen neuer, weißer Zähne. »Oh, nein. Dreamer war ein recht netter Kerl. Er hatte nur ein bißchen zuviel Phantasie, das ist alles. Er erzählte den Fernsehzuschauern, daß das Spülmittel seiner Marke gleichzeitig eine pflegende Wirkung für die Hände hat. Wir haben das Zeug getestet, und es stimmte nicht. Ich hatte immer schon geglaubt, daß er eine zu harte Strafe bekommen hatte, aber – nun, die Gesetze zum Tatbestand der Betrugsabsicht waren damals noch neu, und wir mußten uns mit allem Eifer auf die Testfälle stürzen, damit John Q begriff, daß wir es ernst meinten.«
    »Heutzutage käme er in die Organbanken.«
    »Damals verarbeiteten wir in den Organbanken keine Kriminellen. Ich wünschte, wir hätten niemals damit angefangen.
    Jedenfalls wanderte Dreamer dank meiner Beweise ins Gefängnis. Fünf Jahre später war ich Superintendent. Weitere zwei Jahre, und er wurde auf Bewährung entlassen. An dem Tag, an dem er mich besuchte, war ich nicht beschäftigter als sonst; deshalb holte ich die Gästeflasche heraus, und wir verfeinerten damit unseren Kaffee. Und redeten. Dreamer wollte, daß ich ihm über die vergangenen zehn Jahre berichte. Er hatte sich bereits mit anderen Freunden unterhalten, deshalb wußte er weitgehend Bescheid. Aber es gab da noch gewisse Lücken, die ihn hätten in Schwierigkeiten bringen können. Zum Beispiel hatte er

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