Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Gift behandeln. Denn das ist er. Verstanden?«
»Ja, Meister.«
»Gut, das genügt. Du und ich leben und schlafen oben; wir essen oben oder im Garten hier. Du betrittst die Werkstätten nur, wenn ich es dir sage. Noch einmal: Verstanden?«
Noch einmal: »Ja, Meister.« Und dann: »Äh, wo schläft Tong?«
»Tong schläft am Tor und bewacht das Haus. Kümmere dich nicht um ihn.«
Yu Shan wollte eigentlich nicht weglaufen. Manchmal wünschte er sich, nie gezwungen gewesen zu sein herzukommen, sondern immer bei seiner Familie in den Bergen geblieben zu sein. Jetzt, da er hier war, war er aber zufrieden damit zu bleiben. Seine Clancousine hatte schon immer gesagt, dass er zu vieles einfach hinnahm. Wahrscheinlich hatte sie recht, aber es hatte keinen Zweck, den Berg anzuheulen oder sich einem Sturzbach entgegenzustellen. Er hatte verloren, was er liebte, sie inbegriffen; wenn er nicht zurückgehen konnte, war es besser, wenn er etwas anderes zu lieben lernte. Er konnte zu Füßen von Meister Guangli sitzen und sein Handwerk lernen. Das würde vielleicht genug sein.
Wenn er das denn durfte. Am ersten Tag hielt Meister Guangli ihn völlig von der Jade fern. Jiao hatte recht gehabt: Yu Shan schrubbte in der Tat die Küche; das war von nun an seine tägliche Pflicht, ebenso, die Wohnräume auszufegen. Und Eimer voll Kohle hochzuschleppen, den Herd anzuzünden, Essen zu kochen. Er konnte
eigentlich nicht kochen, aber er lernte es. Und wusch die Kleider seines Meisters und seine eigenen, hängte sie auf lange Bambusstangen in der Galerie, um sie im Sonnenlicht trocknen zu lassen. Das war harte Arbeit, die ihm kaum durch einen Blick auf ein fernes Stück Jade versüßt wurde.
An diesem ersten Tag hatte er bei Sonnenuntergang Kopfschmerzen und feuchte Handflächen. Ein Fieberschauer durchlief ihn. Meister Guangli sah ihn an und brummte, er könne froh sein, dass es nicht schlimmer sei. »Ich hätte nicht gedacht, dass du den ganzen Tag durchhalten würdest. Komm jetzt.«
Hinab von der Galerie, in den Garten im Hof, wo Meister Guangli den ganzen Nachmittag über gearbeitet hatte. Das Werkstück war jetzt außer Sicht, weggeräumt; aber die Bahn geölter Seide, die er ausgebreitet hatte, um darauf zu arbeiten, lag noch da und glitzerte vor Jadesplittern und Jadestaub. Yu Shan durfte einen zarten Pinsel aus Eichhörnchenhaar nehmen und all diese Überreste zusammenkehren. Er durfte sie – sogar mit bloßen Händen! – aufsammeln und sie sanft und sorgsam in einen Beutel füllen. Dann durfte er zusehen, wie Guangli den Beutel abwog und in der Werkstatt versiegelte. Dort durfte Yu Shan sich einige der Werkstücke ansehen und sie sogar berühren, während er aufräumte und saubermachte, bis es dunkel war.
Sobald er in die Nähe der Jade gekommen war, hatten seine Kopfschmerzen nachgelassen; nach der ersten Berührung hatte sich seine Haut beruhigt. Doch auch so konnte diese kurze Stunde der Arbeit in der Umgebung
des Steins nicht ausreichen. Die Kopfschmerzen hatten nachgelassen, waren aber nicht völlig verschwunden, sondern lauerten wie eine Drohung am Horizont; seine Haut war kalt und klebrig, aber er wollte sie sich doch reiben. Eigentlich hätte er sogar gern Jadestaub hineingerieben, aber Guangli beobachtete ihn.
Guangli wies ihn an, sich auszuziehen und zu waschen, und gab ihm andere Kleider. Seine eigenen wurden sorgfältig durchsucht. Der Jademeister tastete alle Säume ab, um festzustellen, ob versteckte Steine darin eingenäht waren.
Mit nassen Haaren, frierend und feucht, begann Yu Shan schon wieder zu zittern und fragte: »Meister?« Er tat ganz so, als würde er nichts verstehen.
Ganz so, als ließe er sich überhaupt nicht täuschen, sagte Guangli: »Ich dachte, du würdest kränker werden.«
In Wirklichkeit war er kränker. Er hatte Jade unter der Zunge, unter der Haut, wo sogar Meister Guangli nicht danach gesucht hatte, und war doch kränker, als er wirkte. Der kleine Splitter hätte ihn vielleicht am Leben gehalten, wenn er alles gewesen wäre, worauf er sich hätte verlassen können, aber es wäre ein erbärmliches, schwaches, verzweifeltes Leben gewesen. Der Splitter würde nicht ausreichen, ihn nach Hause zu bringen.
Er wollte den Wunderstein und durfte ihn nicht haben. Er fragte, ob er ihn sehen könnte, und fing sich eine Ohrfeige ein, ohne auch nur einen Blick zu erhaschen.
»Nicht einen Blick«, sagte Meister Guangli, der heimlich hinter einer geschlossenen Tür den halben Morgen
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