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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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um es aufzufangen; und, nein, es war zu ausladend und zu weich. Und zu schwer für ihn, aber er hielt es dennoch, weil er schon wusste, was es war.
    Von denen hier hatte er schon zu viele gehalten und berührt. Nur nie so wie jetzt, da die Mutter direkt daneben stand, ihm schweigend in die Augen sah und ihm alles sagte.
    Ihre Hände wedelten über dem Kopf ihrer Tochter, obwohl nur so wenige Fliegen da waren, dass Han sie
kaum bemerkte. Das Kind musste gerade erst gestorben sein; so viele von ihnen starben, waren doch keine Überlebenden.
    Der Gestank kam aus den Kleidern der Kleinen; eine Kruste von altem, ranzigem Blut. Es interessierte Han nicht, was darunter lag, welcher Schaden angerichtet worden war. Ihre Verletzungen hatten sie vielleicht letzten Endes getötet, oder ihre Erinnerungen. Vielleicht auch ihre Mutter. Zu viele der toten Mädchen, die sie gefunden hatten, waren erstickt worden – von verzweifelten Eltern, die es nicht ertragen konnten, sie am Leben zu lassen.
    Das war vielleicht einer der Gründe dafür, dass so viele dieser Mütter jetzt Geister waren, die in der Stadt ihrer Schande herumspukten. Darauf warteten, den Seelen ihrer Töchter Gesellschaft zu leisten, vielleicht entsetzt über ihr eigenes Überleben und das Ausmaß bitteren Durchhaltevermögens.
    Wenigstens hütete diese Geisterfrau den Leichnam ihrer Tochter nicht wie einen Schatz, hielt keine trockenen Knochen an eine trockene Brust gedrückt. Sie übergab ihn stattdessen: dem Wagen, dem Feuer, der Asche, die – mit halb verbrannten Knochen und manchmal, wenn es zur Unzeit regnete, auch mit halb verbrannten Leichen – in den Fluss geworfen wurde, damit Strömung und Gezeiten alles verteilten.
    Und dann wandte die kleine Leiche den Kopf, ihre Augen öffneten sich und sahen Han beinahe an; und Han war sehr nahe daran aufzuschreien, sehr nahe daran, sie fallen zu lassen.

    Er schaffte es, sie festzuhalten, wenn auch nicht, sich zu erholen. Sobald das Unmögliche sich in seinem Kopf gesetzt hatte – dieses Kind ist am Leben, vielleicht nur ein weiterer Geist, aber am Leben, in seinem eigenen Körper -, schien alles andere sich natürlich zu ergeben, wie aus einer inneren Gesetzmäßigkeit heraus.
    Er sagte: »Kommt mit«, und die Geisterfrau nickte gehorsam.
    Er drehte sich um und ging hinaus, das Kind fest in den Armen.
    Auf der Gasse luden seine Gefährten den letzten Leichnam auf. Sie sahen ihn vorbeigehen, riefen nach ihm: Er ignorierte sie völlig. Sie konnten mit seinem mühsam gesammelten Schrott tun, was sie wollten: ihn zurücklassen oder mitschleppen, an einen anderen Jungen verschachern, was auch immer. Er zeigte ihnen noch nicht einmal zur Entschuldigung dieses lebende Kind. Sollten sie doch denken, dass er irgendeinen verkäuflichen Schatz aufgetan, ihn der Geisterfrau abgehandelt oder gestohlen hatte, und nun damit zurück zu seinem Herrn eilte. Das würde sie davon abhalten, ihn zu verfolgen: Suo Lung war zu groß, zu stark, zu unberechenbar. Sie nannten ihn Tai Feng – den Taifun – und hatten Angst vor ihm.
    Vielleicht hatten sie auch Angst vor der Geisterfrau. Sicher würden sie Angst vor dem Kind haben, wenn sie es sahen: ein wiederbelebter Geist, eine fremde Seele, die in ein totes Mädchen gefahren war. Sie hätten es vielleicht trotz allem auf einen der Scheiterhaufen geworfen, weil es so falsch schien, dass es lebte.

    Wie alle Gespenster schien diese Geisterfrau bei Tageslicht zu schrumpfen. Im Haus hatte sie drohend vor ihm aufgeragt, aber nun keuchte sie wie eine gewöhnliche Frau und musste sich anstrengen, Schritt zu halten.
    Sie war ihm nicht so wichtig. Er rannte, wo er nur konnte, wo es Straßen und Platz gab, trotz seiner eigenen, schmerzhaften Erschöpfung. Nur zu bald war er aus der Stadt hinaus, im großen Lager, wo es keinen Platz gab, um zu laufen; er zwängte sich zwischen Zelten hindurch und stieg über Zeltschnüre. Überall waren Männer und auch Frauen, Überlebende aus Santung oder Leute aus dem Tross, die sich dem Zug schon auf dem Marsch angeschlossen hatten. Das Kind in seinen Armen wog mit jedem Schritt schwerer, seine Muskeln brannten, aber er würde es nicht fallen lassen. Es auch nicht an seine Mutter weiterreichen. Da war endlich das, was er suchte, ein großes Zelt, vor dem ein Holzbrett stand, auf das Schriftzeichen gemalt waren: MEDIZIN UND BEH A NDLUNG.
    Er hatte das Kind zu einem Arzt gebracht, das Einzige, was er tun konnte, was die Mutter nicht selbst tun konnte. Er wusste

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