Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
überhaupt geschlafen, Junge? Ehrlich?«
»Ja, Meister.« Allerdings nur unruhig und gegen Morgen, von Albträumen geschüttelt und verzweifelt.
»Hmm. Bekommst du eine Tracht Prügel von mir?« Und dann, nach einem Moment: »Das war ein Scherz, Junge. Sozusagen. Du musst nicht lachen. Was ich sagen will … Erzähl mir von deinen Träumen. Ob du von Jade geträumt hast oder nicht.«
Er versuchte es, aber es war schwer: nur Bildsplitter, als hätte er von vornherein nur Bruchstücke gesehen. Stattdessen ließ ihn Guangli von der langen Nacht erzählen, in der er nicht geschlafen hatte – wie er geschwitzt hatte, wie er gezittert hatte, wie er geglaubt hatte, die Dunkelheit sei ein lebendes Wesen, eng mit der Stille befreundet, mit der sie sich verschworen hatte, um Yu Shan zu verschlingen.
Meister Guangli bereitete ihm ein Getränk aus Kräutern zu, und das half; wenigstens hatte er danach einen frischeren Geschmack im Mund und sein Magen beruhigte sich. Es war noch nicht das, was er brauchte.
Das wusste auch der Jademeister und verblüffte ihn, indem er ihm einen Schlüssel in die Hand drückte.
»Der hier öffnet alle Werkstätten«, sagte er. »Es wird von nun an allmorgendlich deine Pflicht sein, die Türen
aufzuschließen, die Fensterläden zu öffnen, den Steinen Licht und Luft zu verschaffen. Bleib nicht zu lange, berühre nichts und versuch nicht, mehr zu stehlen, als ich dir gebe. Nimm es als das, was es ist, und sei dankbar.«
»Ja, Meister.«
Unter den Augen des Jademeisters suchte er zuletzt den Wunderstein auf. Rings um den Hof lagen andere Werkstätten; in manchen war überhaupt keine Jade. Yu Shan schloss sie mit Bedacht auf, ging hinein und riss ihre Fensterläden weit auf. Allein schon zu wissen, dass der Stein vor ihm lag – bald jetzt, bald! -, brachte ihn dazu, sich Zeit zu lassen. Wenn das nur keine Perversion war … Er kannte Leute, die es so genannt hätten.
Er hatte Leute gekannt, die es so genannt hätten. Jetzt hatte er ein neues Leben; er kannte niemanden.
Doch die, die ihn gekannt hatten, hätten seine Sturheit wiedererkannt, in der er das, was er am meisten wollte, nur aus dem Augenwinkel betrachtete, während er seinem Herrn zeigte, dass er sich zu beherrschen wusste.
Eine nach der anderen erreichte er die Türen, hinter denen sich Schätze verbargen. Schloss die erste auf und ging hinein. Atmete die Luft, die die Jade die ganze Nacht über geatmet hatte, und spürte, wie der Schmerz und das Leid seiner eigenen Nacht ruckartig einen Schritt zurückwichen; dann einen zweiten.
Er öffnete die Fensterläden, sodass Licht hereinfiel und der Stein in seinen Augen sang; und ging rasch wieder hinaus, den Rücken all der Jade zugekehrt, und ging zur nächsten Tür und öffnete sie.
Zum Schluss kam das Beste: die Tür, hinter der sich der Wunderstein verbarg. Und er dachte nicht einmal daran, mit den Fingern darüberzustreichen, als er beim Hineingehen oder auf dem Rückweg daran vorbeikam. Seine Augen gierten danach, aber er wurde nicht schwach, blieb nicht stehen.
Er streckte den Schlüssel aus, aber Meister Guangli sagte: »Nein, behalt ihn. Du kannst zu Sonnenuntergang wieder abschließen, sobald du die Werkstätten ausgefegt hast, wie ein Lehrling es tun sollte.«
Du kannst dich aussperren, sagte er damit. Es ist eine Prüfung.
Doch zuvor führte er Yu Shan in eine der Werkstätten und sagte: »Ich nehme an, du kannst nicht lesen, Junge, nicht wahr?«
»Nein, Meister.«
»Du wirst es lernen müssen, wenn du Jadeschnitzer werden willst. Ich nehme an, ich kann dich unterrichten lassen. Doch bis dahin … Jeder Junge sollte seinen Namen schreiben können. Setz dich dahin« – auf den Boden, eine alte Kiste wie einen Tisch vor sich – »und nimm die hier.« Ein Blatt Papier, Pinsel, Tintenstein und Wasserpipette. »Du weißt doch, wie man Tinte reibt?«
Das wusste er; er hatte dabei zugesehen. Sie waren in den Bergen schließlich keine Barbaren. Sie schrieben Briefe. Sein Onkel konnte schreiben. Und hatte angeboten, ihn zu unterrichten, aber er hatte keine Notwendigkeit gesehen.
Er rieb Tintenstein und vermischte ihn mit Wasser. Guangli setzte sich neben ihn, nahm den Pinsel und schrieb zwei Schriftzeichen oben aufs Blatt: »Yu Shan. Jade-Berg. Ein starker, eindeutiger Name, mit starken, eindeutigen Schriftzeichen. Siehst du ihn jetzt zum ersten Mal geschrieben?«
Eigentlich nicht, aber er nickte dennoch, um dem Jademeister eine Freude zu machen.
»Sieh noch
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