Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Pfade können dennoch Leben tragen: das Keuchen schwer beladener Männer und Frauen, das Stapfen nackter Füße über festgetretene Erde. Zwillingskörbe hängen von Bambusjochen auf ihren Schultern. Jeder Korb ist mit Brocken und Klumpen,
Beuteln voller Splitter gefüllt – Jade, die weiter oben in den Bergen abgebaut wird. Es erfordert Geschick, sie zu balancieren, und schiere Kraft, sie zu tragen. Diese Leute verfügen über beides. Dies ist ihr Leben, ihre Reise: Sie leben lange, aber ihre Reise ist kurz, von den hochgelegenen Bergwerken zur Wagenstraße und wieder zurück.
Folgt den alten und neueren Pfaden, steigt höher und höher! Jetzt – durch die lastende Schwüle des Waldes, durch Schatten, die so dicht sind, dass ihr Gewicht wie Seide auf der Haut liegt – kann man gedämpfte Geräusche von Holz auf Stahl hören, von Stahl auf Stein, die Arbeit eines Bergwerks.
Die Clans beherrschen die Täler; Familien beherrschen die Bergwerke.
Gebäude scharen sich um den Fuß eines Felsens, eine dieser unerwarteten Verwerfungen, die den Wald hier und da durchbrechen, wie grobe Treppenstufen für die Götter. Wenn das Bergwerk neu ist, die Familie klein, gibt es vielleicht nur ein oder zwei einfache Hütten aus Holz und geflochtenen Palmblättern. Wahrscheinlich ist die Mine schon länger erschlossen, denn es gibt nur wenige Adern, und die sind schwer zu finden. Die Siedlung bei einem schon lange betriebenen Bergwerk ist vielleicht ein nahegelegenes Dorf: mit steinernen Gebäuden, Wasserkanälen und Gemüsegärten, einer Horde nackter Kinder und dem Gefühl, dass sich hier schon viele Generationen eingerichtet haben.
Die Mine selbst sieht von außen nicht nach viel aus – nur eine Spalte in der Felsoberfläche. Es gibt eine lange
Reihe von Clanfehden, von Plünderern, die über den Bergrücken gekommen sind; kein kluger Bergmann hat den Eingang zu seinem Bergwerk je breiter gemacht, als dass ein einziger Mann ihn verteidigen könnte, während seine Familie hinter seinem Rücken Schutz findet.
Nirgends innerhalb der Mine gibt es viel mehr Platz, es sei denn, das Flöz wird plötzlich von einer Höhle unterbrochen. Das kommt vor; diese Berge sind zur Hälfte ausgehöhlt, mit Blasen durchsetzt wie ein schlechter Bronzeguss. Der Fels, der sie zusammenhält, kann so hart wie Bronze sein – und noch schwieriger zu bearbeiten. Die Bergarbeiter hauen nur weg, was sie unbedingt abschlagen müssen, und folgen dem gewundenen Verlauf, den Jade bevorzugt.
Die Arbeit ist langsam und anstrengend; ein geübter Mann arbeitet manchmal den ganzen Tag lang und fördert doch nur eine Handvoll Abschläge zutage. Von Tal zu Tal, von Bergwerk zu Bergwerk graben Familien den immer schmaler werdenden Adern nach, immer tiefer ins Dunkel hinein, weil sie genügsam sind, weil sie arm sind, weil die Jade nicht ihnen gehört. Alle Jade ist kaiserliche Jade, sie gehört dem Kaiser und muss zu ihm gelangen. In der Zwischenzeit schicken sie ihre kühnsten Mitglieder auf der Suche nach neuen Flözen noch höher hinaus, während die Alten den Boden nach jeglicher kümmerlicher Ader absuchen, die sie zuvor vielleicht übersehen haben.
Einmal in einem langen Leben erwacht vielleicht ein Flöz, das ausgebeutet zu sein scheint, zu neuem Leben
und gibt herrlichen Stein frei. Vielleicht einen einzigen, wunderbaren Brocken, vielleicht eine ganze neue Ader; das können sie nicht wissen, bis sie sich dahin vorgearbeitet haben. Bei schlechtem Licht, in schlechter Luft, eingezwängt und verdreht, halb erdrückt unter dem gewaltigen Gewicht der Berge graben sie um ihre Zukunft – Verlust oder Wunder – zu finden.
Vielleicht auch beides.
3
D er alte Yen war sein ganzes Leben lang Fischer gewesen.
Jetzt, in hohem Alter, war er Fährmann; hin und zurück über die Meerenge, mit verschwenderisch leerem Boot auf dem Hinweg und gefährlich überladenem auf dem Rückweg.
Noch schlimmer: Er war der Fährmann des Kaisers, dessen Gunst ihn berührt hatte. Berührt und verbrannt. Niemand kommt dem Ruhm so nahe und kommt ungeschoren davon.
Mei Feng war fort. »Er will sie«, hatte ein Funktionär gesagt. »Er bietet an, sie von dir zu kaufen: Er ist der Sohn des Himmels und von Natur aus großzügig. Aber er ist dein Herr. Es wäre … diplomatisch von dir, sie ihm zum Geschenk zu machen, um seine Großartigkeit auf Taishu willkommen zu heißen.«
Sie hatten rasch gelernt, Taishu zu sagen; sie hatten es vom Kaiser gelernt, der es seinerseits von Mei Feng
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