Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Segeln am einsamen Mast – Segeln, die sich im Frachtraum vollgesogen hatten, aber das half ihnen, die Luft zu halten – fuhren sie nach Osten.
Sie fanden sich längsseits der Schmiede wieder, wo der alte Yen sehr, sehr oft Fische als Gabe auf dem Landesteg hinterlassen hatte, entweder nach guten Fahrten oder nach schlechten, denn wenn sein Fang schlecht war, dann ging es allen so, und die Mönche sollten trotzdem nicht hungern.
Der Landesteg war völlig verschwunden; eine knappe Handvoll alter Pfähle, die wie Finger aus dem Meer emporragten, war noch übrig. Kein Wunder. Die Mönche würden hart arbeiten, um ihn wieder aufzubauen. Er konnte ihnen Holz von der Bootswerft seines Sohnes bringen, und Männer zur Hilfe, so viele, wie sie wollten; die Sergeanten würden froh über die Bitte sein. Untätige Männer machten Ärger, während harte Arbeit sie genug ins Schwitzen bringen würde, um sie ruhigzuhalten.
Vielleicht würden die Mönche neue Novizen unter ihnen finden. Er hatte schon früher mehr als einen Soldaten zur Schmiede gefahren, der von der Truppe irgendeines Mandarins desertiert war.
Immer noch schallte kein dröhnender Hammerklang
von der Insel herüber; seit der Nacht, als er im Nebel dem Kaiser begegnet war, hatte er keinen mehr gehört. Die Stille gefiel ihm nicht – überhaupt nicht. Selbst über das Tosen der Brecher hinweg hallte sie in seinem Kopf wie eine große, zerbrochene Glocke wider.
Grimmig, aber immer noch mit der nötigen Sorgfalt eines Seemanns, lenkte er sein Boot ans Ufer, wo es auf die Felsen auflaufen konnte. Er wusste genau, wo zwei Felsbrocken wie zerbrochene Zähne lagen, genau eine Bootsbreite voneinander entfernt. Wenn man den richtigen Zeitpunkt und die richtige Welle abpasste, konnte man sich davon genau dazwischen tragen lassen. Das Boot würde dann leicht in ihrem Griff abgelegt werden, fest genug, um es bei Ebbe dort zu halten, nicht so fest, dass es daran gehindert worden wäre, frei zu treiben, wenn das Wasser wieder stieg.
Mit Mei Feng hätte er sich vorsichtig, aber selbstbewusst daran herantasten können, auch wenn das Boot sich in einem solchen Zustand befand und in der Dünung krängte, weil die große Wassermasse in seinem Bauch umherschwappte. Ohne Mei Feng, nur mit diesem hilfsbereiten, aber unerfahrenen Jungen als Unterstützung – nun ja, er nahm fast an, dass sie beide unter den Brechern enden und gegen die Felsen geschmettert werden würden, während sämtliche Holzteile seines Boots geborsten um sie herumtrieben.
Sie hatten überlebt, ja, aber jeder überlebt nur so lange, bis der Moment kommt, den er nicht überlebt.
Er sah die Insel an, deren hoher, felsiger Schatten über ihm aufragte, und es tat ihm fast leid, solches Vertrauen
in seine Göttin zu setzen. Denn das hieß, dass er auch an Vorzeichen glauben musste, dazu war er verpflichtet. Das Schweigen des Hammers war wie ein weiterer Schatten, der sich bis weit in die Zukunft erstreckte. Yen dachte an den Tsunami, daran, wie Wind und Wasser zu tollkühner Barbarei aufgemischt worden waren, an den Schleier, der wie der Schatten eines sehr, sehr düsteren Gedankens auf dem Himmel gelegen hatte.
Er dachte an eine Drachin, kam nicht umhin, an sie zu denken.
Eine Drachin, die sich regte, erwachte. Nicht mehr angekettet.
4
M ei Feng hatte sich nie ein solches Leben, solch eine Veränderung ausgemalt. Wie hätte sie das auch tun können?
Sie hatte sich nie irgendeine Art von Leben ausmalen müssen. Ihr Leben war immer klar vorgezeichnet gewesen: Sie würde einen Fischer heiraten und ihm Söhne gebären. Sie war ein mutiges Mädchen; vielleicht würde sie sich außerhalb ihres Dorfs einen Mann suchen. Denn sie war gewiss nicht sehr beeindruckt von den Jungen gewesen, mit denen sie aufgewachsen war. Sie ließ nicht zu, dass ihr Großvater einen von ihnen als Lehrling in die Mannschaft aufnahm, solange sie besser war. Das war sie: vielleicht nicht stärker, aber sie arbeitete härter, war klüger und schneller. Sie hatte nicht vor, sich ihren Ehemann unter Jungen zu suchen, die ihr als Schiffskameraden nicht gut genug gewesen waren.
Wenn sie solche Dinge sagte, lachte ihr Großvater sie aus. Wart nur ab, sagte er. Er dachte vielleicht, dass sie gegen ihren Willen Zuneigung zu jemandem entwickeln und so einen finden würde, der das Boot bemannen konnte und geeignet war, es zu erben, wenn Yen selbst
zu alt wurde hinauszufahren, da seine eigenen Söhne es nicht wollten.
Das war ihr Leben, ihre
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