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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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Werkzeuge, und rings um den Stein und auf dem Tuch darunter konnte man verstreute glänzende Splitter sehen. Der Kaiser war zur anderen Seite gegangen und schaute, streckte die Hand aus, berührte den Stein …
    Sie folgte ihm, weil niemand versuchte, sie aufzuhalten.
    Sobald sie es sah, wollte auch sie die Arbeit berühren, die an diesem Stein geleistet worden war, die erste Andeutung seiner Formung. Jade gehörte dem Kaiser; sie wagte es nicht, bis er sich nach ihr umsah, sie entdeckte und sie näher heranwinkte.
    Das war alles, was es brauchte. Jade gehörte dem Kaiser, aber das tat sie auch.
    Dann stand sie an seiner Seite und streckte selbst die Hand aus, um den Stein zu berühren. Ihre Finger fanden Scharfes und Glattes und Raues; und, ja, Raues dort, wo der Stein aus dem umgebenden Fels geschlagen worden war und die Werkzeuge des Schnitzers ihn noch nicht berührt hatten. Und alles, was er schon getan hatte, war grob und skizzenhaft, nur die ersten Schritte auf einer langen Reise, und doch …

    Weil sie irgendetwas sagen musste, weil die Stille groß und zart und furchtbar war, und weil sie nicht über das Stück reden konnte, weil es der Stille innewohnte, sprach sie stattdessen über den Mann; sie sagte: »Wie kann er hier drinnen arbeiten, wo es so wenig Licht gibt?«
    Die Sonne schien in den Hof, dem seine Arbeitsbank zugewandt war. Die Werkstatt war ohnehin schon düster, aber das Gesicht, das er geschnitzt hatte, lag in tiefen Schatten.
    »Jade hilft uns, im Dunkeln zu sehen. Woher sollte ich sonst wissen, wie schön du nachts bist?«
    Die Schmeichelei war Absicht; sie besagte: Ich weiß auch nicht, was ich sagen soll. Zugleich war sie großzügig; sie bedeutete, dass Mei Feng sagen konnte: »Aber er ist kein … kein Jadeesser. Der Schnitzer, meine ich.« Das hieß: Er ist überhaupt nicht wie ihr beiden – und ihr beiden gleicht einander so sehr.
    »Nein, aber er hat sein ganzes Leben mit Jade verbracht, sie berührt, zugeschnitten und geschliffen. Splitter unter seinen Fingernägeln, Staub in der Luft. Er hat sie eingeatmet und verschluckt, ganz gleich, wie gut er aufgepasst hat. Stück für Stück ist sie ihm ins Blut geraten. Wenn er nicht im Dunkeln sehen könnte – nun, wie könnte er dies schaffen, wenn er die Drachin nicht im Stein sehen könnte?«
    Das war wahr. Es war schon offensichtlich, dass sie immer da gewesen war und nur darauf gewartet hatte, freigelegt zu werden.
    Mei Feng ließ ihre Finger noch einmal über die Rauheit der Schuppen, das glatte Fließen des Wassers, die
erste Andeutung des Fluges gleiten. Ihre Hand berührte die des Kaisers; nach einem Augenblick schlossen sich seine Finger um ihre, wie ein abwesendes Lächeln.
    »Majestät?«
    Das war Ban Hsu, der in der Tür stand, neugierig und zugleich besorgt. Wie sollte sich ein Jademeister auch sonst fühlen, wenn er sah, wie der Kaiser persönlich und physisch Anspruch auf sein schönstes Stück erhob?
    »Ja. Wir kommen schon.«
    War dieses wir einfach sein kaiserliches Vorrecht oder schloss es sie mit ein? Seine Hand hielt sie fest; das war in gewisser Weise eine Antwort. Seine andere Hand strich mit einem Finger durch den Jadestaub auf der Bank und führte ihn an die Lippen, auf die Zunge. Sie fragte sich, wie es wohl war, Stein zu essen, der nicht in Essen oder Wein gemischt war, wie es wohl schmecken mochte: sicher körnig und trocken …
    Dennoch lutschte er am Finger, als er sie auf den Hof hinauszog. Er war immer noch entschlossen, bestimmt, aber sie dachte, dass etwas sich in ihm geändert hatte, als sei diese kalte Wut in den Stein gesickert, sodass er immer noch kaiserlich, aber nicht länger bösartig war.
    Hatte irgendein Kaiser vor ihm je mit einer Konkubine an seiner Seite, Hand in Hand mit ihr, Gerechtigkeit geübt? Es hatte viele Kaiser gegeben, und einige von ihnen hatten Frauen sehr geliebt, aber sie hielt es dennoch für unwahrscheinlich.
    Er sagte: »Schnitzer.«
    »Majestät.« Der Mann sprach natürlich in den Kies,
aber seine Stimme war gerade kräftig genug, um sie zu erreichen.
    »Wie heißt du?« Kein Mann sollte namenlos sterben. Das war Gesetz. Genauso, wie kein Mann – und keine Frau, kein anmaßendes Mädchen – je den Namen des Kaisers im Munde führen sollte.
    »Guangli, Majestät.«
    »Guangli.« Wahrscheinlich würde kein Mensch sich je wünschen, dass der Kaiser unerwartet seinen Namen im Munde führte. Ihrer entzückte sie, wenn er ihn aussprach; der dieses Mannes war hier und jetzt

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