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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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gelernt hatte. Der alte Yen nahm an, dass man über eine rasche Auffassungsgabe verfügen musste, wenn man bei Hofe lebte und diente. Sogar wenn – nein, besonders
wenn – dieser Hof ein Schlachtfeld oder eine staubige Landstraße war. Oder eine Bastarddschunke, die von einem alten Mann durch den Nebel gesteuert wurde oder …
    Er wusste nicht, wo der Kaiser sich mittlerweile aufhielt. Wohin Mei Feng gegangen war. Vielleicht hätte er es in Erfahrung bringen sollen. Sie hatten auf Taishu lange Zeit nicht über eine rasche Auffassungsgabe verfügt, da es hier keinen Grund zur Eile gab, weil sich hier nie etwas änderte. Jetzt war die Welt eine andere, und dies war ihre erste Lehre.
     
    Er wusste kaum, wo er selbst war: auf seinem Boot, Tag und Nacht, in Santung oder im Hafen von Taishu oder irgendwo dazwischen, wie jedes andere Wasserfahrzeug auf der Meerenge. Sogar die Dschunken der Jademeister waren zum Dienst gezwungen, um die Mutter des Kaisers zusammen mit dem ganzen Hofstaat und allen Schätzen der Verborgenen Stadt überzusetzen.
    Yen selbst transportierte größtenteils Soldaten. Sogar Schreiber und Laufburschen hatten während der langen Monate auf dem Marsch gelernt, Soldaten zu sein; jetzt war es schwer, einen Unterschied zu erkennen, abgesehen davon, dass manche von ihnen lesen konnten. Sie waren alle gleichermaßen verhärmt, gleichermaßen hungrig; ihre Ausdrucksweise war so rau wie ihre Haut, die Pocken und andere Krankheiten, Fährnisse und Schlachten mit Narben überzogen hatten. Harte Männer ohne Hoffnung, die diese letzte Reise mitmachten.
    »Ho! Zurr ihn fest, oder du verlierst ihn!« Den Strick
ebenso wie den Wind – und wenn das Segel erst losgerissen war, auch den Weg durch dieses wogende Meer …
    Der Junge, den er anschrie, sprang zu dem Seil zurück, zurrte es ordentlich fest und sah mit entschuldigender Geste auf.
    Der alte Yen hielt seine Ungeduld fest im Zaum. Der Junge war kein hoffnungsloser Fall, er lernte schnell. Aber er war nicht Mei Feng …
    Seine neue Mannschaft bestand aus diesem Jungen, Pao, und einem anderen namens Kang, der sich für einen Mann hielt und zum Beweis einen Schnurrbart trug. In Yens Augen waren beide noch Kinder. Er hatte um Männer gebeten und diese ober flächlichen, unreifen Jungen bekommen.
     
    Heute würde noch nicht einmal seine Li-Göttin gnädig sein. Es war am frühen Morgen wieder neblig gewesen, aber das war lange vorbei; seitdem war der Himmel klar, die Meerenge ruhig. Der Wind reichte gerade aus, ein Boot mit Schwung auf den Weg zu bringen. Alles, was der alte Yen über das Wetter wusste, hatte einen leichten Segeltag versprochen, ideal, um den beiden grünen Jungen beizubringen, wie das Boot sich verhielt.
    Jetzt aber brüllte er Anweisungen im Toben und Krachen eines Sturmwinds, und das Boot krängte in schwerer See. Das konnte es aushalten und er auch; bei der Mannschaft war er sich nicht sicher. In gewisser Weise war wohl auch dies eine gute Übung, aber …
    »Kang! Verstau die Fässer da, sonst gehen sie über Bord!«

    Die Fässer waren schon festgezurrt, aber Stricke können unter dem Druck der Wellen reißen. So ergeht es auch den Nerven von Jungen unter der Belastung ihres ersten Sturms. Es würde Kang besser gehen, wenn er etwas Einfaches, Körperliches zu tun hatte. Der alte Yen verstand es selbst nicht, aber er wusste, wie er durch dieses Wetter segeln konnte; der Kapitän war für die Moral der Mannschaft verantwortlich, und auch dafür, sein Boot sicher in den Hafen zu steuern.
    Aber das Boot stand an erster Stelle. Eine Mannschaft konnte man ersetzen; ein Boot war unbezahlbar. Besonders jetzt. Sogar nach dieser gehetzten Evakuierung würde es Gesandtschaften und Verhandlungen, Reislieferungen und Raubzüge geben, ein endloses Hin und Her von Menschen und Waren über die Meerenge.
    Solange die Meerenge – und seine Göttin – es gestatteten. Am Himmel standen dunkle Schatten, die ihm überhaupt nicht gefielen. Sogar die Strömungen hier waren plötzlich verändert; er spürte gewaltige Verwirbelungen in der See unter sich. Er würde das Boot wenden, und sie konnten nach Hause fahren, es war noch …
     
    Es hätte noch nicht zu spät sein sollen. Sogar ein Sturm, der ohne Vorwarnung aufzieht, benötigt eine Weile, seine ganze Kraft aufzubauen; das schenkt den Seeleuten Zeit. Kein Sturm, den der alte Yen bisher erlebt hatte, hätte das hier tun können: einen Schleier über den Himmel werfen, der weder Wolke noch Rauch war,

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