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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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darüber gebeugt verbracht hatte. »Geh zu
Bett – und wenn du es auch nur wagst, in Grün zu träumen, werde ich es erfahren und dich morgen früh verprügeln.«
    Yu Shan erhielt dennoch eine Schale mit kaltem Reis und eingemachten Pflaumen, die er mit ins Bett nehmen konnte; Meister Guanglis Worte und Hände waren härter als sein Herz.
    Das Bett war ein Strohsack in einem leeren, staubigen Raum im Obergeschoss. Dort war schrecklich viel Platz. Dass es dort keine Dinge gab, machte Yu Shan nichts aus, aber es waren auch keine Menschen dort, und das gefiel ihm überhaupt nicht. Er wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Wie er schlafen sollte.
    Als Kind hatte er bei den Frauen geschlafen, bei den anderen Kindern. Dann sagten sie, er sei ein Mann, und so hatte er bei den Männern geschlafen, außer in den Nächten, in denen er sich mit seiner Clancousine hatte treffen können, um im Wald zu schlafen – wenn sie denn überhaupt geschlafen hatten.
    Und dann hatte es Nächte gegeben, in denen er am Mineneingang Wache gehalten hatte und allein gewesen war, aber dann hatte er nicht geschlafen. Und schließlich hatte er in den paar Nächten, nachdem er das Tal verlassen hatte, allein im Wald geschlafen, bis Jiao ihn gefunden hatte. Selbst da hatte er sich nicht allein gefühlt, denn er hatte den Wunderstein gehabt. Er hatte nicht viel geschlafen und, ja, wenn er es getan hatte, waren seine Träume von Grün erfüllt gewesen.
    Und dann war da Jiao gewesen, die zwar nicht seine Clancousine war, aber dennoch … Mit ihr hatte man gut
schlafen können. Sie war tröstlich, und er hätte sie jetzt gern bei sich gehabt.
    Er hätte jeden gern bei sich gehabt: Meister Guangli, Tong, jeglichen atmenden Körper. Er vermisste das Geräusch des Atems anderer Menschen. Seine eigenen Atemzüge machten ihm in solcher Leere Angst: Sie waren zu laut, verrieten zu viel. Er dachte, der Raum würde ihn verschlingen.
    Er aß seinen Reis und die eingemachten Pflaumen im Dunkeln mit den Fingern. Legte sich hin, zog eine Decke über sich und hatte sich noch nie dem Schlaf ferner gefühlt.
    Er wollte …
    Er wollte Jiao, aber nur, weil sie in der Nähe und vorstellbarer war.
    Er wollte seine Clancousine, aber nur, weil er anderswo sein wollte und vor allem jemand anders – der Bergarbeiterjunge aus den Bergen, der schon verloren war.
    Er wollte den Wunderstein, aber nur, weil er unerreichbar war, etwas Glanzvolles jenseits seiner Reichweite, weit jenseits dessen, was er verdiente.
    Er wollte seinen alten Jadekiesel, den er über die Jahre hinweg glattgelutscht hatte. Er wollte ihn sich in die Wange schieben und sacht mit der Zunge daran herumspielen, ihn von einer Seite auf die andere drehen, ihn hinter seine Zähne schieben, lutschten, schlucken und wieder lutschen, das leichte Prickeln im Mund und im ganzen Körper spüren, wenn das Blut den Stein durch die Adern trug.
    Er lutschte an seinen Fingern, denen noch der Geschmack
von schwarzem Essig und Sternanis anhaftete. Das war alles, was er hatte, und überhaupt nicht das, was er wollte.
     
    Er fand sich auf den Beinen und in der Tür wieder, trat auf die Galerie hinaus. Raues, griffiges Holz unter seinen Fußsohlen. Vielleicht musste er auch diese Bohlen schrubben. Morgen.
    Unten, jenseits des Hofs, lag die Werkstatt, in der der Wunderstein zusammen mit viel mehr Jade stand. Die Steine hatten alle Gesellschaft, die sie sich nur wünschen konnten, und er war allein.
    Vielleicht würde es ihnen nichts ausmachen, wenn er zu ihnen kam …
    Aber aus der Werkstatt drang ein sanft flackerndes, gelbes Leuchten, und dann öffnete sich die Tür und Meister Guangli kam mit einer Lampe in der Hand heraus. Er hielt inne und sah hoch: sah geradewegs Yu Shan an.
    Und sprach nicht, gestikulierte nicht, drehte sich aber um und verschloss die Werkstatttür sehr betont hinter sich, bevor er zum Tor hinüberging, um mit Tong zu sprechen.
    Als er die Stufen zur Galerie emporstieg, war Yu Shan schon wieder in seinem Zimmer und in seinem Bett. Er lag zitternd unter der Decke, lutschte an seinen Fingern und war allein.
     
    Am Morgen musste er sich frische Kleider suchen und alles waschen, was er in der letzten Nacht berührt hatte,
die Kleider ebenso wie das Bettzeug, weil alles von saurem Schweiß durchtränkt war.
    Guangli sah, wie er seine Steppdecke zum Trocknen über das Geländer der Galerie hängte. Der Jademeister musterte Yu Shan genau, und sein Stirnrunzeln vertiefte sich nur noch.
    »Hast du

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