Geschichten von der Bibel
und die fetten Getreideähren bedeuten sieben Jahre. Es werden sieben sehr fruchtbare Jahre sein für Ägypten. Aber nach diesen sieben Jahren werden Jahre der Dürre, der Hungersnot kommen, auch wieder sieben Jahre. Mein Gott, der mir sagt, wie ich diesen Traum deuten soll, er sagt mir auch, ich soll dich darauf aufmerksam machen, daß du Vorsorge treffen sollst. In den sieben fetten Jahren mußt du die Ernährung der Bevölkerung für die nächsten sieben Jahre organisieren. Du mußt alles überschüssige Getreide aufkaufen, du mußt Speicher bauen lassen, du mußt überall im Land diese Speicher aufstellen. Du mußt einen Vizekönig einsetzen, der das alles organisiert. Denn es wird das wichtigste, es wird das allerwichtigste, das überlebenswichtige Thema sein!«
Josef war sehr geschickt.
Der Pharao fragte: »Kennst du jemanden, der das organisieren könnte?«
Josef senkte die Augen. Da wußte der Pharao: Na, wer wohl?
Er rief seine Beamten zu sich und sagte: »Dieser Mann hier, Josef, der mir meine Träume gedeutet hat, er soll mein Vizekönig werden!«
Der Pharao stattete Josef mit nahezu absoluter Macht aus. Josef wurde der Doppelgänger des Pharaos genannt. Josef begann unverzüglich mit der Arbeit: Er ließ Speicher bauen, er kaufte den Bauern die Überschüsse ab, und er füllte die Speicher.
DIE HUNGERSNOT
Von der Organisierung des Überflusses – Von der Organisierung des Hungers – Von zehn Brüdern, die nach Ägypten ziehen – Von Schimeons Verhaftung – Von elf Brüdern, die nach Ägypten ziehen – Von einem Wiedersehen – Von einem Lied gegen den Tod – Von Jakob, dem Alten, und seinem Glück
Josef kann nicht nur klar denken, er kann nicht nur brillant seine Gedanken formulieren, er ist auch ein vortrefflicher Organisator. Er erteilt Forschungsaufträge zum Thema: Wie lassen sich Getreide und Hülsenfrüchte am besten über lange Zeit lagern? Dann läßt er im ganzen Reich Speicher bauen. An strategisch wichtigen Punkten läßt er diese Speicher bauen, so daß das ganze Reich gleichmäßig versorgt ist.
Die Menschen wundern sich: »Was ist der Grund? Wir haben doch bisher immer genug zu essen gehabt.«
»Der Pharao hat geträumt«, heißt es. »Die Träume des Pharaos sind heilig. Josef hat die Träume des Pharaos gedeutet. Und was der Pharao geträumt hat, geschieht!«
Sieben Jahre ziehen ins Land, und die Felder tragen Frucht wie noch nie. Auch die Ältesten können sich nicht erinnern, daß jemals solche Ernten erzielt wurden. Die Bauern kommen mit der Arbeit nicht nach. Ausländische Arbeitskräfte müssen angeheuert werden, damit die überreiche Frucht nicht auf den Feldern verdirbt.
Sieben Jahre Glück. Ein Jahr wie das andere. Nein, das zweite Jahr ist noch reicher als das erste, und das dritte reicher als das zweite! Und so fort! An den Wohlstand gewöhnt man sich schnell. Die Menschen sehen keine Notwendigkeit, ihre Überschüsse als Vorräte anzulegen.
»Warum denn?« fragen sie. »Dann wissen wir ja nächstes Jahr überhaupt nicht mehr, wo wir das alles unterbringen sollen!«
Die Besonnenen warnen: »Es war nicht immer so gut. Es kann auch wieder schlechter werden.«
»Was heißt schlechter«, lachen die Satten. »Wir können doch jetzt schon nur einen kleinen Teil von dem essen, was wir ernten. Wenn wir nur so viel essen können, wie wir ernten, ist es doch immer noch genug.«
Manche Leute überlegen sich ernsthaft, ob sie ihre Überschüsse nicht verbrennen sollen, ob sie im Winter ihre Öfen nicht mit Getreide heizen sollen. Sie wollen die Hülsenfrüchte in den Nil kippen, weil sie zuviel davon haben. Oder sie wollen sie erst gar nicht mehr ernten.
»Warum sich den Rücken krumm arbeiten, wenn man im Überfluß lebt!«
Josef bezahlt Arbeiter für die Ernte, er kauft die Überproduktionen auf. Der Preis ist niedrig. Weil das Angebot so groß ist. Er läßt den Überschuß in die Speicher füllen. Als die Speicher im fünften Jahr voll sind, läßt er neue Speicher bauen, größere.
»Jetzt übertreibt es der Vizekönig aber!« sagen die Leute. Sogar die Fachleute meinen, Josef tue zuviel des Guten.
»Auch die Speicher kosten schließlich Geld«, sagen sie zum Pharao. »Es ist dein Geld. Wir finden, der Vizekönig verschwendet es. Er ist ein Schwarzseher. Vielleicht ist er ein böser Mensch. Er kann sich nicht freuen über unser Glück. Er wünscht sich das Unglück herbei. Er will nicht glauben, daß ein neues Goldenes Zeitalter angebrochen ist. Am Tag
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