Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
und dem Jungen erzählen.«
»Dem Jungen …?«
»Ja. Ihr habt die Drachin gesehen, aber auf den Jungen kommt es jetzt an. Wenn irgendjemand diese Drachin in Schach hält, ist es der Junge.«
Und doch konnte das Mädchen den Jungen kaum in Bewegung halten; er schlich langsam und abwesend voran. Er war kein Bollwerk, wenn er auch alles war, was sie hatten.
Gemeinsam bewegte sich die Gruppe vom Hafen hinauf durch die Unterstadt, durch das Kaufmannsviertel bis in die exklusiven, breiten Alleen, an denen der Palast des Gouverneurs und die Anwesen lagen, die die Jademeister hatten bauen lassen, um seines zu überstrahlen:
Ihre Häuser waren luxuriöser, ihre Gärten ausgedehnter, ihre Bäume exotischer und wunderbarer. Er regierte schließlich nur im Namens des Reichs. Sie dagegen gingen mit dem Stoff um, aus dem das Reich bestand: der Jade selbst. Sie waren das lebende Bindeglied zwischen dem Berg und dem Thron. Der Jade-Mann liebte sie am meisten …
Der alte Yen war natürlich schon einmal hier gewesen. Der Hauptmann nicht. Welchen Grund hätte ein einfacher Soldat auch gehabt, den Sohn des Himmels aufzusuchen? Er betrat ein Reich der Unsicherheit – und das, obwohl er schmutzig und erschöpft war und die Verantwortung für dubiose Fremde trug.
Doch er hielt sich wacker. Bei jeder Kontrolle sagte er: »Ich habe hier Männer vom Festland, die eine Nachricht für den Kaiser haben«, und bei jeder Kontrolle wurden sie durchgelassen. Sein eigener Rang brachte ihn ein Stück weit: an der Palastwache vorbei, durchs Palasttor, in den öffentlichen Hof. Der alte Yen rechnete fast damit, dass Mei Feng sie vor das Angesicht des Kaisers führen würde.
Keine Mei Feng – aber ein Adjutant erschien. Er hörte den Hauptmann an, musterte die ganze Gruppe – den Arzt, den Jungen in seinen Ketten und das Mädchen, das ihn halb stützte, den Piratenkapitän – und führte sie am Ende in die große Halle, wo der Jadethron stand.
Der leer war, während ein Mann auf einem Hocker daneben saß. Nicht der Kaiser.
Der Adjutant ging mit gutem Beispiel voran: ein Stück weit über den Boden des Saals gehen, sich niederwerfen,
den Kotau vollziehen. Dies war vielleicht nicht der Kaiser, aber man musste doch den Kotau vollziehen. Sich auf die Knie aufrichten, vorwärtskriechen, noch einen Kotau machen.
Unerwartet – und unpassenderweise – war das Mädchen Tien die Erste, die sprach; die den Kopf so abrupt hochriss, dass der alte Yen keine Zeit hatte, nach ihr zu greifen und sie wieder nach unten zu drücken. »Seine Majestät …«
»… ist nicht hier«, antwortete der Mann beinahe freundlich. »Der Sohn des Himmels ist anderswo. Ich bin General Ping Wen. Still jetzt« – als sie sich beinahe noch einmal von Dringlichkeit übermannen ließ -, »wir werden uns gleich unterhalten. – Yi, auf ein Wort …«
Er winkte den Adjutanten heran und führte ein geflüstertes Gespräch mit ihm. Einer nach dem anderen hoben alle den Kopf, setzten sich auf ihre Fersen; sahen sich mehr oder minder staunend um, beobachteten die beiden beim Thron mehr oder minder besorgt.
Schließlich winkte der General seinen Adjutanten beiseite. »Sehr gut, jetzt habe ich verstanden. Die Wachen sollen uns allein lassen. Ihr auch, Yi.«
»Exzellenz …« »Ja, ja. Geht, geht.« Er verscheuchte den Adjutanten mit einer Handbewegung. »Sofort. Dies ist ein … unerwartetes Ende des Tages für mich. Wer von Euch ist der Armeehauptmann? Sehr gut. Erzählt mir Eure Geschichte, so geordnet Ihr könnt.«
»Exzellenz, dieser Mann hat darum gebeten, direkt zum Kaiser geführt zu werden …«
»Aber der Kaiser ist nicht hier, und ich sitze als Regent an seiner Stelle. Ihr könnt unbesorgt sprechen.« Und, als der Hauptmann noch einmal zögerte: »Schnelligkeit wäre mir auch willkommen. Ihr seid mit Euren Männern auf dem Festland gewesen …?«
»Ja, Exzellenz, wir haben eine Ladung Reis zur Abholung nach der Ernte sichergestellt und getan, was wir konnten, um das Wohlbehagen der Rebellen zu stören: Lagerhäuser niedergebrannt, Patrouillen angegriffen. Wir wurden wie abgemacht vom Boot dieses Mannes abgeholt …«
»Ach ja, der Fischer. Wir sind uns schon begegnet, nicht wahr?«
»Ja, Exzellenz. Ich habe dem Kaiser schon einmal eine Nachricht gebracht.«
»Ich erinnere mich. Warum bist du jetzt hier? Nicht aus Anmaßung, hoffe ich. Wenn ein Mann einmal empfangen wird, heißt das noch nicht, dass er auch ein zweites Mal empfangen werden wird. Besonders, wenn
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