Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Fischermädchen Fragen gestellt zu bekommen. Es schien das zu sein, was er wollte, aber seine Zeit war um. Aus der Kajüte ertönte ein verzweifelter Aufschrei; der Kaiser
seufzte und richtete sich langsam auf. Kein Versteckspiel; er zwang die Leute nicht, nach ihm zu suchen. Das gefiel ihr.
Fußgetrappel auf den Planken. Es gefiel ihr auch, dass er seinen Schutz wie einen Umhang um ihre Schultern legte. »Das hier ist Mei Feng, und ich glaube, dass die Götter sie auf dem Wasser zu uns geführt haben. Seht, dies sind ihre Kleider, die ich gefunden habe, wie zum Zeichen, dass wir auf der Drachenträne willkommen sein werden; ihre Augen und die ihres Großvaters werden im Nebel den rechten Weg für uns finden.«
Danach konnte man sie noch nicht einmal schlagen, weil sie nicht respektvoll genug gewesen war, obwohl sie nun pflichtergeben auf den Knien lag und den Kopf aufs Deck presste.
Sie konnte nichts außer seinen Füßen sehen, die so nackt wie ihre und beinahe genauso schmutzig waren. Doch seine Stimme war noch immer klar, wild entschlossen, als er sagte: »Ich will sie bei mir behalten, an meiner Seite. Sorgt dafür, bevor wir an Land gehen. Zahlt dem alten Mann, was auch immer er für sie verlangt.«
Zwei
DAS GEWICHT DER JADE
1
D runten im Dunkeln, in der Tiefe: Träumte sie? Nach so langer Zeit, zermalmt unter solcher Last und so fern vom Licht, wäre es ein Wunder gewesen, wenn ihr auch nur ein Traum vom Himmel geblieben wäre, irgendeine Erinnerung an die Freiheit.
Und doch war sie selbst ein Wunder, sie, die einst ganz aus Hitze und Hatz, Reißen und Verzückung, bestanden hatte.
Dort unten im kalten Würgegriff des Ozeans – in ihren Wassern, ihren, die jetzt ihr Kerkermeister waren – war sie noch immer wunderbar.
Vielleicht träumte sie wirklich, obwohl sie verloren war; vielleicht reichte ein Fädchen ihres großen Verstandes noch immer in diese schmerzensreiche Welt zurück.
Vielleicht träumte sie, dass es Bewegung gab, Veränderung.
Eine Verlagerung, ein Nachlassen des fürchterlichen Gewichts der Ketten.
Zerbrochene Glieder.
Vielleicht.
Vielleicht konnte sie, wenn sie daran zu denken vermochte, es wagen, sich selbst zu rühren, ein Bein zu berühren, um zu sehen, was geschehen würde …
2
D as Herz der Welt besteht aus Stein. Das ist bekannt. Auch das Herz der Insel Taishu besteht aus Stein, weshalb Taishu auch das Herz des Kaiserreichs bildet, obwohl es bis zum Herzen im Meer steht und so weit wie nur möglich von der Verborgenen Stadt entfernt liegt. Man nennt Taishu die Jadeträne – das bedeutet: die Drachenträne – weil es tropfenförmig ist, sein Herz rein, seine Kümmernisse und sein Wert bekannt sind; es könnte genauso gut »das Jadeherz« heißen, weil Tränen und Herzen dieselbe Form haben und den gleichen Gesang anstimmen können.
Das Herz des Kaiserreichs ist Jade; der Kaiser ist der Jade-Mann. Ohne Jade kann er den Thron nicht halten. Das heißt, dass er den Thron nicht halten kann, wenn er Taishu nicht hält.
Das Herz Taishus ist Jade; das heißt, dass im Herzen Taishus die Berge liegen, und hier in den Bergen, wo die Drachin weinte, liegen die Adern, die Bergwerke, in denen Jade aus anderem Gestein herausgebrochen wird.
Im Herzen Taishus also, im Herzen des Kaiserreichs,
leben diejenigen, die den Kaiser nie gesehen haben, durch ihre Arbeit ihm aber am nächsten stehen: diejenigen, die in engen Tälern und dunklen Löchern leben, arbeiten und sterben, diejenigen, die Jade fördern.
Jedes Tal in den Bergen hat unergiebige Schächte, enttäuschte Hoffnungen. Sie sind heute überwuchert, die Wege dorthin vergessen; Bäume und Ranken erobern den Boden zurück, Bäche bahnen sich neue Wege zu ihrem alten Lauf hinab, der Fels bleibt unter allem unverändert.
Manche Täler sind voller Gruben und Bergwerke, tiefer vernarbt, wo Adern ausgebeutet worden und die Clans weitergezogen sind. Auch hier haben die Wälder und Regengüsse überwuchert oder zerstört, was über Tage gebaut wurde, Hüttenlager und ganze Dörfer. Unter Tage krümmt sich Leere in engen Durchgängen durch angenagten Stein; nur wenig zeugt von der Arbeit ganzer Generationen. Kein grüner Schimmer mehr in diesen Steinwänden, keine Abschläge oder Splitter auf dem roh behauenen Boden. Wo Bergarbeiter schürfen – für den Kaiser, wohlgemerkt! -, braucht man später nichts mehr zu suchen. Sogar der Staub wird zusammengefegt und durchsiebt, um jeden Jadekrümel zu finden.
Tote Täler und alte
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