Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
bitte darum …«
»Ich gehöre einem der Schmiede am Strand«, sagte er, dem Offensichtlichen zum Trotz; er trug noch immer den Ring der Shalla im Ohr.
»Oh. Oh, wirklich? Aber warum …? Und warum war mein Onkel so …?« Und dann, nach einem Augenblick: »Du wirst es mir nicht erzählen, oder?«
Er hätte Frag deinen Onkel sagen können, aber das wären drei Wörter gewesen – Komplikationen, Diplomatie, Ausweichen. Es war leichter, einfach Nein zu sagen und es zu bedauern.
»Warum nicht?«
Das war eine Frage, die er nicht beantworten konnte. Jeder, der an dieser Küste aufwuchs, wusste von der Drachin, wusste von der Schmiede. Er hatte versucht, Li Ton davon zu erzählen, hatte es ihm und seiner Mannschaft wieder und wieder erzählt; man hatte ihm nie geglaubt. Jetzt war er inmitten einer Armee von Fremden und das, was allgemein bekannt gewesen war, schien zu seinem und Suo Lungs Geheimnis geworden zu sein. Er wusste nicht, warum – abgesehen davon, dass er es leid war, ausgelacht zu werden.
Er war jetzt alles leid. Die Schmerzen, die Arbeit, die Körper – die der Toten ebenso wie seinen eigenen. War es leid, nach Alteisen zu suchen, um einen Krieg zu füttern, der ihn nicht kümmerte, an die Shalla zurückzudenken wie an irgendwie bessere Zeiten als diese. Vor allem war er es leid, seine Gedanken in beklommener Erwartung im Auge zu behalten, mit jener endlosen, harschen Gewissheit darauf zu warten, dass die Drachin sich das nächste Mal bewegen würde, und dann wieder und …
»In Ordnung«, sagte Tien hinter seinem Kopf. »Aber wenn du nicht fester rubbelst, dann musst du jetzt aus dem Wasser kommen. Außerdem will ich mir deinen Daumen ansehen.«
Er ließ sich von ihr ans Ufer locken, wo die Sonne ihn
trocknen konnte, während sie angesichts der frischen Narbe mit der Zunge schnalzte und zu wissen verlangte, wie das passiert sei.
Han war sogar zu müde, auch nur weiter zu versuchen, sich zu weigern. Er sagte: »Das hat Li Ton getan. Mit einem Meißel, auf der Schmiedeinsel.«
»Wer ist Li Ton?«
»Er ist … Er war der Kapitän der Shalla. Des Schiffs, dem ich gehöre.« Er griff mit den Fingern nach seinem Ohr, prüfte den Ring, ließ die Hand wieder in den Schoß sinken.
»Ich dachte, du hättest gesagt, dass du einem Schmied gehörst?«
»Ja. Er … Wir …« Alle gehören der Shalla. Es war zu mühevoll, das zu erklären. Wie alles. Er beschränkte sich auf ein Schulterzucken.
Nur, dass Tien sich anscheinend nicht mit einem Schulterzucken abspeisen lassen wollte oder konnte. Sie hielt seine verstümmelte Hand noch immer sacht in der ihren. »Das hier muss behandelt werden; sonst wird es weiter wehtun. Mein Onkel sollte sich das ansehen. Warum hat dein Kapitän dir das angetan?«
»Weil … Weil ich ihm nicht gehorcht habe.« Stimmte das? Er war sich nicht ganz sicher, aber es musste der Wahrheit nahe kommen. Zumindest ergab es einen Sinn. Damals war es ihm recht einfach erschienen; seitdem war sein Leben komplizierter geworden.
Er wollte nicht über die Drachin nachdenken. Er wollte auch keine Fragen mehr, weder über seine Verstümmelung noch über seine Ketten. Stattdessen sagte er verzweifelt:
»Erzähl mir von dir, von deinem Onkel, warum ihr hier seid …«
Sie lächelte ihn beiläufig an und ließ sich kein bisschen täuschen und drückte fester an seiner Wunde herum, bis er wimmerte. »Mein Onkel ist Arzt. Er kommt dorthin, wo er gebraucht wird. Ich bin hier, weil er mein Onkel ist. Wo er hingeht, gehe auch ich hin. Das ist nicht kompliziert.«
Es war nicht sein Leben, also war es nicht kompliziert. Er fragte: »Warum folgst du ihm?«
»Weil ich sonst zu Hause bleiben und den ganzen Tag auf dem Reisfeld arbeiten müsste, während ich darauf warte, verheiratet zu werden – um danach doch nur wieder den ganzen Tag auf dem Reisfeld zu arbeiten. Mit meinem Onkel kann ich durchs ganze Kaiserreich reisen und die Welt kennenlernen. Ich kann von seinem Wissen zehren und mir mein eigenes aneignen.«
Han – der sein Leben lang am Fluss geblieben wäre, wenn sein Vater ihn nicht verkauft hätte – schüttelte den nassen Kopf. »Aber das hier ist fürchterlich.«
»Ja. Natürlich. Es wäre genauso fürchterlich, wenn ich noch immer zu Hause wäre und nicht hier, um einige Dinge besser zu machen.«
»Ist es das, was du willst? Arzt werden, wie dein Onkel?«
»Das ist besser, als die Frau eines Bauern und Mutter von noch mehr Bauern zu sein. Auch besser, als der Sklave eines
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